Mallorca läuft in diesem Sommer beinahe wie vor der Pandemie. Die Insel dürfte vor allem im Sommer Heerscharen von Urlaubern anziehen, und wer nicht so sehr auf das All-inclusive-Hotel mit Kinderanimation steht und über das nötige Kleingeld verfügt, der lässt es sich in den Ferien gern auch mal gut gehen. An schicken Villen mangelt es auf Mallorca wahrlich nicht, und einige davon werden auch an solvente Urlauber vermietet. Andere wiederum werden zwar auf Buchungsportalen angeboten, stehen aber gar nicht zur Vermietung. Betrüger versuchen mit geklauten Fotos von Villen, die auf Immobilienportalen zum Verkauf angeboten werden, Reibach zu machen.

Auf einen aktuellen Fall machte die MZ jetzt ein Leser aufmerksam. Der Deutsche arbeitet auf der Insel als Housekeeper für Besitzer von Luxusvillen. Auf dem Portal mallorca-rental.de entdeckte er eine der Immobilien, in denen er tätig ist. Die Villa Vidalana in Palmas Nobel-Stadtteil Son Vida wechselt gerade den Besitzer, auf mehreren Websites stand sie zum Verkauf. Bei mallorca-rental.de hingegen konnte man sie sich als Ferienimmobilie mieten. Für 514 Euro die Nacht. Ein Schnäppchen, denn üblicherweise müsste man für eine Übernachtung in solch einer Villa ganz andere Preise zahlen, sagt der MZ ein inselbekannter deutscher Makler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Normalerweise würde ein solches Haus rund 3.000 Euro pro Nacht kosten.“

Die Villa Vidalana ist eines der Objekte, das nicht zur Vermietung steht.

Die MZ kontaktierte den bisherigen Besitzer der Villa Vidalana. Es ist ein deutscher Bauträger, der aus allen Wolken gefallen ist, als er das Haus, dessen Verkauf er gerade abwickelt, zur Vermietung angeboten sah. „Ich habe erst vor wenigen Tagen davon erfahren. Der Käufer wird nicht gerade erfreut sein, wir haben nie eine Vermietung beauftragt“, sagt er am Telefon. Er ist Anfang der Woche nach Mallorca gereist, unter anderem um dem Thema nachzugehen. Solange ihn kein Kunde der vermeintlichen Ferienimmobilie anzeige, sei er selbst entspannt, sagt er.

Das Unternehmen untersucht die Vorfälle

Und die Villa Vidalana scheint kein Einzelfall zu sein. Fünf oder sechs Häuser, die er derzeit im Verkauf habe, habe er bereits auf der Seite gefunden, sagt der inselbekannte deutsche Makler der MZ. Keines davon werde zur Vermietung angeboten. Die Fotos seien geklaut und teilweise gespiegelt worden, um den Diebstahl zu vertuschen, sagt er.

Das Problem dürfte im Endeffekt mallorca-rental.de ausbaden müssen. Dort sieht man sich selbst als Opfer, wie ein Sprecher der Plattform am Telefon erklärt. Man stelle derzeit eine interne Firmenprüfung an, um herauszufinden, was vorgefallen sein könnte. „Wenn sich herausstellt, dass tatsächlich Häuser auf unserer Seite angeboten werden, die nicht zur Vermietung stehen, wird selbstverständlich jeder, der gebucht hat, entschädigt“, sagt der Sprecher. Es hört sich ganz so an, als sei bereits vor Abschluss der internen Untersuchungen klar, dass an den Anschuldigungen etwas dran ist.

Offenbar täuscht mallorca-rental.de aber nicht nur potenzielle Urlauber, sondern bedient sich auch unerlaubterweise der Firmendaten einer deutschen Firma, die nichts mit dem Angebot zu tun hat. Auf der Website von mallorca-rental.de heißt es: "mallorca-rental.de ist ein Angebot von: Aureus Mallorca GmbH." Das ist falsch, erklärt eine Rechtsanwältin der Aureus Mallorca GmbH mit Sitz im niedersächsischen Winsen an der Aller. Die Aureus Mallorca GmbH hatte bereits Mitte März in Deutschland Anzeige gegen Unbekannt gestellt. In einem Schreiben der Anwältin an die Polizei in Hamburg heißt es: "Meine Mandantin betreibt weder ein Vermietungsgeschäft, noch betreibt sie diese Website." Und an anderer Stelle: "Es werden die Gesellschaftsdaten meiner Mandantin benutzt (Sitz/Geschäftsadresse), um zu verschleiern, dass sich dem Internetauftritt der in Wahrheit Handelnde nicht entnehmen lässt."

Bei mallorca-rental.de gibt man sich kooperativ. Man schicke unverzüglich einen Mitarbeiter nach Mallorca. Dieser solle vor Ort Nachforschungen anstellen. „Es sieht nämlich derzeit danach aus, dass wir selbst Opfer von Betrügern geworden sein könnten“, so der Sprecher. Wie es sich dem Unternehmen darstelle, seien der Holding Häuser mithilfe von gefälschten Unterlagen zur Vermietung angetragen worden. Man habe bereits die „Behörden“ eingeschaltet, die ebenfalls ermittelten.