Mallorca Zeitung

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Wie der Reiseveranstalter Jaume I. mit seiner GmbH auf Mallorca wütete

Auf der Insel angekommen, sah sich der König gezwungen, ein feindliches Übernahmeangebot zu machen. Letzter Teil unserer Serie "Seltsame Touris"

Der Erobererkönig machte auf Mallorca ein extrem feindliches Übernahmeangebot. DM

Ein kurzer Rückblick auf das vorige Kapitel: Jaume I. und seine Investoren haben ihre Investment-GmbH für Mallorca gegründet. Die Geschäftsleute/ Soldaten/Touris machten sich nun auf, die Insel zu besuchen, um die Rentabilität des Feriengeschäfts zu analysieren. Sie versammelten sich vor Salou – so etwas wie das katalanische Magaluf – und gaben dabei ein ähnliches Bild ab wie in den Tagen, als Juan Carlos I. zum Segeln hinaus in die Bucht fuhr.

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Die Überfahrt war alles andere als ruhig. Ein Sturm hätte die Reise fast ruiniert. In Ermangelung eines Medikaments gegen Seekrankheit betete mehr als einer der Reisenden zur Jungfrau Maria und schwor sich, nie wieder eine Mittelmeer-Kreuzfahrt zu unternehmen. Entschädigt für diese bittere Pille wurden sie durch einen spätsommerlichen Sonnenuntergang und die Betrachtung der ersten mallorquinischen Wunder: Palomera, Sóller und Almaruig. Später entdeckten sie Es Pantaleu, Santa Ponça und Sa Dragonera.

An Land nur Touristenfeinde

Die Investoren rieben sich angesichts dieser Schönheit die Hände. „Die Mitteleuropäer würden jeden Preis bezahlen, um diese Herrlichkeiten zu sehen“, so dachten sie. Das Problem entstand erst, als sie einen Fuß an Land setzten und dasselbe vorfanden wie immer: Touristenfeinde. Unwissende Menschen, die nicht begreifen können, dass diejenigen, die von außerhalb kommen, von Gott gesegnet sind, dass ihnen die Deutungshoheit gehört und dass jede Schaufel Zement, die sie hineinstecken, dem Wohl der Mallorquiner dient.

Schließlich wurde die Angelegenheit durch Speer und Schwert bereinigt. Die Neuankömmlinge gewannen und schlachteten die Einheimischen ab, die somit keine Gelegenheit mehr hatten, mit anzusehen, wie die ausländischen Investoren ihr Land verbesserten.

Wassermangel und fehlende Restaurants

Von Anfang an stießen die ausländischen Unternehmer auf Probleme, die auch heute noch bestehen. Das erste war der Wassermangel, obgleich es noch nicht in Mode war, Zehntausende von Schwimmbädern zu bauen. Glücklicherweise fanden sie die Font de s’Ermità und konnten so den Durst der Touris auf dieser etwas planlos organisierten Reise stillen.

Ein weiteres Manko war das Fehlen von Restaurants, was König Jaume höchstpersönlich verärgerte. Glücklicherweise informierte Nunyo Sanç den Monarchen darüber, dass ein gewisser Oliver das Zelt aufgebaut und Essen zubereitet hatte. Jaume I. schreibt in seiner autobiografischen Chronik „Llibre dels Feyts“, was er am Ende der Mahlzeit empfand: „E quan haguem menjat veïa hom les esteles del cel.“ („Und nach dem Essen sahen wir alle die Sterne am Himmel.“) Jeder noch so engstirnige Hermeneutiker wird dies als eine direkte Anspielung auf die Michelin-Sterne interpretieren, die heute unsere besten Restaurants zieren.

Ein extrem feindliches Übernahmeangebot

All dies trug sich im September 1229 zu. Da die Mallorquiner nicht sehr offen dafür waren, sich modernisieren zu lassen – das ist noch milde ausgedrückt –, beschlossen Jaume I. und sein Vorstand, ein feindliches Übernahmeangebot zu machen (wirklich sehr feindlich, extrem feindlich). Sie stürmten am 31. Dezember die Stadt und bewiesen damit, dass die Exzesse der Silvesternacht weit zurückreichen.

Endlich konnten sie die Medina Mayurqa aus nächster Nähe bewundern: Die Porta des Camp, von den Muslimen Barbelec genannt. (Barbelec heißt übersetzt Porta des Camp. Wie unoriginell.) Die Almudaina de Gumara, die wir heute als Templerkastell kennen, weil sie in die Hände der Tempelritter fiel. Die Almudaina grande. Und die Moschee, die im Handumdrehen zur Kathedrale wurde und darauf wartete, dass Antoni Gaudí sie umgestaltete, um sie mit Touris zu füllen.

Jedes Reiseziel braucht einen Slogan

Kaum in der Hauptstadt angekommen, organisierten die Investoren direkt einen Ausflug in die Serra de Tramuntana. Sie begannen in der Nähe von Alfàbia und fuhren weiter nach Orient, Alaró, Lloseta und Inca. Sie erkannten sofort das Potenzial des Gebirges für den Wandertourismus und dass dies gleichzeitig eine Gelegenheit bot, die Saison zu verlängern. Leider wurde das Castell d’Alaró – „lo plus fort“, wie der König sagte – wieder einmal von den Wandermöglichkeiten ausgeschlossen, da Jaume I. zwei Jahre brauchte, um es zu erobern.

Jedes Reiseziel braucht einen guten Slogan, um für sich zu werben. Als Jaume I. Palma zum ersten Mal von Portopí aus sah – andere sagen, es war von der Serra de Bendinat aus –, entschied er sich für den Slogan: „E vim Mallorques, e sembla’ns la plus bella vila que anc haguéssem vista, jo ni aquells que amb nós eren.“ (Und wir sehen Mallorca, und es scheint, dass wir nie eine schönere Stadt gesehen haben, weder ich noch die, die mit uns waren.)

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