Zum Reinbeißen: Auf Mallorca blüht derzeit die Kapuzinerkresse

Sie schmeckt pfeffrig-würzig, und das frische Kraut ist durch den hohen Vitamin-C-Gehalt sehr gesund

Häufig verstecken sich die roten, gelben und orangefarbenen Blüten hinter den tellergroßen, saftig-grünen Blättern.

Häufig verstecken sich die roten, gelben und orangefarbenen Blüten hinter den tellergroßen, saftig-grünen Blättern. / Nele Bendgens

Orange, Gelb und Rot: In diesen Farben blüht auf Mallorca im April die Kapuzinerkresse. Sie gehört zu den Gewächsen, die seit eh und je in den Gärten und Patios wachsen und ohne großes Zutun jedes Jahr wieder neu blühen. Die Einjährige bietet jedoch mehr als farbenfrohe Beete. Sie sorgt für Biodiversität in den Gemüsegärten, zieht Bienen magisch an und zählt zu den Klassikern der Gewürz- und Arzneipflanzen. Vielleicht wurde sie deshalb in das virtuelle Herbarium der Balearen- Universität aufgenommen, obwohl sie nicht von hier ist.

Die Schöne aus den Anden

Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus bot., capuchinas span., caputxina kat.) wächst ursprünglich wild in den peruanischen Andenregionen, wo sie noch heute in riesigen Polstern zu bewundern ist. Mit vielen anderen Gewächsen aus den eroberten lateinamerikanischen Gebieten kam die Pflanze mit den heimkehrenden Schiffen der Kolonisatoren nach Europa. Zunächst wurden sie hinter Klostermauern kultiviert. Dort begann man die Vorzüge des Krauts wegen seines hohen Gehalts an Vitamin C zu schätzen. Blätter und Blüten boten ein Mittel gegen Skorbut, eine Krankheit, an der die Bevölkerung in Ländern litt, in denen es wenig Vitamin-C-haltiges Obst und Gemüse gab.

Name und Verwandtschaft

Anfänglich wurde die Kapuzinerkresse im Spanischen mastuerzo del Perú genannt, was übersetzt so viel wie peruanische Kresse heißt. Schriftliche Quellen berichten, dass die Indigenen Lateinamerikas ihr den Namen tichau gaben und sie zur Behandlung von Infektionen und Schmerzen einsetzten.

Wie das Gewächs später zu seinem Namen kam, ist nicht gesichert. Wahrscheinlich benannte man den ersten Teil des Namens „Kapuziner“, weil die Blüten, von der Seite aus betrachtet, an die spitz zulaufenden Kapuzen der Mönche des Kapuzinerordens erinnern. Die Herkunft des zweiten Teils „Kresse“ ist dagegen gesichert. Die Kapuzinerkresse ähnelt nämlich im Geschmack der Brunnenkresse, die als Heil- und Küchenkraut immer schon in Klostergärten angepflanzt worden ist.

Verwandt sind die beiden jedoch nicht. Die Kapuzinerkresse bildet mit etwa 90 Arten eine eigene Familie, die Kapuzinerkressengewächse (Tropaeolaceae). Der botanische Namen Tropaeolum leitet sich vom griechischen Tropaion, einem antiken Siegessymbol ab. Carl von Linné beschrieb die Pflanze erstmals 1753 in seinem Werk „Species Plantarum“.

In den mediterranen Gärten wachsen außer der Großen Kapuzinerkresse gelegentlich auch die Kanarische (T. peregrinum) und die Dreifarbige (T. tricolor). Die Kleine Kapuzinerkresse (T. minus) ist eine sehr beliebte kleinwüchsige Ausgabe für den Balkon.

Farbe auf dem Teller

In den Küchen Mallorcas, so ist es in der Loseblattsammlung „150 Espècies útils per alʼHome“ nachzulesen, galten die Blätter als feine Zutat für Salate. In die Schüssel kamen sie mit Oliven, Kapern, Meerfenchel sowie einem Dressing aus Zitronen oder Olivenöl und fein geschnittenen Knoblauchzehen.

In den Anfängen des Jahrtausends kam auf der Insel dann in privaten und gastronomischen Küchen der Trend auf, mit essbaren Blüten bunte Teller zu kreieren. Inselzüchter begannen damals, die Große Kapuzinerkresse in Gewächshäusern ökologisch oder konventionell zu ziehen. Mit Rosen, Nelken und Wegwarte gemischt, zieren sie seither die Teller in der gehobenen Gastronomie.

In der haute cuisine gilt die Kapuzinerkresse gemeinsam mit gehackter oder pürierter Rucola, Petersilie, Kerbel und Estragon als Klassiker für Kräuterbutter, helle samtige Saucen oder frühlingshafte Cremesuppen.

Die Konservierung des Küchenkrauts ist jedoch schwierig, beim Trocknen verliert es sein Aroma. Legt man dagegen Blätter und Blüten in Essig ein, hinterlassen sie eine würzige Note. Zudem schmecken in Essig konservierte Knospen kapernähnlich und sollen Verdauung und Appetit anregen.

Die Arzneipflanze

In der Volksmedizin Mallorcas setzte man die Kapuzinerkresse gegen Atemwegs- und Harnwegsentzündungen ein. Denn sie produziert die für den scharfen Geschmack verantwortlichen Senföle. Diese Wirkstoffe können in Kombination mit dem hohen Vitamin-C-Gehalt das Immunsystem stärken, Infektionen verhindern und Organismen wie Pilze, Viren und Bakterien schädigen oder sogar zerstören. Gemeinsam mit Meerrettichwurzel, das bestätigen wissenschaftliche Studien, können die beiden die gleiche Heilwirkung wie ein leichtes Antibiotikum erreichen. Doch die antibakteriellen Senföle werden erst durch das Zerkleinern oder Kauen der Pflanzenteile freigesetzt. Sie werden dann vom Körper vollständig aufgenommen, ohne das Verdauungssystem anzugreifen.

Die Gartenpflanze

Die einjährige Kapuzinerkresse ist ein idealer Bodendecker, die Staude kann bis zu 60 Zentimeter hoch wachsen. Hat sie ein Klettergerüst, können die bis zu einem Meter langen Stiele sich an ihm emporhangeln.

Die krautige Pflanze liebt durchlässige magere Böden, die nicht zu nährstoffreich sein sollten, weil sie bei einem Zuviel nur Blätter und keine Blüten produziert. Sie wächst problemlos in Töpfen auf Terrasse oder Balkon, liebt pralle Sonne, kommt aber auch an halbschattigen Standorten zurecht. Am produktivsten ist die Kapuzinerkresse in der Zeit der Niederschläge im Frühling. Bleiben diese aus, ist Gießen angesagt, wobei das Wasser auf der Oberfläche der Blätter abperlt und den Oberflächenstaub mitnimmt.

In den Gemüsegärten der Insel verwirrt das Gewächs die Insekten: Es lockt Blattläuse an, und Pflanzen wie Tomaten, Bohnen oder Spinat werden von ihnen verschont.

Was die Kapuzinerkresse nicht verträgt, ist Kälte. Bodenfröste können die saftigen Blätter in einer einzigen Nacht den Garaus machen. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Pflanze. Denn bis zum Herbst und Winter haben sich aus den Blüten grüne Samen gebildet, die den Sommer über trocknen, um im nächsten Jahr neu auszutreiben.

Abonnieren, um zu lesen