Einem deutschen Besetzer der Boris Becker-Finca in der Gemeinde Artà im Nordosten von Mallorca drohen drei Jahre Haft. Das allerdings nicht wegen der Hausbesetzung, sondern wegen einer Attacke mit einem Pitbull gegen drei Männer, die versuchten, in das Grundstück einzudringen. Einer der Attackierten erlitt mehrere Bisswunden, außerdem verletzte der Angeklagte Michael H. den Mann noch mit einem Stock.

Der Vorfall ereignete sich am 3. Januar 2019 auf der Finca Son Coll, die Boris Becker zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren nicht mehr bewohnte. In der Finca hatte es sich eine Gruppe deutscher Hausbesetzer bequem gemacht, der unter anderem der medienerfahrene Georg Berres, genannt Bauchi, angehörte. An diesem Tag im Januar betraten drei Männer die Finca, ohne dass bisher geklärt werden konnte, warum.

Angriff mit Pitbull und Stock

Als die Hausbesetzer das bemerkten, ließ H. ließ laut der Anklage seinen Pitbull-Terrier auf einen der drei Männer los. Das Tier fügte dem Mann erhebliche Bisswunden an der Schulter, an Armen und Beinen sowie am Rücken zu. Als der Mann am Boden lag, soll Michael H. auf ihn eingeschlagen haben und dazu auch einen Stock verwendet haben.

Die beiden Begleiter des Mannes gingen nun ihrerseits auf H. los und rasten anschließend mit dem Auto davon, wobei sie einen der Besetzer erfassten. Der Mann, der die Pitbull-Attacke erlitt, musste wegen schwerer Bisswunden im Krankenhaus behandelt werden und hat noch heute Narben am Körper.

Angeklagter erschien nicht vor Gericht

Die Staatsanwaltschaft fordert wegen des Angriffs drei Jahre Haft für Michael H. sowie eine Entschädigung von 2.250 Euro für das Opfer. Der Angeklagte erschien nicht zum ersten Gerichtstermin und die Richterin ließ einen Haftbefehl gegen ihn ausstellen.

Die beiden Männer, die mit dem Auto einen der Besetzer erfassten, wurden verurteilt: Sie müssen jeweils 180 Euro Strafe zahlen und dem Geschädigten 130 Euro Schadenersatz zahlen.

Finca war seit Mai 2018 besetzt

Die ehemalige Becker-Finca wurde im Mai 2018 erstmals von Bauchi besetzt, der bereits vier Jahre zuvor mit einem Wohnmobil auf die Insel gekommen war. In der Folge gab es immer wieder Streitigkeiten der verschiedenen Besetzergruppen auf Son Coll, Bauchi verließ die Finca im Oktober 2019. Im Januar 2020 räumte die Polizei Son Coll endgültig, nachdem ein entsprechendes Gerichtsurteil aus dem Oktober 2019 vorlag.

Kein glückliches Händchen von Boris Becker

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Das 217.000 Quadratmeter große Anwesen bei Artà hatte Boris Becker 1997 für umgerechnet rund 500.000 Euro erworben. Nur zwei Jahre später erfolgte ein Baustopp wegen illegal errichteter Gebäude - 2003 rückten die Bagger an, Becker musste Teile der Neubauten wieder abreißen lassen. Dann richtete er alles mit viel Geld wieder her, um 2006 eine Einweihungsparty zu feiern - und das Anwesen schnell wieder zu verkaufen. Doch die weltweite Finanzkrise kam dazwischen. Becker verlor das Interesse an seinem eigenen Objekt, zahlte seine offenen Rechnungen nicht, konnte wiederholt nur in letzter Minute eine Zwangsversteigerung abwehren. Haus und Nebengebäude verfielen. /jk