Schöne Idee, holpriger Weg: Warum es mit den Wander- und Bike-Routen zwischen Cala Millor, Artà und Cala Ratjada auf Mallorca noch nichts geworden ist

Cala Ratjada, Cala Millor, Artà - auch die beliebten Urlaubsorte sollen an ein neues Wander- und Mountainbike-Netz namens "GR East Mallorca" angeschlossen werden. Doch das ist leichter gesagt als getan

Mehr Mountainbike- und Wanderstrecken sollen den Inselosten beleben.

Mehr Mountainbike- und Wanderstrecken sollen den Inselosten beleben. / Roxybike

Sophie Mono

Sophie Mono

Ein durchdachtes, gepflegtes und gut ausgeschildertes Netz aus Wander- und Mountainbikestrecken, insgesamt knapp 200 Kilometer lang, auf kleinen und großen Routen von Manacor über Sant Llorenç, Son Servera und Capdepera bis nach Artà – so stellen sich seit mehreren Jahren die betroffenen Gemeindeverwaltungen im Inselosten ein Projekt vor, das sie am liebsten eher heute als morgen umsetzen und bewerben würden. Ideen dazu gibt es zuhauf, auch der Name „GR East Mallorca“ steht schon lange fest. Und doch will das Projekt einfach nicht in die Gänge kommen.

Die Schuld daran sieht die oppositionelle PP ganz klar im links regierten Inselrat von Mallorca. Seit 2018 hätten die Kommunen ihre Vorschläge gesammelt und ausgearbeitet, „und seit 2020 hat Inselratsvorsitzende Catalina Cladera die Entwürfe in der Schublade, aber es passiert einfach nichts“, klagt der Vorsitzende der konservativen Partei auf Mallorca, Llorenç Galmés, jetzt in einer Pressemitteilung an. Der Inselrat habe keinerlei technische Lösungen für das Projekt bereitgestellt – obwohl es doch ideal in die Bestrebungen passe, Mallorca auch im Winter attraktiver für Besucher zu machen und als qualitativ hochwertige Destination zu verkaufen. Zumal ein gewisser Zeitdruck bestehe: Nach der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook im Herbst 2019, die vor allem die Wirtschaft im Inselosten schwer traf, war für das Projekt eine Subvention von 1,5 Millionen Euro aus Madrid in Aussicht gestellt worden – so denn alles spätestens 2023 in trockene Tücher gebracht wird. „Trotzdem gab es im Inselrat keinerlei politischen Willen in diese Richtung“, so Galmés.

Defizitäre Projektvorschläge

Der Inselrat aber lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen und gibt die Zügel nicht aus der Hand. „Wir haben vor mehr als drei Jahren über die Presse von der Idee der Rathäuser erfahren, die damit warben. Da es sich um eine gemeindeübergreifende Angelegenheit handelt, greift das Wegegesetz (Ley de caminos), das wiederum in unserer Kompetenz liegt. Die Rathäuser haben also gar keine Entscheidungsgewalt darüber“, sagt Umweltdezernentin Inmaculada Férriz. Mehrmals habe man die Gemeinden dazu gedrängt, die konkreten Vorschläge vorschriftsgemäß beim Inselrat einzureichen. Man habe den Verantwortlichen der Rathäuser regelrecht hinterherrennen müssen, damit sie die nötigen Unterlagen abgaben. Auch zu mehreren Treffen hätte der Inselrat eingeladen.

Seit ein paar Monaten seien die Projekte nun eingereicht, allerdings habe jedes Rathaus sein eigenes Süppchen gekocht. „Wir brauchen aber ein schlüssiges Gesamtpaket“, so Férriz. Zudem ließen die Projekte zu wünschen übrig. „Das macht es aktuell unmöglich, sie umzusetzen.“ Beispielsweise führten einige der vorgeschlagenen Routen an als gefährlich eingestuften Straßenabschnitten entlang. „Das ist heutzutage gar nicht mehr erlaubt.“ Andere schlängelten sich durch private Ländereien, ohne dass entsprechende Vereinbarungen mit den Eigentümern vorlägen. „Und wieder andere Abschnitte sind in die Via Verde integriert, dabei müssen wir zunächst abwarten, was mit ihr passiert, wenn der Tren de Llevant zurückkehrt“, so Férriz. Ob es in den kommenden Monaten noch zielführende Vorstöße gäbe, hänge von den Gemeinden ab. „Wir im Inselrat sind dafür offen, aber zunächst sind die Rathäuser im Zugzwang.“

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