Die neue Busspur, auch VAO (vehículos de alta ocupación) genannt, auf der Autobahn Ma-19 zwischen dem Flughafen von Palma de Mallorca und der Stadteinfahrt am Kongresszentrum ist seit Mittwoch (2.11.) in Betrieb. Und am ersten Tag bildeten sich in der morgendlichen Hauptverkehrszeit zwischen 7.30 und 9 Uhr längere Staus kurz vor der Stelle, an der die neue Fahrspur beginnt - allerdings sind Staus auf diesem Streckenabschnitt zu den Stoßzeiten Alltag.

Die VAO-Spur, die durch eine dicke weiße Linie von den anderen beiden rechts davon verlaufenden Fahrspuren abgetrennt ist, setzt etwa auf Höhe der Ausfahrt Camí de Son Fangós/FAN-Einkaufszentrum ein. 500 Meter vor Beginn der Spur steht ein erstes Hinweisschild, 250 Meter vorher ein zweites. Pfeile auf der linken Spur weisen die Autofahrer an, auf die mittlere Fahrbahn zu wechseln. Am ersten Tag waren viele Autofahrerinnen und Autofahrer noch sichtlich überrascht von der neuen Spur und bremsten scharf ab, was zu mehr Staus führte.

Die Fahrspur verläuft dann auf rund vier Kilometern in Richtung Palma. An der Abfahrt nach Molinar/Polígon de Llevant ist es den Fahrzeugen auf der VAO-Spur möglich, diese zu verlassen und die Ausfahrt zu nehmen, genauso wie kurz vor der Einmündung der Ma-19 in die Ringautobahn Ma-20. Die Spur endet an der Ampel zwischen dem Verlagsgebäude der Mallorca Zeitung und dem Kongresszentrum. Am Mittwochvormittag waren Techniker gerade damit beschäftigt, eine Ampel für die Busspur zu installieren.

Spur am ersten Tag verwaist

Am ersten Tag der Inbetriebnahme war die Spur beim MZ-Test nahezu komplett verwaist. Auf dem gesamten Abschnitt war lediglich ein einziges Fahrzeug auf der linken Spur unterwegs: ein Mietwagen, besetzt mit zwei offensichtlich mitteleuropäischen Urlaubern. Offensichtlich hatte sich die Änderung der Verkehrsführung außerhalb der Insel eher herumgesprochen. Ansonsten waren auf der Autobahn zahlreiche Autos mit zwei oder mehr Insassen unterwegs, die die VAO-Spur hätten benutzen dürfen, deren Fahrerinnen und Fahrer es aber wohl aus Unkenntnis nicht taten.

Befahren werden darf die VAO-Spur von Bussen, Taxen, Autos mit Elektroantrieb, Motorrädern, Fahrzeugen mit zwei oder mehr Insassen sowie Fahrzeugen von Personen mit eingeschränkter Mobilität und je nach Anzeige auf den Leuchtpanelen über der Fahrbahn auch zeitweise von schadstoffarmen Autos. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Spur nur von Verbrennerfahrzeugen mit lediglich einer Insassin oder einem Insassen nicht benutzt werden darf.

66 Prozent der Fahrzeuge nur mit einer Person besetzt

Der für die Straßen auf Mallorca zuständige Inselrat kalkuliert damit, dass rund 66 Prozent der Autos, die auf diesem Streckenabschnitt unterwegs sind, lediglich von einer Person besetzt sind. Wer sich nicht an die neue Regelung hält und die Spur unerlaubterweise nutzt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 200 Euro rechnen. Kameras, die die korrekte Benutzung der Spur kontrollieren sollen, werden demnächst angebracht.

Der Inselrat will mit der Maßnahme ausdrücklich nicht die Staus reduzieren, sondern die Menschen dazu bewegen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen oder sich zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschließen.

So reagiert das Internet

In den sozialen Netzwerken kritisierten zahlreiche User die Einrichtung der VAO-Spur und die aus ihrer Sicht damit verbundenen Staus in der Rush-hour. Userin Mery merkte ironisch an: "Ein riesiger Stau und die VAO-Spur leer, was für eine Art Witz ist das denn?" Und Laura L. Capella schrieb sich den Frust von der Seele: "Es war ein verdammter Kollaps. Balearen-Regierung, das habt ihr unterirdisch gemacht. Zuerst muss man den öffentlichen Nahverkehr verbessern, danach können wir weiterreden. Ihr habt meine Stimme für immer verloren." Dass die Balearen-Regierung nichts mit der Einführung der neuen Spur zu tun hat, bleibt bei der Empörung leicht auf der Strecke.