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Comeback von Música Mallorca: Was Pianist Giuseppe Albanese an "Harry Potter" reizt

Der Italiener präsentiert bei dem Klassikfestival ein Programm mit Melodien aus bekannten Filmen

Giuseppe Albanese ist ein glühender Verehrer von Franz Liszt.

Giuseppe Albanese ist ein glühender Verehrer von Franz Liszt. / FRANCESCO BONDI

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Giuseppe Albanese ist das Gesicht des Neubeginns beim Festival MúsicaMallorca. Der 43-jährige Pianist aus Kalabrien an der südwestlichen Spitze von Italien spielt am Freitag (12. Mai )um 20 Uhr im Hotel GPRO Valparaíso unter dem Titel „Playing Love“ große Melodien aus bekannten Kinofilmen, darunter sind etwa „Casanova“ von Fellini oder „Harry Potter“. Karten gibt es für 35 Euro direkt an der Rezeption des Hotels oder bei Musicasa. Wer im Anschluss noch ein Galadinner genießen will, zahlt insgesamt 110 Euro. Für Albanese, der sich als eine „Seele des Mittelmeers“ sieht, ist es das erste Gastspiel auf Mallorca.

Ist es für Sie inspirierender, im Mittelmeerraum zu spielen als an anderen Orten?

Ich präsentiere mich immer so, wie ich bin. Jeder Musiker sollte das tun – ganz egal, wo er auftritt. Gleichzeitig wissen wir ja seit den antiken Rednern wie etwa Cicero, wie wichtig es ist, sich auf das Publikum einzustellen, vor dem man auftritt. Die großen Musiker nahmen in einer den Tieren ähnlichen Art und Weise die Atmosphäre auf, in der sie spielten und passten ihre Performance an die Reaktionen des Publikums an.

Sie spielen auf Mallorca ausschließlich Filmmusik. Ist es damit einfacher, die Menschen für klassische Musik zu begeistern?

Es ist keine rein kommerzielle Frage, wir wollen damit nicht einfach auf plumpe Weise das Interesse des Publikums wecken. Die Idee stammt von einem Piano-Wettbewerb in Italien, wo vor allem Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gespielt werden. Filmmusik ist ein schönes Beispiel von gut gemachter, wertvoller Musik. Aber natürlich ist es schon so, dass man damit auch Menschen erreicht, die normalerweise nicht zu einem Kammermusikabend kommen.

Sie spielen unter anderem Musik von Franz Liszt, einem der wichtigsten Komponisten in Ihrem Leben. Wie kam es zu dieser starken Verehrung?

Das hat viele Gründe. Mit zehn, elf Jahren begann ich, viele Aufnahmen zu hören und meinen Stil zu definieren. Kaum jemand komponiert so spektakulär wie Liszt. Als Elfjähriger wollte ich immer wie er aussehen, so wie eben andere wie ihre Popstars aussehen wollten. Das war schwierig, weil ich ein Lockenkopf war, Liszt aber sehr glatte Haare hatte. Außerdem war er nicht nur einer der besten Komponisten, sondern auch einer der besten Pianisten seiner Zeit. Er erfand etwa die Gattung Rezital. Er war ein Genie. Dazu kam, dass Liszt in vielen wichtigen Momenten in meinem Leben eine Rolle spielte.

Ihre Karriere dauert inzwischen schon 20 Jahre. Wie hat sich die Klassikwelt verändert?

Ich komme gerade vom Horowitz-Wettbewerb, und dort habe ich mich dasselbe gefragt. Vor 20 Jahren habe ich meinen letzten Wettbewerb gewonnen. Social Media hat sehr viele Neuerungen gebracht. Pianisten wie Lang Lang sind zu Weltstars geworden, Valentina Lisitsa wurde ausschließlich über Youtube bekannt. Die Branche wird immer unkonventioneller. Und auch der Geschmack des Publikums hat sich geändert und beeinflusst die Darstellung der Musik. Beim Horowitz-Wettbewerb habe ich aber gesehen, dass viele junge Leute noch genauso spielen wie vor 20 Jahren. Sie waren nicht mutig, haben nicht ihre Persönlichkeit in die Waagschale geworfen. Aber es gibt eben auch solche Musiker, die das tun. Und warum auch nicht?

Die klassische Musik hat ja auch seit vielen Jahren keinen leichten Stand mehr.

Wir kämpfen immer noch gegen alte Vorurteile, nach denen klassische Musik ernst ist oder langweilig. Aber die Musiker ändern sich. Viele sprechen inzwischen mit ihrem Publikum, erklären die Stücke. Oder sie kleiden sich anders. Ich ziehe meinen Frack kaum noch an. Das große Problem ist, dass sich klassische Musik nicht selbst finanziert. Die Behörden müssen Geld dazuschießen. Es ist meiner Meinung nach einfach sehr wichtig, dass die Klassik möglichst viele Menschen erreicht. Und wir brauchen neue Werke, neue Performances, mehr Modernisierung.

Warum braucht es klassische Musik?

Weil sie ein Instrument ist, um ins Bewusstsein vorzudringen und Emotionen im Körper zu wecken. Die Musik treibt die Leute dazu an, zu besseren Menschen zu werden. Beethoven schrieb Musik, um die Welt zu verändern.

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