So viele Jobs wie nie zuvor: Rekordjahr für den Arbeitsmarkt auf Mallorca und den Nachbarinseln

Das vergangene Jahr verzeichnete im Durchschnitt 527.643 Arbeitnehmer und übertraf damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2019

Im Hotel- und Gaststättengewerbe gab es 2022 einen besonders starken Anstieg der Beschäftigungen.

Im Hotel- und Gaststättengewerbe gab es 2022 einen besonders starken Anstieg der Beschäftigungen. / Manu Mielniezuk

Fernando Guijarro

Der Monat Dezember war das Sahnehäubchen auf einem Jahr, das sich hinsichtlich des Arbeitsmarktes zum besten in der Geschichte der Balearen gemausert hat. Die Inseln haben 2022 durchschnittlich 527.643 registrierte Arbeitnehmer verzeichnet. Damit übertrafen sie den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2019 mit 511.000 Arbeitnehmern, wie der Arbeits- und Tourismusminister Iago Negueruela am Dienstag (3.1.) erklärte.

Auch seine Prognose für das gerade begonnene Jahr ist äußerst optimistisch: 2023 könne ein neuer historischer Höchststand erreicht werden kann, da es möglich sei, dass im ersten Quartal dieses Jahres die Beschäftigungszahlen des Vorjahres übertroffen werden. Laut Negueruela besteht das Ziel für den nächsten Sommer aber darin, ähnliche Werte wie im Jahr 2022 zu erreichen, als die Vollbeschäftigung nahezu erreicht war.

Niedrigste Arbeitslosenquote in Spanien

Die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten entspricht einem Wachstum von 10,7 Prozent im Vergleich zu 2021 – dem höchsten in Spanien und mehr als doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt von 3,9 Prozent. Was die Arbeitslosigkeit auf den Balearen betrifft, so lag die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Jahr im Schnitt bei 40.304. Eine niedrigere Zahl gab es zuletzt 2007 mit 37.000 Arbeitslosen. Auch die errechnete Arbeitslosenquote im Jahr 2022 von 7,1 Prozent bricht damit einen Rekord, denn sie ist die niedrigste in Spanien.

Es überrascht also nicht, dass sowohl Negueruela als auch der zuständige Generaldirektor Llorenç Pou mit dem Ergebnis sehr zufrieden sind. Pou führt den Erfolg auf die gemeinsam mit den Arbeitgebern und Gewerkschaften ergriffenen Maßnahmen zurück, die es ermöglicht hätten, dass sich die Wirtschaft der Balearen so stark erholt hat. Für das Jahr 2023 wird geschätzt, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der Inseln 3,9 Prozent betragen wird.

Auch die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol freute sich, dass die Balearen "das Jahr als die Gemeinschaft beginnen, die 2022 die meisten Arbeitsplätze geschaffen hat und deren Wirtschaft am schnellsten wächst." In einer Nachricht auf Twitter fügte sie hinzu: "Wir kommen mit Schutzschilden, Lösungen und Stabilität voran, mit acht genehmigten Haushalten, einer Arbeitsreform und der Ausweitung der Beschäftigung auf das ganze Jahr." In Zeiten der Ungewissheit sei die Gewissheit eines Arbeitsplatzes besonders wichtig.

Entwicklung der Zahlen der Erwerbstätigen auf den Balearen im Jahresdurchschnitt.

Entwicklung der Zahlen der Erwerbstätigen auf den Balearen im Jahresdurchschnitt. / Consellería de trabajo / DM

Die Zahlen im Dezember 2022

Der Monat Dezember verbucht auf dem Archipel 458.020 bei der Sozialversicherung gemeldete Personen, was einem Anstieg von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Er wird nur noch von den Kanarischen Inseln mit 5,2 Prozent übertroffen, wobei man bedenken muss, dass dort im Winter die Hochsaison des Tourismus ist.

Im Vergleich zum November sank die Zahl der Erwerbstätigen um 4 Prozent. Beim Vergleich mit dem Vorjahr ist der Anstieg im Hotel- und Gaststättengewerbe um 7,2 Prozent und im Baugewerbe um 6,8 Prozent besonders beachtlich. Eine weitere bemerkenswerte Tatsache ist, dass infolge der Arbeitsmarktreform im letzten Monat 54,3 Prozent der Verträge unbefristet waren, gegenüber 17,9 Prozent im Vorjahr.

Die im Dezember registrierte Arbeitslosigkeit zeigt ebenfalls eine positive Entwicklung auf dem Archipel, da die 35.851 registrierten Arbeitslosen einem Rückgang von 36 Prozent im Vergleich zu den gleichen Daten im Jahr 2021 entsprechen. Auf dem zweiten Platz liegt Madrid mit 18,6 Prozent, der nationale Durchschnitt beim Rückgang der Arbeitslosigkeit liegt bei 8,6 Prozent. Wenn man nach Branchen aufschlüsselt, ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Hotel- und Gaststättengewerbe um 58,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr hervorzuheben. Bemerkenswert ist auch der Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit um 34,3 Prozent.

Die Aussichten für 2023

Laut dem Arbeitsminister deuten die Aussichten für das gerade begonnene Jahr darauf hin, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen wird. Das erste Quartal 2022 begann noch mit Zweifeln über die Auswirkungen der Coronavirus-Variante Omikron – ein Hindernis, das zu Beginn des laufenden Jahres nicht bestehen wird.

Iago Negueruela wies darauf hin, dass der balearische Arbeitsmarkt bereits im Sommer wenig Spielraum für Verbesserungen hat, da 2022 während der Tourismussaison nahezu Vollbeschäftigung herrschte. Es bestehe aber die Möglichkeit, in den ersten und letzten Monaten des Sommers einen Aufwärtstrend zu verzeichnen.

Sorgen der Unternehmen über die Inflation

Die Präsidenten der Arbeitgeberverbände CAEB und PIMEM, Carmen Planas und Jordi Mora, stimmten in ihrer Bewertung der Arbeitsmarktdaten für Dezember überein. Doch während Mora seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass die positiven Zahlen in den kommenden Monaten bis zum Beginn der Tourismussaison beibehalten werden, verhehlte Planas nicht ihre Besorgnis über die Auswirkungen, die die Inflation und die erwartete Rezession in Deutschland und Großbritannien auf die Wirtschaft der Balearen haben könnten.

Carmen Planas wies darauf hin, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit auf dem Archipel stärker ausfalle als im nationalen Durchschnitt, stellte aber auch einen Rückgang der Neueinstellungen fest. Die CAEB-Vorsitzende gab zu bedenken, dass die Wirtschaftstätigkeit auf den Inseln immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie liege, und wies nachdrücklich auf die Besorgnis der Unternehmer hin, die sich auf einen Winter mit einer Inflation von 5,8 Prozent einstellen müssen.

Andererseits betonte Jordi Mora, dass die ausgezeichnete Tourismussaison dazu geführt habe, dass die guten Ergebnisse bis zum Ende des Jahres nachwirkten. Die Zunahme der unbefristeten Verträge habe wiederum dazu geführt, dass viele Beschäftigte ihre Tätigkeit länger ausgeübt hätten, was ihre Kaufkraft verbessert.

Gewerkschaften fordern höhere Löhne

Ana Landero von der Gewerkschaft UGT in Palma und Yolanda Calvo von der Gewerkschaft CCOO zeigten sich ebenfalls erfreut über die Daten. Beide forderten aber auch erhebliche Lohnverbesserungen in einer Zeit, in der zwar die Wirtschaft auf den Inseln stark reaktiviert werde, aber auch eine hohe Inflation herrsche, was sich auf die Familien auswirke. Auch wiesen auf die Notwendigkeit hin, die Arbeitsbelastung zu verringern.

Darüber hinaus forderte Landero ein Engagement für die Entsaisonalisierung und die Verlängerung der Tourismussaison, während Calvo einen sozialen und politischen Pakt forderte, um das derzeitige Tourismusmodell zu ändern und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. /bro

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