Was Pollenallergiker jetzt auf Mallorca beachten müssen

Das Frühjahr kann für sie schnell zu einer unerträglichen Zeit werden. Das milde Winterwetter lässt den Blütenstaub schon jetzt umherwirbeln – vor allem in der Inselmitte

Heuschnupfen ohne Ende? Dann handelt es sich womöglich gar nicht um eine Pollenallergie.

Heuschnupfen ohne Ende? Dann handelt es sich womöglich gar nicht um eine Pollenallergie. / DPA

Mit DPA

Die Augen jucken, die Nase läuft und der Hals schmerzt – die klassischen Symptome eines Heuschnupfen. Das warme Winterwetter in diesem Jahr hat dafür gesorgt, dass der Pollenflug auf Mallorca rund drei Wochen früher als üblich einsetzte.

Die Mallorquiner seien gar nicht mal so anfällig für die Pollenallergie, meint die Allergologin Susaba Ranea. Zwar leidet jeder vierte Inselbewohner unter einem allergischen Schnupfen. Davon gingen aber nur rund 20 Prozent auf den Blütenstaub zurück. Die restlichen 80 Prozent der Allergiker reagierten auf Hausstaubmilben. „Im Vergleich zum spanischen Festland gibt es wenige Pollen- allergiker auf Mallorca“, sagt Ranea.

Sprechstunden voll

Umso auffälliger ist, dass jetzt bereits die Sprechstunden der Ärzte voll sind. Gian Marco Chiarella ist in der Clínica Rotger in Palma für die Behandlung allergischer Anfälle zuständig. Bei ihm melden sich 30 Personen täglich. „Die Tendenz ist steigend, und es steigt die Zahl der Menschen, die erstmals eine allergische Reaktion zeigen“, sagt er.

Die größten Probleme gibt es in der Inselmitte von Mallorca, wo sich der Blütenstaub wegen fehlender Winde länger halten kann. „Durch die Seewinde gibt es an der Küste kaum Pollen“, erklärt Ranea. Besonders übel sei die Lage in den Stadtzentren, wo sich der Blütenstaub mit Schmutz vermengt. „Dadurch wird er sehr aggressiv.“

Vor allem diese drei Pflanzenarten bereiten Probleme

Probleme bereiten vor allem drei Pflanzenarten. In erster Linie sind die Olivenbäume für die allergischen Reaktionen verantwortlich. Die Blüte steht noch bevor und wird im Mai erwartet. Wobei es auch hier durch das frühlingshafte Winterwetter zu einem vorzeitigen Erblühen kommen kann. An zweiter Stelle rangieren verschiedene Gräser. Deren Pollen sind vor allem im April unterwegs. Manche Sorten wie das Mauerglaskraut sorgen aber ganzjährlich für Blütenstaub.

Ein Mitarbeiter der Stadtwerke Emaya bei der Reinigung einer Straße.

Ein Mitarbeiter der Stadtwerke Emaya bei der Reinigung einer Straße. / Emaya

Derzeit dagegen schwirren hauptsächlich die Pollen der Zypressen in der Inselluft umher. Regen und hohe Temperaturen haben die vorzeitige Blüte begünstigt. „Bei diesem verrückten Wetter blühen manche Pflanzen gar zwei Mal im Jahr“, sagt Ranea.

Bis zum Sommer kaum Ruhe für Allergiker

Bis zum kommenden Sommer werden die Allergiker auf Mallorca kaum Ruhe finden, zumal die Probleme mit Hausstaubmilben bestehen bleiben. „In einem Gramm Staub befinden sich bis zu 80 Milben. Sowohl die Tierchen selbst als auch ihr Kot können eine allergische Reaktion hervorrufen“, erklärt Chiarella. „Man kriegt sie auch schwer los. Sie sind überall: Auf Schränken, Regalen und selbst in den Klamotten.

Der erste Schritt bei Symptomen ist ein einfacher Allergietest. Wenn sich die Reaktion in Grenzen hält, empfiehlt sich eine Behandlung mit Antihistaminika. „Wenn die Symptome besonders schlimm sind und nicht abklingen, ist wohl eine Immuntherapie notwendig“, sagt Chiarella.

Profi nach Einschätzung fragen

Warum ist die Einschätzung eines Profis so wichtig? „Die Pollenallergie kann sich verstärken – es kann sogar ein allergisches Asthma daraus entstehen“, so Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergiker- und Asthmabund. In der Medizin ist dann oft von einem „Etagenwechsel“ die Rede. Entwickelt sich ein Asthma, sind nicht mehr nur die oberen Atemwege betroffen, sondern die Bronchien in der Lunge – eine „Etage“ tiefer. Starke Hustenanfälle mit Atemnot können die Folge sein.

„Eine Diagnostik ist aber auch wichtig, um herauszufinden: Worauf genau reagiere ich überhaupt?“, sagt Schwalfenberg. Ein weiterer Vorteil: Ein Arzt kann entscheiden, welche Medikamente die Beschwerden am besten lindern. Die Antihistaminika gibt es als Tabletten, Augentropfen oder Nasenspray. Sie unterbinden die allergische Reaktion des Körpers, indem sie die Rezeptoren des Botenstoffs Histamin blockieren. Einige Wirkstoffe – Cetirizin oder Loratadin etwa – sind frei verkäuflich, andere gibt es nur auf Rezept.

Wer eine Radtour in der Natur vorhat, sollte in Sachen Medikamente am besten vorsorgen. Heißt: Das Antihistaminikum etwa schon zu Hause nehmen. Wenn die Nase läuft, die Augen jucken und man wie verrückt niesen muss, kann man schlecht Radfahren. Ratsam ist zudem, das Medikament durchgängig während der Blütezeit zu nehmen.

Abonnieren, um zu lesen