Die neunjährige Existenz der internationalen Schule Ecolea in Marratxí fällt in die Rubrik Pleiten, Pech und Pannen – zumindest bislang. Erst ließ eine Betriebslizenz jahrelang auf sich warten, dann ließ der deutsche Betreiber Sven Olsen die Kinder im Mai wortwörtlich vor verschlossener Tür im Regen stehen. Seitdem war die Schule dicht. Im Januar soll die Ecolea nun einen neuen Anlauf machen. Los geht es mit 20 Schülern und einer Art Soft Opening.

Hinter Ecolea steckt eine Gruppe. Olsen betreibt seit 17 Jahren in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern drei Gymnasien und eine Grundschule. Im Jahr 2012 expandierte er auf die Insel und hoffte auf eine deutsche Schullizenz. Doch schon im Jahr darauf teilte ihm die Kultusministerkonferenz mit, dass er keine Genehmigung bekommen werde. Mit dem Eurocampus gebe es schon eine deutsche Schule auf Mallorca, eine zweite sei nicht nötig. Olsen gab nicht auf und kümmerte sich nun um eine spanische Lizenz. Doch die Behörden auf der Insel waren skeptisch. Deutsche Schüler und deutsche Lehrer passen nicht unbedingt zum spanischen Lehrplan. Zudem gab es Probleme mit den Brandschutzauflagen provisorischer Container-Räume.

Der Betreiber passte sich an und stellte Lehrer ein, die Spanisch und Katalanisch sprechen. Trotzdem vergingen die Jahre, und die Lizenz ließ weiter auf sich warten. Die Schüler mussten befürchten, dass Abschlüsse nicht anerkannt würden. Im Juli 2020 – Olsen hatte selbst kaum noch damit gerechnet – gab es plötzlich vom balearischen Bildungsministerium den Daumen nach oben, die Lizenz war da. Doch die Zeit war zu knapp, um das neue Schuljahr zu planen. Auf Drängen der Eltern, die vorschlugen, die Lehrer aus eigener Tasche zu bezahlen und für die Nebenkosten aufzukommen, startete trotzdem der Unterricht.

Es endete in einem Debakel. Im Mai zog Olsen einen Schlussstrich und sperrte die Türen zu. Die Eltern hätten nicht gezahlt. Ein Fehlbetrag von 50.000 Euro sei entstanden. „Wir hatten einen Vertrag, den haben die Eltern nicht eingehalten. Ein Großteil der Summe ist noch offen. Es ist jedoch zu aufwendig, das Geld einzuklagen“, so der Betreiber. „Das Experiment ist gescheitert und das Kapitel für mich abgeschlossen.“

Die sechs Wochen bis Schuljahresende überbrückte die Ecolea noch. Danach stand der Betrieb erst mal still. „Ich musste mir nach dem Desaster eine Pause gönnen. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage so groß, dass wir nun im Halbjahr schon wieder den Unterricht im kleinen Rahmen aufnehmen.“

Am 17. Januar werden 20 Kinder in der Primarstufe – das sind die Klassen eins bis sechs – unterrichtet. „Die Schüler lassen sich in drei Gruppen einteilen: Es sind frisch Zugezogene, Kinder, die noch keinen Schulplatz haben und deren Eltern händeringend einen suchen, oder Schüler, die mit ihrer bisherigen Schule unzufrieden sind und wechseln wollen.“ Alle Schüler seien Deutsche oder hätten über die Eltern einen Bezug zur Sprache.

Da Deutsch im spanischen Lehrplan jedoch als zweite Fremdsprache vorgesehen ist, muss der Unterricht auf Spanisch oder Katalanisch abgehalten werden. „Keine Frage, das ist eine schwierige Aufgabe. Wir werden aber die Kinder dort abholen, wo sie stehen.“ Sprich wenn etwas nicht verstanden wird, werde es noch mal auf Deutsch erklärt. „Wir haben große Erfahrungen mit bilingualem und trilingualem Unterricht. Kinder lernen schnell.“

Unterrichtet werde im Altbau, der Platz für bis zu 60 Schüler biete. „Das ist von den Behörden alles abgenommen“, so Olsen. Im neuen Schuljahr ab Herbst 2022 soll es dann auch eine Sekundarstufe für die Klassen sieben bis neun geben. Das Potenzial von 60 Schülern soll dann ausgeschöpft werden. In Arbeit ist weiterhin der seit Jahren geplante Neubau. Dieser soll 2023 fertig sein.

Die Ecolea hat die Schulgebühren angehoben. 7.500 Euro kostet das Schuljahr. Hinzu kommen 450 Euro für Anmeldung und 100 Euro für Lehrmittel. „Wir bekommen keine staatlichen Zuschüsse“, so Olsen, die Kalkulation sei auf Kante genäht. Andere internationale Schulen kosteten nicht weniger.