Mallorca Zeitung

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Mit Gas statt Benzin auf Mallorca fahren: Günstiger, aber auch sinnvoll?

Was der Treibstoff und der Umbau kostet

Der Gastank ist donutförmig. Javier Cebollada

Wenn es um nachhaltige Verkehrsmittel geht, landet man meist beim Thema Elektromobilität. Dabei gibt es auch andere Treibstoffe, die in der Debatte meist unter den Tisch fallen. Mit Gas angetriebene Fahrzeuge sind auf Mallorca – zumindest im privaten Bereich – eine Seltenheit. Dabei geht es kaum natürlicher: „Etwas vulgär ausgedrückt: Mit einem Furz treibt man ein Auto an“, sagt Tomeu Bonet von der Firma LR Autogas, der die Benziner umrüstet.

Günstiger als Benzin ist Gas sowieso. „Da staunen die Leute nicht schlecht, wenn man den Porsche Cayenne für 30 Euro volltankt.“ Das Problem sind die begrenzten Möglichkeiten zum Tanken. „Man muss den Sprung zur nächsten Tankstelle immer miteinberechnen“, sagt Bernd Brörmann. Der Ostfriese ist Anfang April mit einem selbst gebauten Erdgaswohnmobil auf die Insel gefahren.

Methan, Butan und Propan

Es ist gar nicht so einfach, den Überblick über die verschiedenen Gase für das Auto zu behalten. International sind die englischen und französischen Abkürzungen geläufig. Die Spanier nehmen lieber ihre eigenen. Grundsätzlich wird zwischen dem Autogas Liquefied Petroleum Gas (LPG, in Spanien als GLP bekannt) und Erdgas entschieden. Letzteres gibt es gasförmig als Compressed Natural Gas (CNG, in Spanien GNC) und flüssig als Liquefied Natural Gas (LNG, in Spanien GNL).

Beim Autogas handelt es sich um ein flüssiges Gemisch aus Butan und Propan, das als Nebenprodukt bei der Erdgasförderung gewonnen wird. „Früher hat man es einfach verbrannt, heute wird es gelagert“, sagt Bonet. Bei dem Erdgas handelt es sich um Methan, wobei es sich beim CNG um einen fossilen Brennstoff handelt. „Das Biomethan wird in einer Biogasanlage aus Gülle und Abfällen gewonnen“, sagt Brörmann. „Bei uns im norddeutschen Raum wird nur noch die Biovariante angeboten.“

In zwei bis drei Tagen umgebaut

Das Autogas ist dabei auf Mallorca wie auch in Deutschland am geläufigsten. 1.500 bis 2.000 Gasfahrzeuge gibt es auf der Insel, schätzt Bonet. Dazu gehören die Flotten großer Unternehmen, wie die Busse von TIB und EMT oder die Müllwagen von Emaya. Mit Erdgas fahren hingegen nur wenige Autos auf Mallorca. „Das sind hauptsächlich Touristen“, sagt Bonet. Dabei handelt es sich nur um CNG, LNG würde sich nicht rentieren. „Das wird bei Lastwagen eingesetzt, die große Strecken auf Autobahnen zurücklegen.“

Wer auf Gas umsteigen will, muss nicht unbedingt einen Neuwagen kaufen. In zwei bis drei Tagen kann der Benziner aufgerüstet werden und ist dann dual unterwegs. Die Benzinreserve hat den Vorteil, dass auch mal etwas länger auf die nächste Gastanke gewartet werden kann. „Manche Autos können dann mit zwei vollen Tanks auf bis zu 1.400 Kilometer Reichweite kommen“, sagt Bonet.

Bei ihm kostet der Einbau der Autogasanlage je nach Fahrzeug zwischen 1.300 und 1.900 Euro. „Der Tank sieht aus wie ein Donut und wird in den Kofferraum anstelle des Reserverads getan. Bei vielen Neuwagen fehlt das mittlerweile sowieso serienmäßig“, sagt Bonet. Teurer ist der Einbau der Erdgasanlage. Die beziffert er auf 1.500 und 2.500 Euro. „Der Tank sieht aus wie Sauerstoffflaschen. Die brauchen entsprechend Platz. Den Kofferraum verliert man dadurch“, so der Mechaniker. Das ist einer der Gründe, warum CNG wenig verbreitet ist.

Erdgas und Autogas tanken

Der andere ist die Anzahl der Tankstellen. Der Autogasmarkt ist auf Mallorca fest in der Hand von Repsol. Der Mineralölkonzern verkauft das Gemisch inselweit auf 15 Tankstellen. In und um Palma wird man schnell fündig. An der Tramuntana-Küste von Andratx bis nach Pollença und im Südosten um Santanyí sieht es mau aus. Eine Karte mit diesen gasolineras gibt es hier.

Noch dürftiger ist die Lage bei den CNG-Tanken. Davon gibt es auf der Insel nur zwei. Eine im Gewerbegebiet Son Bugadelles in Santa Ponça, die lange Zeit nur für die Verkehrsbetriebe geöffnet war, mittlerweile aber auch private Kunden bedient. Die andere steht auf dem Endesa-Gelände in der Nähe von Ikea in Palma. Die Anfahrt ist etwas knifflig. Dafür muss auf der Flughafenautobahn die Ausfahrt ins Gewerbegebiet Son Malferit genommen werden. Beim nächsten Kreisverkehr wird einmal die Runde rum gefahren und bei der Ausfahrt, von der man kam, rausgefahren. Statt die Brücke hoch geht es rechts entlang unter der Brücke durch, und man kommt an der Tanke raus.

Das Gas wird wie das Benzin mit einem Tankschlauch und Rüssel getankt. „Mit einem Hebel wird die Tanköffnung verriegelt, wenn die Pistole drinsteckt“, sagt Brörmann. „An der Zapfsäule kann auf Mallorca ausgesucht werden, ob man Biomethan oder normales CNG tanken möchte. Der Preis ist derselbe.“ Über diesen staunte der Deutsche aber nicht schlecht. „In der Heimat ist der Preis seit etwa zwei Jahren konstant bei 99 Cent pro Kilogramm. Auf der Insel kostete es 2,50 Euro.

Die Gaskosten sind auf Mallorca proportional zu den Benzinpreisen gestiegen. Beim Autogas nutzt Repsol das Monopol und legt den Tarif fest. „Dieser liegt in der Regel bei 50 Prozent des aktuellen Benzinpreises“, sagt Tomeu Bonet. Anders ist die Lage beim Erdgas, das importiert wird. Hier ist der Preis noch mehr in die Höhe geschossen. „Im Vergleich zum Benzin spart man zwar noch, aber nicht mehr so viel. Vor dem Ukraine-Krieg war das Erdgas 60 bis 65 Prozent günstiger, jetzt sind es vielleicht nur noch 30 bis 35 Prozent.“

Der ökologische Fußabdruck

„Die Finanzen sind ein Anreiz, für mich steht aber der ökologische Blickpunkt im Vordergrund“, sagt Brörmann. „Der Gasantrieb hinterlässt keine Partikel, es ist eine saubere Verbrennung. Von der Treibstoffgewinnung bis hin zum Auspuff hat man im Vergleich zu einem Benziner eine 90 Prozent geringere Belastung für die Umwelt“, so der Deutsche. Eines Tages könnte auch eine Öko-Plakette für die Autos in Palma kommen, meint Bonet. Eine solche gibt es schon in Madrid und Barcelona. Dann sind die Gasautos im Vorteil.

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