Die Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch (3.3.) mit Bundeskanzlerin Angela Merkel dauerte mit über neun Stunden so lange wie nie zuvor. Am Ende stand eine Einigung über einen fünfstufigen Lockerungsplan, der weite Teile der Gesellschaft miteinbezieht, wie etwa die Außengastronomie, Einzelhandel, Kulturbetriebe oder Sport. Außen vor bleibt, wie sich bereits nach Bekanntwerden der Beschlussvorlage abzeichnete, eine Perspektive für die Tourismusbranche.

Fest steht zumindest, dass bis Ende März touristische Reisen in Deutschland weiterhin nicht möglich sein werden, Hotels und andere Unterkünfte dürfen lediglich Geschäftsreisende beherbergen. Erst bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz, die für den 22. März geplant ist, soll über Öffnungsmöglichkeiten in der Reisebranche gesprochen werden - dann auf Basis des Impffortschritts, der Schnelltests sowie der Verbreitung der Virus-Mutationen.

Appell, nicht ins Ausland zu reisen

Reisen ins Ausland, etwa nach Mallorca sind nach den neuen Beschlüssen weiterhin nicht verboten, allerdings ließ sich Kanzlerin Merkel bereits in der Beschlussvorlage für die Konferenz mit dem Satz zitieren: "Hinsichtlich der dann unmittelbar bevorstehenden Ostertage appellieren Bund und Länder eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger, auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland zu verzichten."

Die Reisebranche in Deutschland kann die Haltung der Politik schon länger nicht mehr nachvollziehen. In einer Reaktion auf die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz zeigte sich der Präsident des Dachverbandes DRV, Norbert Fiebig, "fassungslos": "Die Bundesregierung ignoriert ganz offensichtlich vorliegende Fakten mit Blick auf die geringe Infektionsgefahr im Tourismus. Dies sind: Erstens, dass die organisierte Reise nach einer Studie des Robert-Koch-Institut nachweislich kein Pandemietreiber ist. Zweitens, dass Hotels im Vergleich zu Privathaushalten nachweislich sicherere Orte sind. Drittens, dass das Ansteckungsrisiko in einem Flugzeug um ein Vielfaches geringer ist als etwa in einer S-Bahn."

Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Bundesregierung durch eine Verlängerung des Lockdowns davon ablenke, dass das Impfen nur im Schneckentempo vorangehe, dass weder ein schlüssiges Testkonzept vorliege, noch ausreichend Schnelltests zur Verfügung stünden. DRV-Präsident Fiebig verweist in dem Zusammenhang auf ein Testkonzept der Reisebranche aus dem Herbst 2020: "Wir haben vor sieben Monaten genau dargelegt, wie eine sinnvolle Teststrategie aussehen muss. Und nicht nur das: Wir haben als Branche gezeigt, dass wir in der Lage sind, Reisen sicher zu gestalten." Nun sei die Politik am Zug, die eine Perspektive aufzeigen müsse. "Ohne eine Strategie für einen Restart werden noch mehr Unternehmen in der Reisewirtschaft aufgeben müssen."

Unterdessen hat die Reisewarnung für Gesamt-Spanien weiterhin Bestand, auch wenn beispielsweise die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca bereits seit mehr als einer Woche unter 35 liegt. Auf eine Anfrage der MZ nach einer Aufhebung der Reisewarnung heißt es aus dem Auswärtigen Amt: "Die Bundesregierung überprüft die Einstufung als Risikogebiete fortlaufend, die Liste wird wöchentlich aktualisiert. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir den laufenden Abstimmungen an dieser Stelle nicht vorgreifen können."

Kriterien sprechen für Aufhebung der Reisewarnung

Der Sprecher teilt weiterhin mit, es würden "Schutzmaßnahmen ergriffen, wenn das jeweilige Land oder einzelne Regionen die Neuinfiziertenzahl im Verhältnis zur Bevölkerung von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner kumulativ in den letzten sieben Tagen überschreiten. Umgekehrt können diese Maßnahmen auch aufgehoben werden, wenn sich die Sieben-Tage-Inzidenz im jeweiligen Land oder einzelnen Regionen wieder unterhalb dieses Wertes stabilisiert." Was also die Situation auf Mallorca und den restlichen Balearen-Inseln recht gut beschreibt.

Nach den Kriterien des Auswärtigen Amtes, des Bundesinnenministeriums und des Bundesgesundheitsministeriums, die gemeinsam festlegen, welche Regionen mit einer Reisewarnung versehen werden, müssten diese Warnung für die Balearen also schon bald aufgehoben werden. Denn: "Maßgeblich für die quantitative Bewertung sind tatsächliche und stabile Trends des Infektionsgeschehens, nicht Momentaufnahmen. Daher wird für die Risikobewertung im Regelfall die Entwicklung der Inzidenz über wenigstens eine Woche herangezogen."

Reiseveranstalter sprechen von hoher Mallorca-Nachfrage

Angesichts der ständig sinkenden Inzidenz auf den Balearen stehen bereits die ersten Reiseveranstalter bereit und machen Druck. So wird in einer Pressemitteilung von DER Touristik vom Donnerstag (4.3.) der Chief Product Officer des Unternehmens Sven Schikarsky in Bezug auf Mallorca mit den Worten zitiert: „Aufgrund der guten pandemischen Entwicklung erwarten wir eine baldige Öffnung des Reiseziels." Die Buchungen für Mallorca ziehen laut dem Unternehmen, das die Veranstalter Dertour, Jahn Reisen, ITS und Travelix umfasst, deutlich an. „Mallorca gehört - neben der Türkei, Griechenland und Deutschland - zu den aktuell am stärksten gefragten Sommerzielen", stellt Schikarsky fest. Eine mögliche Aufhebung der Reisewarnung werde die Nachfrage weiter vorantreiben.

Die Veranstalter schieben das Mallorca-Geschäft im Mai mit Schnäppchenpreisen massiv an: So gibt es beispielsweise bei ITS eine Woche Halbpension im Drei-Sterne-Hotel Anba Romani in Cala Millor inklusive Flug ab Düsseldorf und Transfer ab 379 Euro, eine Woche im Vier-Sterne-Haus Sentido Fido Tucan in Cala d'Or mit Flug ab Nürnberg und Transfer ab 429 Euro.

Das Absurde daran: Wer sich als Mallorca-Resident für eine Woche Halbpension zum selben Zeitpunkt im Mai für einen einwöchigen Urlaub im selben Hotel in Cala d'Or entscheidet und direkt im Hotel bucht, zahlt im Doppelzimmer pro Person 438,50 Euro - und nimmt weder Flug noch Transfer in Anspruch.

Sollte die Reisewarnung für die Balearen in den kommenden Tagen tatsächlich aufgehoben werden, dann würde der Corona-Test bei Rückreise in Deutschland gänzlich entfallen, ebenso die derzeit vorgeschriebene zehntägige Quarantäne, die erst mit einem negativen Corona-Test frühestens fünf Tage nach der Einreise beendet werden kann. Die Bedingung, dass man nur mit negativem Corona-Test an Bord des Fluges nach Deutschland darf, ist bereits aufgehoben, seit Spanien am 19. Februar aus der Liste der Hochinzidenzgebiete herausgefallen war.

Alle Reisebestimmungen für Mallorca-Reisen finden Sie hier