Produktivität auf den Balearen höher als Arbeitgeber zugeben

Das sagen Wirtschaftsexperten mit Hinblick auf die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte auf Mallorca. Sie werfen Unternehmern vor, die Produktivität herunterzuspielen, um die Gehälter nicht zu erhöhen

Eine Kellnerin auf Mallorca bedient die Gäste

Eine Kellnerin auf Mallorca bedient die Gäste / Redaktion DM

Elena Vallés

Elena Vallés

Immer wieder klagen Arbeitgeberverbände über die angebliche geringe Produktivität auf Mallorca und den Nachbarinseln - und nutzen diese als Argument, die Gehälter ihrer Angestellten nicht nennenswert zu erhöhen. Dabei stimme die These gar nicht mit realen Daten überein, sagen nun Wirtschaftswissenschaftler des Sozial- und Wirtschaftsrats der Balearen. Vielmehr handele es sich um ein "ideologisches Dogma".

Einkommen kommt nicht bei Arbeitnehmern an

Tatsächlich liege das Pro-Kopf-Einkommen auf den Balearen längst nicht mehr so hoch, wie es in den 60er, 70er und 80er Jahren der Fall war. Damals hatten die Inselbewohner im Durchschnitt deutlich mehr Geld zur Verfügung als der spanische Durchschnittsbürger. Mittlerweile liege das Pro-Kopf-Einkommen auf den Inseln nur noch ganz knapp über dem spanischen Durchschnitt - und das trotz der florierenden Wirtschaft. "Die Inseln sind viel stärker gewachsen als andere spanische Regionen, das Einkommen ist aber nicht mitgewachsen, das ist eine Tatsache", so Ferran Navinés, einer der Forscher. "Viele führen das auf den Verlust an Produktivität zurück. Wir glauben aber, dass diese Aussage nicht wahr ist", so auch Wirtschaftsexperte Carles Manera. Entscheidend für den Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens sei die Saisonalität auf den Inseln.

Tatsächlich lägen die Balearen im Vergleich zu anderen spanischen Regionen hinsichtlich der Produktivität an sechster Stelle hinter dem Baskenland, Katalonien, Navarra und Madrid, die über leistungsstarke Industrie verfügen. Doch der Tourismussektor zeige sich auf den Inseln deutlich produktiver als in vielen anderen Regionen. "Dieses Wachstum der Produktivität ist auf die Verbesserung der technischen Effizienz der touristischen Einrichtungen zurückzuführen, was sich in einer besseren Dienstleistung niederschlägt. Auf den Inseln zahlen Kunden mehr, weil sich die Dienstleistungen verbessert haben. Daher generiert die Arbeitsstunde mehr Einkommen." Nur, dass dieses letztlich nicht angemessen bei den Arbeitenehmern ankäme. /somo

Abonnieren, um zu lesen