Meinung

Kein Wunder, dass Spanier das deutsche Essen "nicht mögen"

Identität entsteht aus der Mischung aus Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Umfragen liefern da nur bedingt Antworten, findet Patrick Schirmer Sastre

Identität entsteht aus der Mischung aus Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Insofern sind Umfragen, wie die anderen einen sehen, immer hilfreich bei der Einordnung des nationalen Seelenlebens. In Deutschland, wo ja gerne darüber gemeckert wird, wie schlecht alles läuft, wird man vielleicht erstaunt sein, dass die Spanier das Wirtschaftssystem bewundern. Vielleicht aber auch nicht, denn gar nicht so insgeheim finden die Deutschen ihr Wirtschaftssystem natürlich ziemlich prima. Aber nett, dass die anderen es auch so sehen.

Maultaschen, Kartoffelsalat oder Schwartenmagen

Gar nicht so betrübt müssen die Deutschen hingegen sein, dass die Spanier das Essen nicht so lecker finden. Genauso wie eine Ensaimada, die man im Flugzeug mit nach Deutschland bringt, eine ziemlich unerfreuliche Angelegenheit ist, schmeckt auch das deutsche Essen in Spanien eher so mittel. Da die meisten Studienteilnehmer noch nie in Deutschland waren, wundert es kaum, dass sie nicht die Vorzüge von Maultaschen, Kartoffelsalat oder Schwartenmagen zu würdigen wissen.

Klischees gehören dazu

Bleiben noch die Klischees wie Ordnung, Pünktlichkeit oder Fleiß. Die gehören dazu, da kann man nicht drum herumreden. Das weiß man insbesondere, wenn man genetisch wie auch von der Sozialisierung her zwei Nationen in sich trägt. Meine deutsche Seite ist verblüfft, wie wenig mediterrane Leichtigkeit mir manchmal innewohnt. Während der Spanier in mir sich schon fragt, wie das mit dem Ordnungssinn noch einmal war. Aber das ist okay. Man kennt sich ja. Und im Zweifel mache ich mal eine Umfrage.

La identidad surge de la mezcla de la autopercepción y la percepción de los demás. En este sentido, encuestas como la del Real Instituto Elcano sobre cómo ven los españoles Alemania ayudan a clasificar el alma nacional. En Alemania, donde a la gente le gusta quejarse de lo mal que va todo, uno podría sorprenderse de que los españoles admiren el sistema económico. O quizá no, porque no tan secretamente los alemanes obviamente piensan que su sistema económico es bastante estupendo. Nada en contra de que los demás también lo vean así.

Los alemanes, por otra parte, no han de estar demasiado tristes de que los españoles no encuentren tan sabrosa su comida. Igual que una ensaimada llevada a Alemania en el avión es un asunto bastante desagradable, la comida alemana en España sabe más bien mediocre. Dado que la mayoría de los participantes en el estudio nunca han estado en Alemania, no es de extrañar que no aprecien los méritos de las maultaschen, el kartoffelsalat o el schwartenmagen.

Quedan entonces clichés como el orden, la puntualidad y la diligencia. Es innegable que existen. Lo sabes sobre todo cuando llevas dos naciones dentro, tanto por los genes como por la socialización. Mi parte alemana se asombra de la poca pasión mediterránea que a veces tengo. Mientras, el español dentro de mí se pregunta cómo era eso del sentido del orden. Pero no pasa nada. Al final, uno se conoce. Y en caso de duda, hago una encuesta.