Warum es höchste Zeit für den Rosen-Schnitt auf Mallorca ist

Nach den warmen Wochen bilden die Sträucher auf der Insel schon neue Triebe

So gesund und üppig fällt die Blüte der Englischen Rose des Züchters David Austin nur nach einem kräftigen Rückschnitt aus.

So gesund und üppig fällt die Blüte der Englischen Rose des Züchters David Austin nur nach einem kräftigen Rückschnitt aus. / Pohle

Dieser Winter ist nicht wie andere: An den Rosenstöcken sprießen die Blätter schon jetzt neben den verwelkten des Vorjahres. Der ideale Zeitpunkt für den Rosenschnitt ist normalerweise, wenn die Knospen der jungen Blätter anschwellen und noch nicht voll ausgetrieben haben. Doch die milden Temperaturen der vergangenen Wochen haben den Rosen fälschlicherweise signalisiert, dass das Frühjahr schon gekommen sei. Nun ist es höchste Eisenbahn, den Rosenschnitt in Angriff zu nehmen. Denn nur er garantiert die Gesundheit der Sträucher und eine üppige Blüte in den kommenden Sommermonaten.

Was alles weg muss

Bei den Rosen ist es ähnlich wie bei den Obstbäumen. Mit den Jahren ermüdet die Blühfreudigkeit. Doch das betrifft nur einzelne Triebe, nie den ganzen Rosenstock, wie im Rosengarten der Fundació Jacober bei Alcúdia zu sehen ist. Obwohl die Sträucher schon ein paar Jahrzehnte alt sind, bieten sie jedes Frühjahr ein Blütenspektakel.

Durch den jährlichen Verjüngungsschnitt wird Platz gemacht für die neuen Triebe, und dabei darf in diesem Jahr auf die bereits neu gewachsenen Blätter keine Rücksicht genommen werden – auch sie müssen weg. Dabei gibt es klassische Schnittregeln, die für alle Rosensorten gelten: Überalterte Triebe sind direkt an der Basis, also am Ansatz oder knapp über dem Boden, abzutrennen. Wenn man an der Rinde kratzt, zeigt sich, ob der Zweig noch lebt. Denn gesundes Astholz ist innen weiß.

Die Zwei-Augen-Regel

Gänzlich zu entfernen oder zu verkürzen sind ebenso alle kranken oder sehr dünnen Triebe. Für das Kürzen gibt es die Zwei-Augen-Regel. Zur Erinnerung: Als Auge wird eine noch nicht entwickelte Knospe bezeichnet, aus der später (oder in diesem Jahr jetzt schon) neue Seitentriebe sprießen. Falls eine von beiden nicht treibt, lässt man zur Sicherheit immer zwei Augen stehen.

Etwa einen Zentimeter über diesem zweiten Auge setzt der Gärtner die Schere so an, dass die Schnittstelle von innen nach außen und von oben nach unten im 45-Grad-Winkel verläuft. Dieses Vorgehen verhindert, dass Regenwasser ins Strauchinnere fließt.

Entfernt werden müssen auch die wilden Wasserschösslinge, die sich häufig unterhalb eines Veredelungsknotens bilden. Man erkennt diese an der hellgrünen Färbung von Stängeln und Blättern sowie den häufiger auftretenden Dornen. Werden sie nicht entfernt, so besteht die Gefahr, dass die Wildtriebe der Rose unnötig Kraft und Nährstoffe sowie im Sommer sogar Gießwasser entziehen.

Zu entfernen sind alle Äste, die sich gegenseitig beim Wachsen behindern.  | FOTO: BENDGENS

Zu entfernen sind alle Äste, die sich gegenseitig beim Wachsen behindern. / Bendgens

Strauchrosen

Um die Form zu erhalten, wird bei der Schneidearbeit zuerst das wilde Durcheinander der Zweige beseitigt. Denn kreuz und quer wachsende Äste behindern sich gegenseitig. Es ist auch darauf zu achten, dass im Inneren der Sträucher die Luft zirkulieren kann. Danach werden, wie oben beschrieben, alternde oder kranke Zweige abgetrennt. Als Faustregel gilt, dass ein Drittel der Zweige zurückgeschnitten werden kann.

Das gilt auch für Englische Rosen wie etwa solche des britischen Züchters David Austin. Bei dieser Rosenart sind jedoch schwächere Äste um zwei Drittel zurückzuschneiden. Weiterhin wird empfohlen, die Stöcke in den ersten beiden Jahren nur leicht zu stutzen. Hat sie bereits drei Jahre im Beet gewurzelt, gilt die Rose als angewachsen und kann kräftiger geschnitten und geformt werden.

Kletterrosen

Bevor mit dem Schnitt dieser Rosenart begonnen wird, ist das Klettergerüst zu überprüfen und eventuell zu reparieren. Die langen Triebe werden nicht abgetrennt, sondern bogenförmig am Klettergerüst festgebunden. An diesen Jungtrieben werden sich dann im Frühjahr die Blüten bilden, die sich bei dieser Rosenart am einjährigen Holz zeigen.

Ramblerrosen wachsen höher als klassische Kletterrosen, sie sind nicht unbedingt auf ein Klettergerüst angewiesen. Denn ihre weichen Triebe haben die Fähigkeit, sich selbst festzuhalten. Häufig wuchern sie an Bäumen hoch und entwickeln ein dichtes Astgeflecht.

Im Gegensatz zu den Kletterrosen blühen die Ramblerrosen am zweijährigen Holz. Nach einem Rückschnitt werden also erst im übernächsten Jahr wieder Blüten erscheinen. Doch bei den Ramblern kann der Schnitt weitaus weniger radikal sein als bei anderen Sorten. Wer regelmäßig dieser Rosenart beim Klettern hilft, hat weniger Aufwand mit ihr, wenn sie in die Jahre kommt. Zur Verjüngung werden alle vier bis fünf Jahre einzelne Haupttriebe am Boden herausgenommen und natürlich auch abgestorbene Triebe entfernt.

Bodendecker

Der radikale Rückschnitt auf einer Höhe von 15 bis 20 Zentimetern bewirkt einen buschigen, gleichmäßigen Pflanzenaufbau mit kräftigen, blühfreudigen Trieben. Sollen die bodendeckenden Rosen höher wachsen, ist ein Schnitt alle zwei bis drei Jahre empfehlenswert. Größere Flächen können sogar mit der Heckenschere zurückgestutzt werden.

Das Inselklima

Ohne richtigen Standort im Inselgarten haben es Rosen schwer. Denn die hohe Luftfeuchtigkeit fördert bei diesen Pflanzen Pilzbefall wie Rost, Sternrußtau sowie den Echten und Falschen Mehltau. Die Sporen der Pilze überwintern an den Zweigen oder im Boden. Sie werden dann mit dem Gießwasser oder dem Wind übertragen und breiten sich auf alle Sträucher aus.

Biologische Mittel für die Rosenpflege liefert der deutsche Hersteller Neudorff. Der Produzent Compo stellt Fungizide gegen Pilzbefall auch in einer Bio-Version her. Gegen Krankheiten der Rosenstöcke können außerdem eine großzügige Vergabe von Kompost und eine Mulchschicht Wunder wirken. Aber vorbeugend gegen Pflanzenkrankheiten wirkt auf jeden Fall ebenso ein gründlicher Verjüngungsschnitt im Januar.

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