Frühlingserwachen der Galerien von Mallorca: Das erwartet Sie beim Art Palma Brunch am Samstag
Die Galerien in Palma laden zur 19. Ausgabe des Kunstevents ein. Die Tafel ist mit insgesamt 35 Ausstellungen und mehr als 60 Künstlern diesmal noch reicher gedeckt
Der Winterschlaf der Kunstszene auf der Insel ist nun definitiv zu Ende: Das erste Jahresevent des Galeristenverbands Art Palma Contemporani (APC) steht an und lockt uns am Samstagvormittag (23.3.) von 1 1 bis 14 Uhr wieder zu einem Galerienbummel in die Stadt. Einige bewährte Errungenschaften des Art Palma Brunch, Art Palma Summer und der Nit de l’Art bleiben bestehen: So gibt es auch diesmal wieder die „Gallery Walks“, kostenlose Führungen, mit denen Interessierte noch in den kommenden Wochen die Ausstellungen erkunden können.
Und wie erstmals bei der Kunstnacht im vergangenen Herbst geschehen, werden die Räume oberhalb des alten Wasserspeichers im Kulturzentrum La Misericòrdia erneut genutzt: Die drei außerhalb der Stadt – oder zumindest fernab vom Zentrum – gelegenen Mitglieder CCA Andratx, La Bibi Gallery und Galeria Maior bekommen so die Möglichkeit, ein zweites Projekt im Herzen von Palma zu zeigen. Neu ist in diesem Jahr zum einen, dass sich die Tube Gallery in Pere Garau sowie die unabhängigen Kunsträume TACA und Stain Projects angeschlossen haben. Zum anderen ist das Kino CineCiutat mit von der Partie: Dort ist am 22. März um 18 Uhr der Dokumentarfilm „Find an Offline Shelter“ über die Künstler Grip Face und Miju Lee zu sehen. Eine gute Einstimmung für das Programm am folgenden Tag, das Sie hier im Überblick finden.
Aba Art Lab
Rosa Caterina Bosch Rubio nutzt für ihre grafisch-textilen Werke die Welt der Botanik und Pigmente aus der Natur. In der Schau „Focs i fonts“ zelebriert die Künstlerin die Regenerationskraft der Aleppo-Kiefer, die mit dem Feuer verbunden, aber doch unverwüstlich ist. Ihre Technik, Baumwolle zu bemalen, geht auf das alte Ägypten zurück und lässt zugleich einfache und erhabene Bilder entstehen.
Pep Llabrés Art Contemporani
Sie „denken mit den Händen“: Nicoletta Mantoan und Alejandro Dumon bilden das Künstler-Duo 2monos („zwei Affen“). Sie erforschen gemeinsam die Eigenschaften des Raums und wie man ihn beeinflussen kann. Das konzeptuell freie Projekt will verschiedene Disziplinen zusammenbringen, um somit alle etablierten Etiketten von Kunst, Design und Architektur infrage zu stellen. Wie das in der Praxis aussieht, erfahren Sie bei der Schau „Take your seat“.
Galeria Maior
Die Galeria Maior präsentiert die Solo-Schau „Tallar una gema“ („Einen Edelstein schnitzen“) von Victoria Encinas in zwei Räumen: Ein Teil eröffnet zum Brunch in La Misericòrdia in Palma, die Ausstellung in der Galerie in Pollença dann am Sonntag um 11.30 Uhr. Die Werke der Künstlerin bewegen sich zwischen Ordnung und Chaos, Geometrie und Organischem.
Xavier Fiol
Der Begriff „Terrain Vague“ wurde Ende der 1990er-Jahre von dem katalanischen Architekten Ignasi de Solà-Morales geprägt und beschreibt periphere Räume als Möglichkeitsräume. Tomás Pizá stellt in der gleichnamigen Ausstellung bei Xavier Fiol zwei Arten von „Architektur“ in einem urbanen Gefüge gegenüber: einerseits die Gitter und Fassaden der öffentlichen Gebäude im Viertel La Pau in Barcelona und andererseits die Vegetation, die diese Räume umgibt.
La Bibi Gallery
Die Schau in Establiments versammelt eine Reihe von Werken, die Manu García während seiner Künstlerresidenz bei La Bibi schuf. Einflüsse waren die Insel, die Landschaft rund um das Atelier und das gewichtige Erbe der Bildtradition. García sucht diese Schwere in der Praxis der Malerei so weit zu verringern, dass sie spontan und intuitiv wirkt: Velázquez taucht als Referenz neben Elementen wie Motorrädern auf. In La Misericòrdia ist die Galerie mit einem zweiten Projekt präsent und zeigt dabei Arbeiten von Ela Fidalgo.
Galería Pelaires
Girbent wurde bis zum Tode von Horrach Moyà von dessen Galerie vertreten. Zum Brunch zeigt nun Pelaires neue Werke des Künstlers, die klassische Bildtraditionen wie das „Interieur mit Figur“ aufgreift. Im ersten Stock ist die Ausstellung „Processionària“ mit verschiedenen Spielarten der Konzeptkunst von Gabriel Pericàs zu sehen – der Titel nimmt auf die ungeliebten Prozessionsspinner Bezug. Das Kabinett ist indes der Schau „In filum“ mit neun Gemälden von Juan Giralt aus den frühen 1990er-Jahren gewidmet.
L21 Home
Drei Kunstprojekte, drei Stockwerke: L21 Home reserviert das Erdgeschoss für die Schau „Eifer und Lücke“ mit Malerei von Jens Braun, der die Grenzen zwischen Poesie und Struktur verwischt. Weiter oben sind die „Phantom Guts“, hybride Körper der multidisziplinären Künstlerin Ingeborg Tysse, zu bewundern. Den Abschluss bildet Pixy Liaos „Opening“, eine intime fotografische Reise in den privaten Raum von Beziehungen.
Galería Kewenig
Bei Kewenig gibt es eine Duo-Ausstellung zu entdecken: Paloma Varga Weisz und Heinz Ackermans treten hier in einen Dialog über die Figuration, von der Skulptur, der Malerei und der Zeichnung her gedacht. Gezeigt wird eine Serie von neun Skulpturen von Varga zusammen mit einer Reihe von Aquarellen auf Papier, die im Kontrast zur künstlerischen Sprache von Ackermans stehen. Bei ihm ist die Linie zwischen dem Malerischen und dem Skulpturalen feiner: Er arbeitet mit Bildern, in denen er Harze, textiles Material und Farbpigment verwendet.
Galería Fermay
Die Schau „Et Fuga“ zeigt die jüngsten Arbeiten von Eduardo Martín del Pozo und zielt darauf ab, aus der Strenge seiner reduzierten Palette auszubrechen, die Farbe und die Freiheit der Geste wiederzugewinnen. Das Projekt beleuchtet außerdem den starken Einfluss von Miguel Ángel Campano auf das Werk des Künstlers.
Baró Galería
Spannend verspricht die Kollektivausstellung „Disobedient Bodies: Without Gods, Patrons or Mysteries“ der Baró Galeria zu werden: Internationale Künstlerinnen aus Afghanistan, Venezuela, den Arabischen Emiraten, La Réunion, Indonesien, Ägypten, Peru, Georgien, Griechenland, Italien und Mallorca konfigurieren hier neu, was Weiblichkeit in ihren jeweiligen Kulturen sein sollte. Die angewandten Methoden beziehen dabei feministische Perspektiven mit ein, die ihren Ursprung nicht bei weißen Künstlerinnen haben, die in den großen Städten der Welt leben, sondern bei Frauen aus entlegenen Winkeln der Erde – doch der Kampf an sich bleibt derselbe. Es gilt, sich von den Machthabern und Gottheiten zu emanzipieren und die jeweils vorherrschenden spirituellen und moralischen Codes umzugestalten, um einen neuen femininen Körper jenseits des Begehrens zu erschaffen.
Galeria Fran Reus
Bei Fran Reus gibt es wie immer drei Projekte zu sehen: Miquel Ponce setzt sich mit der Malerei auseinander und betrachtet das abstrakte Bild als etwas Körperliches, als ein Überbleibsel seines eigenen Schöpfungsaktes. Janina Frye zeigt im Untergeschoss ihren „visuellen Essay“ über die Verbindung zwischen Emotionen und dem Physischen. Sie untersucht zudem die Eigenschaften von Latex, pneumatischen Pumpen und Seilen, die alle Elemente in einem Netz zusammenhalten. Im Raum „The Vault“ im hinteren Teil der Galerie wird es morbide: Robin Megannity vermischt Referenzen aus der Kunstgeschichte mit Alltagsgegenständen zu beunruhigenden Szenarien. Die Videos des Künstlers, die von seinen Gemälden ausgehen, verweisen auf mittelalterliche Artefakte, okkulte Systeme, Kybernetik, Biotechnologie, Datensammlung und Science-Fiction.
CCA Andratx
Mit dreifacher Power meldet sich das CCA aus der Winterpause zurück: Zum Brunch eröffnet die Duo-Ausstellung der deutschen Künstler Stefan Rinck und Philip Grözinger, die uns zu einer Reflexion über die Realitätsflucht in virtuelle und fiktive Welten einladen – und uns dazu auffordern, uns den unbequemen Wahrheiten des echten Lebens zu stellen. Zeitgleich gibt es in Andratx mit „The Softness“ eine große Gruppenausstellung zu sehen. Sie vereint Werke aus der umfangreichen Sammlung des CCA, die die Essenz des Frühlings im Mittelmeerraum einfangen und das Konzept des Weichen und Sanften in der zeitgenössischen Kunst untersuchen. Der Beitrag zur Schau in La Misericòrdia besteht aus Arbeiten von Xenia Lesniewski, inspiriert von der Architektur mallorquinischer Häuser.
Tube Gallery, Stain Projects und Taca
Drei weitere Ausstellungsorte in Palma gehören zwar nicht zum Galeristenverband, sind aber Teil des erweiterten Programms beim Art Palma Brunch. In der Tube Gallery in Pere Garau können Sie die bereits gestartete, sehenswerte Ausstellung „Rafa Forteza: Etimologías“ besuchen, die noch bis Ende April verlängert wurde. Stain Projects präsentiert mit „Ur my Bby“ die erste Einzelausstellung des israelischen Künstlers Omer Mosseri, der in einer Reihe kleinformatiger Leinwände die Verletzungen einer Generation erforscht, die einer entmutigenden Zukunft hilflos gegenübersteht. Und der Kunstraum TACA beherbergt das Projekt „Les carottes sont cuites“ der multidisziplinären Künstlerin Constance de Raucourt. Ausgangspunkt für ihre Schau war die Video-Performance „La carotte“, in der die Französin in die Haut einer teilnahmslosen Mohrrübe geschlüpft war.
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