Führende Politiker fast aller Parteien haben am Mittwoch (2.8.) die radikalen Protestaktionen gegen Touristen auf Mallorca verurteilt. Am Dienstag hatte die links-separatistische Jugendorganisation Arran ein Video veröffentlicht, das Aktivisten dabei zeigt, wie sie Bengalfackeln vor Yachten zünden und Restaurantgäste an Palmas Paseo Marítimo erschrecken. Gleichzeitig drohte Arran mit weiteren Aktionen gegen den Massentourismus auf Mallorca.

"Die Regierung verurteilt diesen Vorfall", erklärte die balearische Generaldirektorin für Tourismus, Pilar Carbonell. "Es ist klar, dass die Bürger jegliches Recht haben, ihre Kritik zu äußern. Das rechtfertigt aber keinesfalls, Personen oder Güter zu gefährden", fügte Carbonell hinzu.

Auch die Vertreterin der spanischen Zentralregierung auf den Balearen, Maria Salom (PP), verurteilte die Aktionen "aufs Schärfste". Die Protestform von Arran wertete sie als einen "Angriff", den die Nationalpolizei nun untersuchen müsse. Die Täter müssten gestellt werden, um "die Tourismusbranche zu schützen".

Der Fraktionssprecher von Ciudadanos, Xavier Pericay, machte den Linkspakt für solche Auswüchse mitverantwortlich: "Diese Regierung bekommt, was sie verdient", sagte er. Dabei forderte er die Linkspartei Podemos dazu auf, klar Stellung gegen solche Protestformen zu beziehen. Podemos ist auf den Balearen nicht an der Minderheitenregierung beteiligt, unterstützt diese aber bei den meisten Parlamentsabstimmungen.

Weitere Drohungen von Arran

Derweil rechtfertigte Arran - eine vorwiegend in Katalonien beheimatete Splittergruppe links-separatistischer Aktivisten - ihre Protestaktionen in Barcelona und Palma: "Die jungen Leute führen medienwirksame Aktionen durch, um das Thema zur Debatte zu stellen, weil der Tourismus uns ausbeutet und sich nichts verändert hat", hieß es in einer Erklärung. Der Massentourismus führe zu "prekären Arbeitsbedinungen, Vertreibung der Anwohner, überfüllten Straßen, dem Aus traditioneller Stadtteilläden und der Eröffnung von Geschäften für Touristen".

Bereits vor Bekanntwerden der Aktion an Palmas Paseo Marítimo hatte Arran in Barcelona für nationale und internationale Schlagzeilen gesorgt. Dort hatten am Donnerstag (27.7.) vermummte Aktivisten einen Touristen-Bus gestoppt, die Reifen zerstochen und mit einem Graffiti "Tourismus tötet die Stadtviertel" versehen. Per Twitter drohte Arran weitere Aktionen an. Nach dem am Dienstag veröffentlichten Video wird nun klar, dass die Gruppe dabei offenbar auch Mallorca im Visier hat.

Das Video von der Aktion auf Mallorca beginnt mit Bildern von der Kathedrale und Yachten im Hafen von Palma. Anschließend sieht man eine Gruppe von protestierenden Aktivisten, die Spruchbänder mit dem Slogan "Tourism kills Mallorca" hochalten, rote Bengalfackeln zünden und Touristen erschrecken, indem sie diese mit Konfetti bewerfen. Per Twitter fordert die Organisation auf: "Stoppt den Massentourismus, der Mallorca zerstört und die Arbeiterklasse der katalanischen Länder in die Misere stürzt!" Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" zufolge fand diese Protestaktion am 22. Juli am Paseo Marítimo in Palma statt. /tg

Das von Arran getwittere Video der Aktion auf Mallorca sehen Sie hier:

Die Attacke gegen den Tourismus-Bus in Barcelona sehen Sie hier: