Auf Mallorca sind erstmals Fälle bekannt geworden, in denen Unbekannte Frauen in Diskotheken K.O.-Tropfen gespritzt haben. Die mysteriösen "pinchazos" sind in Spanien derzeit ein viel diskutiertes Thema. Landesweit sind in den vergangenen Wochen mehrere dutzend Fälle von Attacken mit K.O.-Spritzen dokumentiert worden. Wer dahinter steckt und was die Täter damit bezwecken wollen, ist noch unklar.

Erste Berichte über solche Vorfälle gab es im vergangenen Jahr in Großbritannien, dann in Irland, Frankreich und Belgien. Immer wieder erstatteten meist junge Frauen Anzeige, nachdem sie in einer Diskothek von Unbekannten eine Spritze ins Bein gestochen bekommen haben. Auch auf Mallorca sind jetzt laut Guardia Civil die ersten zwei Fälle bekannt geworden, in welchen Diskotheken, wurde nicht veröffentlicht. Vier weitere Fälle sollen sich auf Ibiza ereignet haben.

Den Körper nicht mehr gespürt

"Samstagnacht bin ich nach der Arbeit mit einer Freundin tanzen gegangen", berichtet Irene in einem Post in den sozialen Netzwerken über ihre Erlebnisse auf Ibiza. "Wir haben keinerlei Alkohol getrunken. Gegen zwei Uhr morgens, als wir entspannt am Tanzen waren, spürte ich plötzlich den berühmten Stich. Sofort gab ich meiner Freundin Bescheid und sie zerrte mich aus der Disco."

Die beiden gingen eigenen Angaben zufolge direkt zum Sicherheitspersonal der Diskothek. "Sie haben uns sehr gut behandelt und sagten, es sei das erste Mal, dass so etwas in dieser Disco vorkommt." Schon eine Minute nach dem Einstich habe Irene ihren Körper nicht mehr gespürt, berichtet die junge Frau. Wenig später habe sie das Bewusstsein verloren. "Ich war neun Stunden lang bewusstlos und hatte Krampfanfälle", schreibt sie. In einem Krankenhaus wurde sie behandelt, bis die Wirkung des gespritzten Mittels nachließ. "Mädels, das ist kein Spaß. Wenn ihr einen Stich spürt (und ich sage euch, den spürt man sehr deutlich), dann lauft so schnell ihr könnt zum Sicherheitspersonal, denn in weniger als fünf Minuten kippt ihr um."

Motiv unklar

Unklar ist - wie auch in den anderen in Europa aufgetretenen Fällen -, was die Täter mit ihren Angriffen bezwecken wollen. Bisher sei es nach den Attacken weder zu Diebstahl noch zu sexueller Belästigung gekommen. Auch konnte bisher niemand ausgemacht werden, der für die sekundenschnelle Attacke verantwortlich ist. "Möglicherweise machen es die Täter einfach nur aus Spaß", vermuten Quellen der Nationalpolizei, die in der überregionalen spanischen Zeitung "El País" zitiert werden.

Derweil versuchen die Gewerbetreibenden im Nachtleben, Panik zu vermeiden. "Die Tanzsäle der Insel sind sicher, denn es gibt viel Sicherheitspersonal", so der Geschäftsführer des Branchenverbands von Ibiza, José Luis Benítez. Gleichzeitig räumt er ein, dass es schwierig sei, bei den Einlasskontrollen in die Diskotheken die Spritzen ausfindig zu machen. Das Personal sei aber für das Thema sensibilisiert und wisse, was zu tun sei, wenn es tatsächlich zu Angriffen komme. /somo