Hunderte junger Leute lassen sich auf Mallorca von deutscher KI-Firma für Geld die Iris scannen

Im Einkaufszentrum Fan ist ein Stand des KI-Unternehmens Worldcoin aufgebaut. Diejenigen, die dort anstehen, wissen allerdings wenig über den Datenschutz

Es ist ein neuer Hype, der inzwischen auch auf Mallorca angekommen ist. Hunderte zumeist junger Menschen stehen dieser Tage teils Stunden an, um sich ihre Augeniris scannen zu lassen und dafür mit einer Kryptowährung bezahlt zu werden. Dahinter steckt die Firma Worldcoin des OpenAI-Gründers Sam Altman. Um die technische Umsetzung kümmert sich das deutsche Unternehmen Tools for Humanity aus Erlangen. Ein Stand von Worldcoin ist derzeit im Einkaufszentrum Fan aufgebaut.

Das Verfahren ist sehr einfach: Nachdem man einen Termin vereinbart und sich in der App registriert hat, geht man zum Stand. Dort befinden sich die sogenannten Orbs - kleine runde Apparate, die ein Foto vom Gesicht der Person schießen und ihre Augeniris analysieren. Im Gegenzug senden die Orbs einen Betrag an Worldcoins - eine Kryptowährung, bei der ein Worldcoin derzeit etwa 7 Euro wert ist - an die App, die damit auch eine digitale Geldbörse ist.

Preis dürfte nach oben schnellen

Dieser Preis ist allerdings nur eine Momentaufnahme, denn mit jeder Neuerung im Bereich der künstlichen Intelligenz dürfte er steigen. So hat OpenAI kürzlich die Software Sora für die Erstellung von Videos mit Hilfe von künstlicher Intelligenz vorgestellt. Sofort schossen die Aktien des Unternehmens in die Höhe und damit auch der Preis der Worldcoins. In weniger als einer Woche stieg ihr Wert von etwa 3 Euro auf 7 Euro an.

Das hatte zur Folge, dass die Nachfrage von Menschen, die ihre Augeniris scannen lassen, sprunghaft angestiegen ist. Nach Angaben des Unternehmens, das in 120 Ländern tätig ist, haben sich bis heute innerhalb von sieben Tagen weltweit 535.889 Personen für das Scannen der Iris angemeldet.

Beweis für real existierenden Menschen

Der Scan hat unter anderem zum Ziel, die traditionellen Identifizierungsmethoden überflüssig zu machen. Nach dem Scannen des Auges soll es in näherer Zukunft nicht mehr nötig sein, einen Ausweis oder Pass vorzulegen. Außerdem soll die gescannte Iris im Zeitalter der künstlichen Intelligenz zweifelsfrei belegen, dass es sich um einen real existierenden Menschen handelt.

Nach dem Scannen wird ein Code generiert, der dann wie eine Art Seriennummer für registrierte Benutzer funktioniert. Nach Angaben des Unternehmens werden die biometrischen Daten von Gesicht und Iris nach der Generierung des Codes gelöscht. Es gibt jedoch keine Beweise dafür. Datenschützer haben deswegen auch Bedenken angemeldet, dass die Scans der Augeniris missbraucht werden könnten.

Den Menschen sind die Sicherheitsbedenken egal

Sobald sich der Nutzer in der Anwendung registriert, muss er die Datenschutzbedingungen akzeptieren, die OpenAI die Erlaubnis erteilen, das gesamte aufgenommene Bild zu verwenden, nicht nur die biometrischen Daten von Iris und Gesicht.

Den Menschen, die im Fan anstehen, sind die Sicherheitsbedenken egal. Eine Angestellte des Einkaufszentrums berichtet, dass sich vor einigen Tagen eine lange Schlange von Menschen am Worldcoin-Stand bildete. "Das waren über hundert Leute auf einmal", sagte er. Der Andrang war so groß, dass nun sogar ein System zur Terminvergabe eingeführt wurde.

Wer jemanden mitbringt, bekommt mehr Geld

David Mas steht mit einem Freund in der Schlange. Beide waren in der Woche zuvor an den Orbs vorbeigekommen und als sie die vielen Menschen sahen, informierten sie sich, erklärt Mas. Sein Freund ist nicht zufällig mit ihm gekommen: "Wenn du jemanden mitbringst, wird die Summe, die du bekommst, multipliziert. Wenn ich zum Beispiel 70 Worldcoins bekomme und mein Freund sich mit meinem Code anmeldet, bekomme ich mehr, und er kann dasselbe tun."

Mas berichtet, dass ihm gesagt worden sei, dass der Wert eines Worldcoins "zu Ostern 50 Euro erreichen wird". Gleichzeitig räumt er ein, dass "sie uns nichts darüber gesagt haben, wofür es verwendet werden soll".

Im Fall von Juan José García und Noelia Dorado war es ähnlich. Sie standen ebenfalls in der Schlange und kamen im Auftrag eines Freundes. "Ich weiß nicht genau, worum es geht, unser Freund hat es uns erklärt und gesagt, dass man eine Münze im Wert von 7 Euro bekommt", erklärte Dorado.

Sie wollte ebenfalls versuchen, weitere Nachahmer zu finden, um mit ihrem Registrierungscode mehr Geld zu verdienen. Beide können allerdings nicht sagen, wofür ihre Irisdaten verwendet werden.

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