Immobilienmakler Marvin Bonitz: „Dass Einheimische auf Mallorca sich keine Wohnung leisten können, hat nichts mit den internationalen Kunden zu tun"

Der 38-Jährige übernimmt nach und nach die bekannte Immobilienfirma von Edith und Lutz Minkner. Ein Gespräch über Werdegang und Nachfolge, Innovationen und Rezepte gegen die Wohnungsnot

"Wir könnten zum Beispiel Häuser mit 20 Etagen bauen und hätten in fünf Jahren deutlich weniger Probleme": Marvin Bonitz in Santa Ponça.

"Wir könnten zum Beispiel Häuser mit 20 Etagen bauen und hätten in fünf Jahren deutlich weniger Probleme": Marvin Bonitz in Santa Ponça. / Nele Bendgens

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Dass die Unternehmensnachfolge bei einem der bekanntesten Immobilienfirmen der Insel im vollen Gang ist, lässt sich nun auch am Namen ablesen: Minkner & Partner heißt nun Minkner & Bonitz. Der 38-Jährige wird das Unternehmen in ein paar Jahren ganz von den kinderlosen Gründern Edith und Lutz Minkner übernehmen. Die MZ traf ihn im Firmensitz Santa Ponça zum Interview.

Marvin Bonitz (rechts mit Sonnenbrille) und das Ehepaar Edith und Lutz Minkner bei einem der traditionellen Pfingstempfänge.

Marvin Bonitz (rechts mit Sonnenbrille) und das Ehepaar Edith und Lutz Minkner bei einem der traditionellen Pfingstempfänge. / Minkner & Bonitz

Sie sind in Andalusien aufgewachsen. Was hat Sie nach Mallorca verschlagen?

Ich bin in Marbella groß geworden. Meine Eltern sind dann nach Österreich gezogen, ich bin in Marbella geblieben und habe dort angefangen zu arbeiten. Dann wollte ich mich beruflich verändern, und meine Eltern entschieden in dieser Zeit, sich auf Mallorca eine Wohnung zu kaufen. 2006 bin ich dann auch nach Mallorca gezogen.

Fühlt sich Mallorca wie Heimat an?

Ich verbinde Heimat mit dem Ort, aus dem ich komme. Für mich ist Heimat immer noch Marbella. Mein Zuhause ist aber Mallorca. Hier habe ich sehr viele Freundschaften. Meine Frau ist Spanierin, ich habe als Einzelkind jetzt Anschluss an eine große spanische Familie, was ich sehr genieße.

"Auf Mallorca lebt es sich für mich heute besser, weil ich beruflich und privat mehr Möglichkeiten habe."

Wo lebt es sich besser?

Auf Mallorca lebt es sich für mich heute besser, weil ich beruflich und privat mehr Möglichkeiten habe. Meine Hobbys, wie Wassersport oder die Berge, kann ich hier ausleben. Ich liebe auch die vielen Buchten mit dem türkisblauen Wasser. Dazu kommen schnelle Anbindungen an andere Städte.

Wo leben Sie hier auf der Insel?

Momentan wohnen wir in einem Penthouse in Portals mit schönem Hafen- und Meerblick. Wir haben uns aber ein Grundstück in El Toro gekauft und bauen gerade ein Einfamilienhaus. Dann tauschen wir Meerblick gegen Pool, Garten und mehr Platz ein.

Musste es im Südwesten sein, weil Sie hier auch arbeiten?

Es ist die schönste Ecke der Insel. Unabhängig davon würde ich niemals in einer Lage investieren, wo ich nicht mit meiner Firma Immobilien verkaufen würde. Hier kenne ich den Markt nun mal am besten.

"Wo die Firma in zehn Jahren steht, hängt nun sehr stark von mir ab."

Kommen wir zu Minkner & Bonitz: Was hat sich denn im Unternehmen nun genau geändert außer dem Namen?

Gesellschafter bin ich zwar schon seit vergangenem Jahr, aber nun haben wir den Namenswechsel offiziell gemacht. Ich bin seit zwölf Jahren im Unternehmen und seit vier Jahren arbeite ich in der Geschäftsführung. Am operativen Geschäft ändert sich deshalb nicht viel. Meine Verantwortung ist aber gestiegen. Wo die Firma in zehn Jahren steht, hängt nun sehr stark von mir ab. Herr Minkner und ich beraten uns natürlich weiterhin, aber die Entscheidungen für die Zukunft liegen nun in meiner Hand, und ich habe die Verantwortung für die Mitarbeiter.

Verstärkt das auch den Druck?

Ich freue mich auf die Zukunft, auch weil ich weiß, dass wir aus dem Unternehmen noch sehr viel herausholen können. Es funktioniert ja schon sehr gut, aber ich glaube, dass wir noch sehr viel Potenzial auf einem riesigen Markt haben. Unser Marktanteil ist sehr gering im Vergleich dazu, was möglich wäre, wenn wir unseren Service und das Kundenerlebnis verbessern.

Gibt es dafür schon konkrete Ideen?

Man muss das Rad nicht neu erfinden. Es gibt sehr viele Abläufe, die man optimieren kann. Dadurch gewinnen wir mehr Zeit für die Kunden. Es gibt so viele Makler auf Mallorca, die nur an den Verkauf denken. Ich glaube, dass der Kauf einer Immobilie nur der Anfang ist. Darauf aufbauend ergeben sich viele weitere Dinge. Wir wollen ein Gesamtpaket schaffen, an dem die Kunden mehr Freude haben sollen.

"Aktuell besitze ich rund 40 Prozent (der Firma, d. Red.)."

Was bedeutete bisher das Wort Partner im Firmennamen?

Mit Partnern waren ursprünglich die Geschäftspartner gemeint, also Notare, Anwälte und andere. Alle, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Jetzt haben wir aus dem Partner meinen Namen gemacht. Die Partner haben wir natürlich nach wie vor, aber es war mir wichtig, dass mein Name im Logo ist, denn in ein paar Jahren wird mein Anteil an der Firma viel größer sein.

Wie groß ist er momentan?

Aktuell besitze ich 40 Prozent des Unternehmens. Wir haben einen langfristigen Kauf- und Zahlungsplan entwickelt, nach dem ich nach und nach mehr Anteile kaufen werde, bis irgendwann 100 Prozent Minkner & Bonitz mir gehört. Das allerdings dauert noch. Wir haben keine Eile.

Wie organisieren Sie sich in der täglichen Arbeit mit den Minkners?

Wir telefonieren fast jeden Tag und besprechen aktuelle Angelegenheiten. Ich halte Herrn Minkner auf dem Laufenden, wir stimmen Ideen ab. Ich hole mir gerne seinen Segen bei Ideen. Zum Glück denken wir da sehr gleich. Wenn es um grundlegende Entscheidungen geht, fahre ich meistens zu den Minkners. Dann besprechen wir im Dreierteam die nächsten Schritte. Das sieht dann wie ein Kaffeetrinken in der Familie aus mit Mama, Papa und Sohn.

Gab es schon einmal eine grundsätzliche Entscheidung, bei der Sie und Herr Minkner konträrer Meinung waren?

Nein.

"Die Aufgabe von uns Maklern ist es ja, Wünsche der Kunden zu erkennen, obwohl diese selbst sie vielleicht gar nicht kennen."

Welche Projekte im Unternehmen gehen Sie jetzt unmittelbar an?

Ich war gerade in Dubai bei einem Digital-Workshop. Da habe ich gesehen, was man noch machen könnte, was andere vielleicht noch nicht haben. Vor allem, um Besichtigungen zu ermöglichen, ohne dass die Kunden vor Ort sind. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen, weil wir gerade in der Testphase sind. Es geht darum, einem Kunden, der die Insel kennt, ein Objekt zu zeigen, durch das er in Begleitung eines Maklers virtuell laufen kann. Er kann dabei Fragen stellen, auf die der Makler direkt antwortet. Klar könnte man die Fragen auch per Mail senden, aber es ist doch etwas anderes, wenn man den Makler quasi im Ohr hat und dieser live erklären kann, dass etwa die Küche aus Italien kommt oder aus welchem Steinbruch der Stein ist.

Die virtuellen Besichtigungen waren ja zu Corona-Zeiten schon sehr angesagt.

Ich bin damals nicht auf diesen Zug aufgesprungen. Da habe ich nicht die Nähe zu den Kunden gespürt. Die Aufgabe von uns Maklern ist es ja, Wünsche der Kunden zu erkennen, obwohl diese selbst sie vielleicht gar nicht kennen. Aber wenn die Kunden da alleine durchgehen ohne Input eines Experten, kann es zu Fehleinschätzungen kommen. Jetzt ist es aber seit drei Wochen möglich, demnächst verrate ich mehr.

Wird die künstliche Intelligenz auch die Maklerbranche revolutionieren?

KI wird kein virtueller Makler werden. Die KI ist trotz aller Möglichkeiten limitiert, weil sie auf der Vergangenheit basiert. Wir müssen die KI nutzen, um Automatismen bei Arbeitsabläufen zu schaffen, die banal und zeitraubend sind. Die KI ermöglicht uns mehr Zeit für unsere Kunden. Überall gibt es heute automatische Chatbots. Alles, was der Kunde aber will, ist mit jemandem zu sprechen. Das werden wir weiter ausbauen.

"Dass die Einheimischen sich keine Wohnung leisten können, hat nichts mit den internationalen Kunden zu tun."

Was ist durch die KI in Ihrer Branche noch möglich?

Die KI entwickelt sich wahnsinnig schnell. Da wird sich in den nächsten Monaten einiges tun. Auch gerade bei der Inneneinrichtung. Da kann man ein Foto machen und dann sagen, man will die Wohnung renovieren und mithilfe der KI beispielsweise den balinesischen Style oder auch etwas anderes simulieren. Oder die KI kann die Möbel in der Immobilie simulieren.

Der Verkauf von Immobilien an Nicht-Residenten ist ein wenig ins Stocken gekommen seit dem Beginn der Debatte über eine mögliche Beschränkung. Spüren Sie das auch?

Wir merken das schon. Wir haben viele Kunden, die zunächst nicht verstehen, dass es sich um Stimmenfang der Politik handelt. Denn die Wohnungsnot ist ja definitiv ein Problem. Das liegt aber nicht an den Ausländern, das hat ganz andere Ursprünge. Inzwischen ist ja mehrfach auch berichtet worden, dass eine solche Beschränkung nicht möglich ist und dass man davor keine Angst haben muss.

Ein Drittel der Immobilienverkäufe auf den Balearen haben 2022 Ausländer getätigt, gleichzeitig können sich viele Einheimische keine Wohnung leisten. Wie passt das zusammen?

Dass die Einheimischen sich keine Wohnung leisten können, hat nichts mit den internationalen Kunden zu tun. Das liegt daran, dass die Politik Tausende von Quadratmetern Bauland wieder in ländliches Gebiet umgewandelt hat und keine Möglichkeiten für örtliche Bauträger schafft, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Es gibt auch keine Fördermittel für junge Familien oder Geringverdiener, um weniger Steuern zu zahlen. Wir haben hier die höchste Grunderwerbsteuer von ganz Spanien.

"Für viele Bauträger rechnet sich ein Bau erst ab der 6. oder 7. Etage."

Welche Rezepte schlagen Sie vor?

Rund um Palma muss viel mehr Bauland ausgewiesen werden. Das gibt es ja eigentlich. Und es muss höher gebaut werden. Vier Stockwerke lohnen sich nicht. Für viele Bauträger rechnet sich ein Bau erst ab der 6. oder 7. Etage. Wir könnten zum Beispiel Häuser mit 20 Etagen bauen und hätten in fünf Jahren deutlich weniger Probleme. Es müssen ja keine riesigen Wohnungen sein. Wo Knappheit herrscht, wird alles teurer.

Der Platz ist auf der Insel begrenzt. Und man will ja nicht alles zubauen.

Um Palma herum gibt es sehr viele Orte, die nicht besonders attraktiv sind und wo man bauen könnte. Es ist die Verantwortung der Politiker, die Basis für bezahlbaren Wohnraum für die Residenten zu schaffen und nicht von den Investoren.

Man kann den ausländischen Zweitimmobilienmarkt aber nicht von den Preissteigerungen insgesamt abkoppeln.

Das stimmt sicher. Aber dieses Problem hat nicht nur Mallorca. Das passiert in jeder Großstadt der Welt. Das Problem werden wir hier nicht lösen können. Es ist die natürliche Entwicklung. Beliebte Städte, in die viele Menschen ziehen, werden nun mal teurer. Wir haben teilweise mallorquinische Verkäufer, die für Preise verkaufen wollen, die fernab von Gut und Böse sind. Die Verkäufer spekulieren darauf, dass das irgendjemand bezahlen wird. Und dann kommt leider wirklich jemand und bezahlt das. Und dann will der Nachbar dasselbe machen.

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