Mallorca Zeitung

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Immobilienhai mit 26.000 Wohnungen in Deutschland kauft Festung auf Mallorca

Sa Fortalesa bei Pollença ist eine der exklusivsten Immobilien auf Mallorca. Jetzt gehört sie für kolportierte 60 Millionen Euro einem der reichsten Menschen der Welt

Die ehemalige Festung La Fortalesa liegt auf einer Landzunge nahe Port de Pollença. MZ

Eine der spektakulärsten Immobilien auf Mallorca hat den Besitzer gewechselt: Die auf einer Landzunge gelegene ehemalige Festung Sa Fortalesa nahe Port de Pollença gehört jetzt einem Milliardär, dessen Immobilienunternehmen allein in Deutschland nach eigenen Angaben derzeit über 26.000 Wohnungen besitzt. Das bestätigen zwei unterschiedliche, gut informierte Quellen der Mallorca Zeitung.

Neuer Besitzer ist der norwegische Immobilienunternehmer Ivar Tollefsen. Der Verkauf soll bereits im März vollzogen worden sein. Laut den norwegischen Magazinen "Se og Hør" und "Kapital" bezahlte Tollefsen rund 63 Millionen Euro für die nicht zuletzt aus der BBC-Serie „The Night Manager“ bekannte Luxusimmobilie. Sa Fortalesa gehörte zuvor dem britischen Banker Lord James Lupton, einem ehemaligen Schatzmeister der Tories.

Ivar Tollefsen, der neue Besitzer der Festung Sa Fortalesa, rangiert auf Rang 470 der "Forbes"-Liste

Tollefsen ist einer der reichsten Menschen der Welt. Das „Forbes“-Magazin bezifferte sein Vermögen kürzlich auf rund 5,4 Milliarden Euro. Damit rangiert der 61-Jährige an Stelle 470 unter den Superreichen des Planeten. Sein Geld hat der Norweger, der in der Kleinstadt Asker im Südosten des Landes geboren wurde, vor allem mit Immobiliengeschäften gemacht. Der von ihm kontrollierte Immobilienriese Heimstaden besitzt in neun Ländern in Nord- und Mitteleuropa derzeit 160.000 Wohnungen, wie aus der Homepage des Unternehmens hervorgeht. Allein in Berlin sind es wohl an die 20.000.

Das von dem Immobilienunternehmer Ivar Tollefsen auf Mallorca erworbene Anwesen Sa Fortalesa. MZ/EditwikiAH

Sein erstes Geld verdiente Tollefsen noch als Schüler als DJ und Partyveranstalter. Die 2,8 Millionen US-Dollar, die er 1985 für den Verkauf seiner Eventagentur erhielt, investierte er ins Immobiliengeschäft und kaufte in Oslo einen Wohnblock mit 20 Apartments. Später gründete er die Firma Fredensborg AS, die inzwischen über 27.000 Mietwohnungen in Skandinavien besitzt und damit einer der größten Besitzer von Mietwohnungen in Nordeuropa ist.

Das richtig große Geschäft begann für Tollefsen aber ab dem Jahr 2005, als seine Firma Fredensborg AS die schwedische Heimstaden Bostad AB übernahm. Das Unternehmen besaß zunächst vor allem im Raum Malmö und in Südschweden zahlreiche Mietimmobilien. Inzwischen ist Heimstaden der größte private Vermieter in Dänemark, Tschechien und Norwegen.

Blick auf die Bucht von Pollença von Sa Fortalesa aus. MZ

Heimstaden stieg 2020 auch in Deutschland ein - Schwerpunkt Berlin

Seit 2020 ist der Name Heimstaden auch in Deutschland ein Begriff. Anfang Dezember 2021 übernahm das Unternehmen von der schwedischen Akelius 17.600 Wohnungen in Hamburg und in Berlin, davon allein 14.000 in Berlin. Das Geschäftsgebaren des Immobilienriesen ist nicht unumstritten. In Oslo soll Heimstaden beim Kauf von Wohnungen das Vorkaufsrecht der Stadt umgangen haben, indem es die Stadtverwaltung erst gar nicht über die Transaktion informierte.

Der Norweger gilt in seinem Heimatland auch sonst als extrem abenteuerlustig und risikofreudig. Im Jahr 1991 stellte er den Weltrekord für die Durchquerung von Grönland auf Skiern auf. Auch in den Jahren darauf führte er dort Expeditionen an, darunter die der Erstbesteigungen des Jøkulkyrkja (3.148 Meter), des Ulvetanna (2.931 Meter) und der Geßnerspitze (3.020 Meter). Und nicht nur im Schnee und Eis scheint sich der 61-Jährige wohlzufühlen. Im Jahr 2009 raste Tollefsen bei der Rallye Dakar in einem Nissan auf einen sehr respektablen vierten Platz.

Ivar Tollefsen (li.) 2015 bei dem Mountainbike-Rennen Absa Cape Epic in Südafrika. Nic Bothma/dpa

Die Festung des Immobilienunternehmers stammt aus dem 17. Jahrhundert

Was der Hobbyrennfahrer mit Sa Fortalesa vorhat, ist bisher nicht bekannt. Das Anwesen auf der Landzunge Punta de L'Avançada nahe Port de Pollença verfügt über mehrere Gebäude. Charakteristisch ist vor allem die Festung mit Wehrturm, mit deren Bau im Jahr 1682 begonnen wurde. Sie hat einen sechseckigen Grundriss, was für eine Burganlage äußerst selten ist und in Spanien gar einzigartig sein dürfte. Dazu kommen sechs Gästehäuser. Insgesamt beträgt die bebaute Fläche mehr als 20.000 Quadratmeter. Das Anwesen verfügt über eine eigene Kläranlage. Zu Sa Fortalesa gehören auch ein kleiner Hafen und Tennisplätze. Die Gebäude umgibt ein herrlicher Garten. Dazu gibt es mehrere Treppen, die zum Meer führen und Aussichtspunkte.

Das Anwesen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Erbaut worden war die Burganlage Anfang des 17. Jahrhunderts, um Mallorca vor Angriffen von Piraten zu schützen. 1919 erwarb sie der argentinische Maler Roberto Ramaugé. Der Künstler war bekannt für rauschende Feste, die er für die damalige High Society organisierte. Der katalanische Bildhauer Josep de Creeft hinterließ Skulpturen und Steingravuren. Die beiden bekannten spanischen Maler Joaquín Sorolla und Hermen Anglada Camarasa zogen sich auf die Festungsanlage zum Arbeiten zurück.

Im Bürgerkrieg (1936–1939) wurde Sa Fortalesa vom spanischen Militär enteignet und zur militärischen Sperrzone erklärt. Die Nachfahren von Ramaugé bekamen die Immobilie zurück und verkauften sie 2011 an Lord Lupton. Mit ihm verhandelte die Gemeinde Pollença zuletzt darüber, dass Sa Fortalesa einmal im Monat für eine kleine Gruppe zur Begehung geöffnet wird.

Rafael Nadal und Mary Perelló heirateten auf Sa Fortalesa. Efe

Dass Tollefsen diese Initiative wohlwollend aufnimmt, scheint wohl eher fraglich. Bislang wurde ein Tag auf Sa Fortalesa nur denen zuteil, die es sich leisten konnten. So etwa prominente Sportler, wie Tennisstar Rafael Nadal, der auf der Festung seine Mery Perelló heiratete. Auch die Fußballer Cristiano Ronaldo und Gareth Bale gaben ihren Frauen auf Sa Fortalesa das Jawort. Die Miete für eine solche Zeremonie: mindestens 40.000 Euro.

Neben der erfolgreichen BBC-Serie "The Night Manager" entstand auf Sa Fortalesa auch der deutsche TV-Film "Da muss Mann durch" mit Wotan Wilke Möhring und Julia Jentsch.

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