Bauingenieur über Feuerinferno in Valencia: "Auf Mallorca haben wir ähnliche Gebäude"

Der Professor für Bauingenieurwesen der Balearen-Universität UIB, Antoni Cladera, über die Konsequenzen, die nach der Katastrophe auf dem Festland gezogen werden müssen

Der Professor für Bauingenieurwesen, Antoni Cladera.

Der Professor für Bauingenieurwesen, Antoni Cladera. / DM

Elena Vallés

Elena Vallés

Tage nach dem verheerenden Großbrand in einem Wohnhaus in Valencia, bei denen am Donnerstagabend (22.2.) zehn Personen ums Leben kamen, fragt man sich auf Mallorca, inwieweit sich ein ähnliches Unglück auch auf der Insel zutragen könnte. Die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" hat mit dem Professor für Bauingenieurwesen an der Balearen-Universität UIB, Antoni Cladera, gesprochen.

Könnte sich auf Mallorca ein ähnliches Unglück wie in Valencia ereignen?

Wahrscheinlich schon. Auf Mallorca haben wir ähnliche Gebäude mit der gleichen Art von Fassadenverkleidung. Allerdings haben wir nicht so hohe Gebäude, sodass eine Evakuierung einfacher wäre.

Wird heute noch immer mit der Polyurethanbeschichtung gebaut, die die rasche Ausbreitung des Feuers begünstigte?

Es ist inzwischen nicht mehr möglich, mit diesen Materialien zu bauen. Die heute verwendeten Verkleidungsmaterialien (u. a. Kork oder Steinwolle) müssen eine Feuerbeständigkeit von sechzig Minuten aufweisen. Das ist die Zeit, die die Feuerwehr schätzungsweise zum Löschen benötigt.

So hat sich der Brand beim Feuerinferno in Valencia ausgebreitet

Redaktion DM

Wissen Sie von Gebäuden auf Mallorca, die mit diesen Materialien gebaut worden sind?

Nein, nicht direkt. Aber es gibt sie. Der Bauträger, der für das Gebäude in Valencia verantwortlich war, hat auch auf Mallorca gebaut, etwa in Palma. Ich weiß allerdings nicht, ob das auch mit diesen Materialien geschehen ist. Heute Morgen habe ich eine Whatsapp von einer Person bekommen, die in der Baubranche arbeitet. Sie schrieb mir, dass ihr Gebäude genauso wie das in Valencia errichtet wurde.

Was sollte nach dem Unglück in Valencia passieren?

Es ist jetzt zunächst wichtig, die Gebäude mit Polyurethan zu identifizieren, aber ohne Panik in der Bevölkerung auszulösen. Vor allem ist das für die Feuerwehr wichtig, damit entsprechende Protokolle angewendet werden. Das übliche Prozedere besteht darin, zunächst den Anwohnern zu sagen, sie sollen in den Wohnungen bleiben, dann das Feuer zu löschen und die Menschen danach erst herauszuholen. Das macht man so, da gerade Treppenhäuser sich sehr schnell erhitzen, was zu schweren Verbrennungen führen kann. Aber beim Feuer in Valencia breitete sich das Feuer in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit aus. Die Behörden müssen jetzt auf jeden Fall handeln.

Was muss konkret getan werden?

Diese Art von Fassadenverkleidung muss ausgetauscht werden. Es sollte dafür Subventionen geben, wie etwa für die Anbringung von Photovoltaikanlagen.

Wurden diese Materialien, wie die in Valencia, jemals in die Verordnungen aufgenommen?

Nein, eine Regulierung in der Hinsicht gab es nicht. Das liegt daran, dass die Verordnungen immer hinterherhinken, was neue Produkte angeht. Polyurethan ist ein leicht entzündlicher Kunststoff. Er muss mit flammenhemmenden Zusätzen versehen werden. Heutzutage wird Polyurethan immer noch für Fassaden verwendet, mit dem Unterschied, dass es jetzt diese feuerhemmenden Zusätze hat.

Manche Kritiker sagen, dass in Valencia vor allem billig gebaut werden sollte.

In diesem Fall hat es nichts mit billiger Bauweise zu tun. Ich glaube, man wollte ein vergleichsweise modernes Material verwenden, hat aber nicht über die möglichen Konsequenzen nachgedacht.

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