Meinung

Mallorca ohne Mallorquiner: Wie integriert man 540.000 Menschen von außerhalb?

Laut den jüngsten Statistiken sind 46 Prozent der Einwohner der Balearen außerhalb der Inseln geboren. Die Auswirkungen haben sich bei den Wahlen gezeigt

Die Parteien müssen sich viel mehr Gedanken über die Stimmen der forasters machen, wenn sie auch in Zukunft Regionalwahlen gewinnen wollen. Bislang galt es als selbstverständlich, dass die Sozialisten über ein großes Stimmenreservoir unter den Arbeitnehmern vom Festland verfügten. Das ist nicht mehr der Fall. Ein großer Teil dieser Stimmen ist an Vox gegangen. Bevor sich jemand empört: „Foraster“ bedeutet in diesem Artikel gemäß Wörterbuch „andernorts oder in einem anderen Land geboren oder zugehörig“. Bis zur Einwanderungswelle der 60er-Jahre war der Begriff positiv besetzt, dann bekam er einen abwertenden Anklang. Laut den jüngsten Statistiken sind 46 Prozent der Einwohner der Balearen außerhalb der Inseln geboren. Dies ist der höchste Prozentsatz in Spanien.

540.000 Menschen, die sich nicht als Mallorquiner sehen

Es sind rund 540.000 Menschen, von denen sich die große Mehrheit niemals als Mallorquiner bezeichnen werden. Sie werden höchstens sagen, dass sie auf Mallorca leben. Für die meisten von ihnen ist das auf den Balearen gesprochene Katalanisch ein Hindernis, sie verstehen nicht, wozu es gut ist, und es interessiert sie auch nicht. Ihre Lieblingsjungfrau ist die Jungfrau von Pilar oder die Jungfrau ihres Heimatortes, nicht die Jungfrau von Lluc. Es gab eine Zeit, in der sie die Sozialisten gewählt haben. Jetzt, wo eine Regionalwahl als landesweite Wahl gilt, wo ein Teil dieser Einwanderer aus Fachkräften besteht, die in Einfamilienhaussiedlungen leben, richten sie ihre Augen auf Vox.

Nichts mit der Lebensweise zu tun haben wollen

Manche sehen ihren Aufenthalt auf Mallorca als reine Erwerbstätigkeit, manche wollen mit unserer Lebensweise nichts zu tun haben. Der Begriff forastero mag einst einen despektierlichen Anklang bekommen haben, es gibt aber auch Leute, bei denen sich hinter dem Satz „Wie schön wäre Mallorca ohne die Mallorquiner“ nicht nur ein Scherz, sondern ein Gefühl verbirgt. Es wird nicht leicht sein, sie davon zu überzeugen, sich für unsere Kultur und Sprache zu interessieren. Dabei wäre das auch für sie persönlich bereichernd.

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