Ein heftiges Gewitter in Verbindung mit einer Windhose (cap de fibló) hat am Samstag (29.8.) an der Nordwestküste von Mallorca Schäden angerichtet. Wegen zahlreicher umgestürzter oder entwurzelter Bäume mussten Abschnitte der Fahrbahn für den Verkehr gesperrt werden. In Folge der heftigen Niederschläge kam es zu Felsabgängen.

Vor allem im Gebiet von Port des Canonge mussten Einsatzkräfte von Feuerwehr und der Forstbehörde Ibanat die Fahrbahn von Bäumen und Ästen freiräumen. Der Inselrat von Mallorca hatte nach eigenen Angaben 21 Einsatzkräfte der Feuerwachen von Sóller, Calvià, Inca und Felanitx im Einsatz, um unter anderem die Fahrbahn von Bäumen und Ästen zu befreien. Stärker betroffen waren neben Banyalbufar auch die Gemeinden Valldemossa und Andratx, aber auch Esporles und Bunyola.

Auch Fahrzeuge und Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen, wie die Delegation der Zentralregierung auf den Balearen am Abend mitteilte, Personen seien aber nicht zu Schaden gekommen. Allerdings rückten Einsatzkräfte der Guardia Civil zur Rettung eines Ehepaares und seiner Tochter aus, sie konnten nach Angaben der Delegation wegen einer umgestürzten Kiefer ihr Haus im Gebiet von Port des Canonge nicht verlassen. Auch Mitarbeitern eines Agroturismo, deren Fahrzeuge durch umgestürzte Bäume blockiert waren, kamen die Einsatzkräfte zu Hilfe.

In den Gemeinden Deià, Valldemossa, Estellencs, Banyalbufar, Puigpunyent und Esporles kam es zu Stromausfällen. Nach Angaben des Energieversorgers Endesa wurden durch die Windhose elf Stromleitungen durchtrennt. Man habe die Energieversorung provisorisch wieder hergestellt, die vollständige Instandsetzung werde aber mehrere Tage in Anspruch nehmen. Insgesamt seien 900 Haushalte betroffen gewesen, darunter auch in Artà und Llucmajor.

Sturmschäden in Banyalbufar

Sturmschäden in Banyalbufar

Die Tramuntana-Straße Ma-10 musste zwischen Kilometer 71,5 und 80 zeitweise für den Verkehr gesperrt werden, ebenso die Ma-1100 auf der Höhe von La Granja bei Esporles, wie der Inselrat mitteilte. Die Landstraße nach Valldemossa musste zeitweise auf der Höhe von s'Esgleieta gesperrt werden. Zu Verkehrsbehinderungen kam es auch in Folge von überbordenden Sturzbächen, auf der Landstraße zwischen Muro und Inca, auf der Ma-13 auf Höhe von Consell sowie auf der Ma-1022 zwischen der Ma-1 und Port d'Andratx.

Der spanische Wetterdienst Aemet hatte zuvor die Warnstufe wegen Unwetter von Gelb auf Orange erhöht. Am Samstagmittag verdüsterte sich der Himmel über der Insel. Die Gewitterfront erreichte zunächst den Nordwesten von Mallorca, wo heftiger Regen einsetzte und dicke Hagelkörner niedergingen. Anschließend zog die Gewitterfront weiter über die Insel Richtung Palma.

Der Wetterdienst Aemet hat bis 13.15 Uhr folgende Niederschlagsmengen (Liter pro Quadratmeter) für die vergangenen zwölf Stunden gemessen:

  • Alfàbia 32
  • Llucmajor 30
  • Sa Pobla 29
  • Port de Sóller 28
  • Lluc 27
  • Binissalem 27
  • Sineu 23
  • Escorca 22
  • Hafen von Palma 22
  • Muro 22
  • Capdepera 20
  • Balearen-Universität 20
  • Santa Maria 16
  • Flughafen 14
  • Pollença 11

Die heftigsten Windböen wurden wieder einmal in der Serra d'Alfàbia, oberhalb von Bunyola, gemessen. Die Maximalgeschwindigkeiten der vergangenen zwölf Stunden in Kilometer pro Stunde:

  • Alfàbia 91
  • Capdepera 75
  • Binissalem 72
  • Sa Pobla 70
  • Santa Maria 65
  • Flughafen Palma 63
  • Port de Sóller 56
  • Sineu 54

Wie Fotos des MZ-Wetter-Experten Duncan Wingen zeigen, gingen in der Tramuntana dicke Hagelkörner nieder. Es sei ein Wunder, dass nicht die Autoscheiben zu Bruch gegangen seien, schreibt er auf seinem Twitter-Account:

Gelb, Orange, Rot: Das bedeuten die Warnstufen

Wegen des Unwetters konnten einige Überlandbusse im Gebiet von Port de Sóller, Valldemossa und Esporles nicht verkehren, wie das Verkehrskonsortium per Twitter mitteilte.

Die Stadtverwaltung von Palma de Mallorca teilte unterdessen mit, dass an den Stadtstränden Can Pere Antoni, Ciutat Jardí und Cala Major die Rote Flagge gehisst wurde - stets nach intensiven Regenfällen gelangt infolge der Überlastung der Kanalisation Abwasser in die Bucht von Palma, und es gilt Badeverbot. Die Modernisierung der Infrastruktur läuft inzwischen.

An der Nord-, Ost-, und Westküste von Mallorca wird zudem vor Wellen von bis zu drei Metern Höhe gewarnt. Die Temperaturen sinken spürbar und sind regional stark unterschiedlich. Die Spanne der Höchsttemperaturen reicht von 26 ( Sóller) bis 31 Grad ( Llucmajor).

Haben Sie Fotos oder Videos vom Unwetter gemacht? Schicken Sie uns Ihre Aufnahmen, per E-Mail (web@mallorcazeitung.es) oder per Whatsapp an die Nummer +34 629 73 77 44.

Livecams: So sieht es gerade auf Mallorca aus

Heftige Herbstgewitter werden auf Mallorca "gota fría" genannt, "kalter Tropfen". Sie setzen jedes Jahr fast pünktlich Ende August ein und sorgen für heftige Regenschauer. Das Naturphänomen basiert auf den stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft. Das noch zwischen 22 und 25 Grad warme Mittelmeerwasser verdampft und steigt bis zu zehn Kilometer hoch auf. Wenn sich dann die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das Mittelmeer schieben, türmen sich auf breiter Front gewaltige Gewitterwolken auf. Prallen die Luftmassen aufeinander, kommt es zu Sturzregen (weitere Infos).

Das Unwetter soll bis Sonntagmorgen anhalten, wobei die Warnstufe Orange ab Samstag um 18 Uhr auf Gelb gesenkt wird. Danach gibt es laut Vorhersage einen Sonne-Wolken-Mix. Es kann immer wieder regnen. Die Temperaturen pegeln sich ab Sonntag bei etwa 27 Grad ein und bleiben in der neuen Woche konstant. Dafür wechseln sich aber Sonne und Regenwolken ab, schließlich ist ab Dienstag (1.9.) bei den Meteorologen schon Herbst. /ff/rp

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