Eine einzige Allergologin für die gesamten Balearen: "Bis 2030 kein Termin verfügbar"

Wer unter Allergien leidet, hat praktisch keine Chance, im öffentlichen Gesundheitssystem auf Mallorca und den Nachbarinseln von einem Spezialisten behandelt zu werden. Das sorgt für Ärger

Ein Patient auf Mallorca wird einem Allergie-Test unterzogen

Ein Patient auf Mallorca wird einem Allergie-Test unterzogen / Redaktion DM

Frühlingszeit auf Mallorca ist Pollenzeit - zum Leidwesen vieler Allergiker. Doch wer mit Allergien jedweder Art zu kämpfen hat, der dürfte es im öffentlichen Gesundheitssystem schwer haben, Profis für die Behandlung zu finden. Offiziell gibt es nur eine einzige behandelnde Allergie-Spezialistin auf den Balearen, die für das öffentliche System arbeitet: die Allergologin am Landeskrankenhaus Son Espases in Palma, Sendy Chugo.

"Wenn alle balearischen Gesundheitszentren ihre Patienten an sie verweisen würden, dann wäre der nächste freie Termin erst im Jahr 2030 verfügbar", mokierten sich jetzt andere Allergologen auf einer Fachtagung auf Menorca.

Die Situation auf den Inseln sei "unhaltbar", so der Chefarzt für Allergologie der Corachán-Klinik in Barcelona, César Alias Tudurí, der ursprünglich von Menorca stammt. In der Praxis sei es den Hausärzten auf den Balearen unmöglich, ihre Patienten an die Fachärztin zu vermitteln, da diese heillos überlastet sei.

Laut Tudurí hatten Politiker verschiedener Parteien bereits vor einem Jahr - kurz vor den Wahlen - auf derselben Fachtagung auf Menorca versichert, dass in jedem Fall eine Allergologie-Abteilung mit drei Fachärzten eingerichtet werden sollte. Noch immer gebe es aber faktsich keine solche Abteilung - selbst Allergologin Sendy Chugo ist offiziell in der Fachabteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde in Son Espases angestellt.

Hausärzte sollen selbst agieren

Erst Anfang März hatten Verantwortliche der balearischen Gesundheitsbehörde die Hausärzte in den Gesundheitszentren per Mail darüber informiert, dass keinerlei Überweisungen von Allergie-Patienten an die Spezialistin möglich seien. Stattdessen sollten die Hausärzte auf die sogenannten Prick-Allergietests zurückgreifen, die "sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen" ebenfalls präzise Diagnosen stellen könnten.

Laut Allergie-Experte Tudurí sei das jedoch zu kurz gedacht. "Die Ergebnisse der Tests müssen angemessen ausgewertet und gedeutet werden, dazu sind Allgemeinärzte nicht ausgebildet. Selbst wenn ein Test bei einer Substanz positiv ausfällt, heißt das nicht automatisch, dass eine Allergie vorliegt." Vielmehr seien die Tests ein geeignetes Hilfsmittel, um erste Einschätzungen zu erlangen und die Patienten dann an Spezialisten weiterzuvermitteln - wenn es die denn gäbe.

Nicht betroffen von dem Problem ist das private Gesundheitssystem auf Mallorca und den Nachbarinseln. Hier sind mehrere praktizierende Allergologen im Einsatz. /somo

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