Schluss mit dem Iris-Scan auf Mallorca: Kryptowährung Worldcoin verboten

In den zurückliegenden Wochen hatten Hunderte Menschen im Einkaufszentrum Fan ihre biometrischen Daten preisgegeben

Hunderte Menschen haben in den zurückliegenden Wochen auf Mallorca ihre Augeniris scannen lassen, um im Gegenzug dafür Anteile der Kryptowährung Worldcoin des ChatGPT-Gründers Sam Altman zu bekommen. Seit Mittwoch (6.3.) ist damit Schluss: Die spanische Datenschutzbehörde AEPD hat im ganzen Land die Aktivitäten von Worldcoin untersagt, und das für mindestens sechs Monate.

Der Stand von Worldcoin im Einkaufszentrum Fan Mallorca schloss allerdings nicht unmittelbar mit Bekanntwerden der Entscheidung, sondern blieb noch einige Stunden geöffnet. Weiterhin standen Menschen an, um sich ihre Augeniris scannen zu lassen. Die Angestellten versicherten, auf Anweisungen der Verantwortlichen zu warten. Am Nachmittag war der Stand dann allerdings geschlossen.

Anzeigen wegen der Behandlung der Daten

Zu der Entscheidung der Datenschützer soll es gekommen sein, nachdem vier Anzeigen bei der AEPD eingegangen waren, in denen sich Nutzer der Kryptowährung über die Behandlung ihrer Daten beklagt haben sollen.

In Kenia beispielsweise wurde Worldcoin bereits im August 2023 verboten, nachdem die dortigen Behörden zur Einschätzung gekommen waren, dass das Scannen der Augeniris und die damit verbundene Weitergabe persönlicher biometrischer Daten die öffentliche Sicherheit gefährden könnte. In dem afrikanischen Land hatten sich bis dahin bereits rund 350.000 Menschen ihre Iris scannen lassen.

Erlanger Unternehmen steckt dahinter

Das Scannen der Augeniris wurde von dem Erlanger Unternehmen Tools for Humanity technisch umgesetzt. Das Verfahren dabei ist sehr einfach: Im Beispiel des Einkaufszentrums Fan standen sogenannte Orbs bereit - kleine runde Apparate, die ein Foto vom Gesicht der Person schießen und ihre Augeniris analysieren. Im Gegenzug senden die Orbs einen Betrag an Worldcoins - eine Kryptowährung, bei der 100 Worldcoin (Stand Donnerstagmorgen) etwa 57 Cent wert sind - an die App, die damit auch eine digitale Geldbörse ist.

Der Scan hat unter anderem zum Ziel, die traditionellen Identifizierungsmethoden überflüssig zu machen. Nach dem Scannen des Auges soll es in näherer Zukunft nicht mehr nötig sein, einen Ausweis oder Pass vorzulegen. Außerdem soll die gescannte Iris im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zweifelsfrei belegen, dass es sich um einen real existierenden Menschen handelt.

Datenschützer hatten bereits Bedenken angemeldet

Nach dem Scannen wird ein Code generiert, der dann wie eine Art Seriennummer für registrierte Benutzer funktioniert. Nach Angaben des Unternehmens werden die biometrischen Daten von Gesicht und Iris nach der Generierung des Codes gelöscht. Es gibt jedoch keine Beweise dafürDatenschützer haben deswegen Bedenken angemeldet, dass die Scans der Augeniris missbraucht werden könnten.

Sobald sich der Nutzer in der Anwendung registriert, muss er die Datenschutzbedingungen akzeptieren, die OpenAI die Erlaubnis erteilen, das gesamte aufgenommene Bild zu verwenden, nicht nur die biometrischen Daten von Iris und Gesicht.

Menschen im Fan waren Sicherheitsbedenken egal

Den Menschen, die in den zurückliegenden Wochen im Fan anstanden, waren die Sicherheitsbedenken größtenteils egal. Eine Angestellte des Einkaufszentrums berichtete, dass sich Mitte Februar eine lange Schlange von Menschen am Worldcoin-Stand bildete.

"Das waren über hundert Leute auf einmal", sagte sie. Der Andrang war so groß, dass nach kurzer Zeit sogar ein System zur Terminvergabe eingeführt wurde. /jk