Ehemalige Manager von Coca-Cola erfinden von Mallorca aus die Saftschorle neu

Das in bunten Tetra-Paks vertriebene Konzentrat muss nur mit Wasser versetzt werden. Funq’, so der Name, soll auch Müll sparen

Hat das Konzentrat mitentwickelt: Fabian Roschig. Zwei der fünf Sorten, Lemon und Grapefruit, enthalten Koffein.  | FOTO: NELE BENDGENS

Hat das Konzentrat mitentwickelt: Fabian Roschig. Zwei der fünf Sorten, Lemon und Grapefruit, enthalten Koffein. | FOTO: NELE BENDGENS / Simone WErner

Simone Werner

Simone Werner

Es ist schon mehrfach passiert: Fabian Roschig schaut an einem Probierstand oder bei einer Verkostung des von ihm miterfundenen Getränks Funq’ ein paar Sekunden nicht hin. Schon hat ein Besucher sich das Fruchtkonzentrat in mehreren Schlucken hinuntergekippt und verzieht sein Gesicht. Er oder sie hat nicht genau hingesehen: Die bunten Mini-Tetra-Paks in fünf Geschmacksrichtungen – Mandarine, Blaubeere, Grapefruit, Mango und Zitrone – sehen tatsächlich wie ein Fertiggetränk aus. Neben dem Deckel steht als Sicherheitshinweis aber „Made to mix“.

Die Sorte enthält auch Ingwer und Vanille.

Die Sorte enthält auch Ingwer und Vanille. / Bendgens

Und auch zwei Icons auf der Oberseite zeigen an: Aus diesem Tetra-Pak sollen, wenn man das Konzentrat im vorgesehenen Mischverhältnis mit Wasser mixt, insgesamt 3,5 Liter Flüssigkeit werden. Je nach Mischverhältnis und persönlichem Geschmack sind es sogar sieben Liter, erklärt Fabian Roschig, der seit 15 Jahren auf Mallorca lebt und von der Insel aus gemeinsam mit seinen zwei Geschäftspartnern Michael Schwarz und Sebastian Kroth Funq’ erfunden hat. „Werden es 3,5 Liter, schmeckt das Getränk so intensiv wie eine Limonade, enthält aber 72 Prozent weniger Zucker. Werden es sieben, hat man eher Wasser mit Geschmack“, rechnet der Recklinghausener vor.

Beim Gynäkologen im Wartesaal kennengelernt

Roschig hat Tourismus und Management studiert und auch schon für Bahlsen, Dr. Oetker, Condor, Coca-Cola oder die Deutsche Bahn gearbeitet. Schwarz und Kroth waren viele Jahre als Manager in der Produkt- und Markenentwicklung ebenfalls bei Coca-Cola tätig, Roschig lernte Schwarz im Wartesaal einer Gynäkologen-Praxis auf der Insel kennen – beider Frauen erwarteten gerade ein Kind.

Bitte selbst mischen!

Aus der Bekanntschaft wurde Freundschaft und aus der Freundschaft eine Geschäftsidee. Über die großen Trends in der Essens- und Getränkebranche wussten alle drei Bescheid: Die Produkte sollen weniger Zucker und Kalorien sowie Aroma-, Süß- und Konservierungsstoffe enthalten und dafür mehr Vitamine und Mineralstoffe – und dennoch intensiv schmecken. Etwas mit Früchten, das wäre doch was. Und nachhaltiger sollen die Produkte natürlich auch sein. Und wenn das Getränk nicht mehr mit Wasser versetzt in den Verkauf kommt, sondern die Konsumenten es sich selbst mischen? So ließe sich der Verpackungsmüll deutlich reduzieren.

Funq' = Fun & Functional

Das Konzept von Funq’ – ein Wortspiel aus „Fun“ und „Functional“ – nahm nach und nach Gestalt an. Um es umzusetzen, sammelte das Start-up-Unternehmen mit heute sechs Mitarbeitern bei einer ersten großen Finanzierungsrunde 2022/2023 rund 1,2 Millionen Euro von externen Finanzgebern ein. Auf den Erfolg des Projekts setzte etwa auch der Ex-Chef von Coca-Cola Europa, Tim Brett.

Die perfekte Mischung finden

Die dadurch ermöglichte Suche nach dem richtigen Fruchtsaftkonzentrat war dann aufwendig: Für die Rezepturen arbeiteten die drei Gründer unter anderen mit international renommierten Barkeepern zusammen, die sie in ihrer Zeit bei Coca-Cola kennengelernt hatte. Allein für das Mango-Konzentrat seien 15 verschiedene Mango-Sorten aus dem asiatischen und lateinamerikanischen Raum ausprobiert worden, sagt Roschig. „Keine schmeckt wie die andere.“

Es folgten Tests mit 130 Probanden, um weiter an der Rezeptur zu feilen. Mit Früchten von Mallorca experimentierten Roschig und seine Partner nicht. „Auf der Insel gibt es diese Art von Fruchtsaftkonzentrat nicht in der Menge, wie wir sie benötigen“, sagt der 38-Jährige. Im Juni 2023 brachten die drei die Tetra-Paks auf den Markt. Die Sorten schmecken nicht nur nach einer Frucht, sondern enthalten auch andere Noten, etwa Vanille oder Ingwer. Die Mandarinen kommen aus Spanien, die Zitronen aus Italien, andere Früchte von weiter weg.

So nachhaltig wie möglich

Wirklich nachhaltig ist das nicht, aber dafür spart Funq’ mit den 500-Milliliter-Tetra-Paks, die mit Wasser verdünnt bis zu 14 Mal mehr Getränk hergeben, an der Verpackung. Die bestehe zu 82 Prozent aus pflanzlichem Material und sei recyclebar, betont Roschig – der Deckel etwa ist aus Zuckerrohr. Bleiben dennoch 3,2 Gramm Plastik pro Tetra-Pak. Die will Funq’ dank einer Kooperation mit Ocean Co. ausgleichen. Für jeden verkauften 500-Milliliter-Pak zahlt Funq’ der Organisation einen Betrag. Ocean Co. sammelt weltweit Plastikflaschen ein. Das entspricht circa 10 bis 16 Gramm Plastik. „Wir nehmen auf diese Weise mehr Plastik aus dem System, als wir selbst einbringen“, sagt Roschig. „Wir haben zusammen acht Kinder und wollten mit unserem Produkt nicht Teil des Problems sein.“

Die drei Unternehmer bringen das Projekt von ihrem Büro im Co-Working Panteon House in Palmas Stadtviertel Son Armadams voran. Roschig wollte mit seiner Frau, die er während des Studiums kennenlernte, zunächst nur ein halbes Jahr auf der Insel verbringen, verlängerte aber immer wieder. Das Paar lebt in Bunyola und hat zwei Kinder.

Die drei Gründer von Funq'.

Die drei Gründer von Funq'. / Funq'

Spanische S.L., Produktion und Vertrieb in Deutschland

Sitz der spanischen Gesellschaft Funq’ Liquids S.L. ist zwar Palma, produziert und vertrieben wird das Getränk aber zu 90 Prozent in Deutschland. Zunächst gab es die Tetra-Paks nur im deutschen Online-Versand. „Seit Kurzem stehen sie aber auch in den rund 1.600 Rossmann-Filialen in Deutschland“, sagt Roschig stolz. Auch mit Rewe, Edeka und Müller sei das Unternehmen im Gespräch.

Auf Mallorca gibt es die Konzentrate bisher vor allem in einigen Lokalen in Palmas Szeneviertel Santa Catalina (siehe unten). „Einige Bars dort mischen Funq’ in ihre Cocktails“, sagt Roschig. In anderen Lokalen kann man die Tetra-Paks für 7,99 bis 9,99 Euro kaufen. Für Einheimische ist das Konzept noch gewöhnungsbedürftig: Schorlen sind auf Mallorca kaum verbreitet. 2024 steuern Roschig und seine Partner daher gezielt Orte mit deutschem Publikum an. Darunter sind Port Adriano, Puerto Portals, Beachclubs, Lifestyle-Hotels oder Golfclubs. Zudem wollen die Auswanderer Funq’ auch auf dem Schweizer Markt etablieren.

FUNQ’ AUF MALLORCA KAUFEN ODER ALS GETRÄNK BESTELLEN

-Palma Tennis Club

-NU Market (Palma)

-Mama Carmen (Palma)

-Bar Lab (Palma)

-Co-Working Space Lalia (Palma)

-Panteon House (Palma)

-Robinson Club (Cala Serena)

Ab März:

-Hotel Corazon (Deià)

-Cap Rocat (Cala Blava)

-ElaEla Eisdiele (Palma)

Ab Juni:

-Mallorca Live Festival (Calvià)

Auf Mallorca konzipiert: Funq’ („Fun“ & „Functional“) gibt es auch unter: funq.com, Instagram: funq und Facebook: FUNQ’

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