Chaos auf dem Flughafen, Kinder weggeweht, Bäume umgestürzt: Die Folgen des Unwetters auf Mallorca

Wind und Regen haben der Insel am Sonntag (27.8.) ordentlich zugesetzt. Auch am Montag gilt an der Küste noch Warnstufe Gelb

Diese Schäden hat das Unwetter auf Mallorca hinterlassen

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Eine Unwetterfront mit Orkanböen und Starkregen hat auf Mallorca am Sonntag (27.8.) inselweit Schäden angerichtet und mehrere Menschen leicht verletzt. Schiffe wurden an Land geschleudert, Bäume stürzten auf Autos, ein Kreuzfahrtschiff brach Leinen, und am Flughafen Mallorca kam es zu stundenlangen Verspätungen und Dutzenden Flugstreichungen. Urlauber werden um Geduld gebeten. Erst gegen Abend beruhigte sich das Wetter wieder. Der spanische Wetterdienst Aemet hat für Montag die Warnstufe von Orange auf Gelb heruntergesetzt. Gewarnt wird damit vor hohem Wellengang an der Küste.

Gegen 11 Uhr hatte auf Mallorca schlagartig ein heftiger Wind eingesetzt. Der Wetterdienst maß Sturmböen mit einer Windgeschwindigkeit von 122 km/h am Leuchtturm Capdepera, 108 km/h auf dem Flughafen Mallorca. Hinzu kam zeitweilig Starkregen. An der Wetterstation Son Torrella in der Serra de Tramuntana kamen im Laufe des Sonntags 128 Liter auf den Quadratmeter zusammen, in Port de Sóller waren es 107,8 Liter und in Pollença 94,8 Liter. Am Nachmittag tat sich eine Lücke in den heranrückenden Unwetterfronten auf, bevor gegen 18 Uhr Regen und Sturm wieder für zwei, drei Stunden einsetzten.

Welche Schäden hat das Unwetter angerichtet?

Vor der Kathedrale in Palma sind fünf Palmen umgestürzt. Personen sind keine zu Schaden gekommen. Doch in der ganzen Stadt haben herunterfallende Äste Autos beschädigt.

So ist die Lage auf dem Flughafen Mallorca

Der Flugverkehr über Mallorca musste zeitweise komplett ausgesetzt werden. Ankommende Flüge wurden umgeleitet. Alle ausgehenden und ankommenden Flüge auf Mallorca hatten Verspätung. Von den 928 für Sonntag vorgesehenen Flügen mussten bereits bis Mittag 18 auf andere Flughäfen umgeleitet werden. 56 Flüge wurden ganz gestrichen, Hunderte Passagiere mussten die Nacht auf Montag am Flughafen verbringen. Die Bilanz am Montagmorgen war dann noch eindrucksvoller: Insgesamt wurden am Sonntag und in der Nacht auf Montag 119 Flüge gestrichen oder an andere Flughäfen umgeleitet. Aktualisierte Informationen gibt es auf der Website des Flughafenbetreibers Aena.

Kajakfahrer vermisst, Schwangere verletzt und Kinder weggeweht

Besonders heftig hat das Unwetter die Großgemeinde Calvià im Südwesten der Insel erwischt. Dort mussten laut Angaben des Bürgermeisters Juan Antonio Amengual 35 Straßen wegen umgestürzter Bäume oder anderer Hindernisse zeitweilig gesperrt werden. Eine schwangere Frau musste ins Gesundheitszentrum gebracht werden, da der Wind eine Werbetafel auf sie geweht hatte. Sie zog sich eine Verletzung am Bein zu, die genäht werden musste.

Der Wind hat auch zwei Kinder mit Luftmatratze am Strand von Illetes erwischt und weggeweht. Sie konnten an den Felsen gerettet werden, Verletzungen zogen sie sich dabei offensichtlich nicht zu. In der Gegend der Malgrats-Inseln vor Santa Ponça musste die Rettungskräfte einen Kajakfahrer aus dem Wasser retten. "Alle Verletzten und Vermissten sind außer Gefahr und daheim", so die Gemeinde in einer Pressemitteilung.

An den Stränden wehte die rote Flagge, die das Baden im Meer verbietet. Zudem hat Calvià mehrere Straßen geschlossen, darunter die Punta Ballena, das Epizentrum der britischen Urlauberhochburg Magaluf, und den Bulevar in Peguera.

Kreuzfahrtschiff kollidiert mit Öltanker

Der heftige Wind hat im Hafenbecken von Palma die Leinen eines Kreuzfahrtschiffes reißen lassen. Der Kreuzer kollidierte daraufhin mit einem Tanker, Treibstoff lief glücklicherweise nicht aus. Es gab keine Verletzten.

In Felanitx stürzte ein Teil der Fassade der alten Stierkampfarena auf die Straße.

Die Notrufzentrale 112 hat bis 20.30 Uhr 260 Zwischenfälle gezählt, davon 133 in Palma, 51 in der Gemeinde Calvià und 10 in Sóller. Bei den meisten dieser Zwischenfälle handelte es sich um umgestürzte Bäume oder heruntergefallene Objekte. Dass dabei nicht mehr Menschen zu Schaden kamen, grenzt an ein Wunder, wie etwas dieses Video von einer in Can Pastilla vom Wind verwehten Platte oder Werbetafel beweist:

In einiggen Gemeinden fiel zeitweise der Strom aus. Am Montagmorgen waren noch an die 1.000 Haushalte im Norden der Insel ohne Strom.

Besonders stark trafen die Orkanböen auch den Markt in Valldemossa: Etliche Markstände wurden regelrecht zerstört.