Die Flitterwochen vermasselt: Wie eine Reiseanbieterin Pärchen auf Mallorca abzockte

Die Polizei nahm die Frau wegen Betrugs fest. Insgesamt soll sie 78.000 Euro ergaunert haben

Manche der Betrogenen kauften kurzfristig die Reise auf eigene Faust, mussten dann aber erneut zahlen.

Manche der Betrogenen kauften kurzfristig die Reise auf eigene Faust, mussten dann aber erneut zahlen. / DM

Es ist der Supergau bei der Hochzeit: Nach der Trauung erfährt das Paar plötzlich, dass die Reise in die Flitterwochen platzt. So ist es in den vergangenen Monaten 24 Paaren auf Mallorca ergangen. Eine Chefin eines bekannten Reisebüros auf der Insel zockte ihre Kunden ab. Die Polizei nahm die Frau mittlerweile fest.

"Wir haben sie vor einem Jahr auf einer Messe für Flitterwochen kennengelernt", erzählt eine betrogene Frau der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". "Bei dem ganzen Stress rund um die Hochzeit entschieden wir uns, die Planungen für die Reise an das Reisebüro abzugeben."

Regelmäßig im Alltag gesehen und Bekannten empfohlen

Anfangs wirkte die Anbieterin seriös und kompetent. "Ich vertraute ihr, da auch meine Freunde eine Reise über sie gebucht hatten. Wie sich herausstellte, gehören sie auch zu den Betroffenen", sagt die Betrogene. "Ich arbeite als Lehrerin. Die Reiseanbieterin hat ihre Kinder auf der Schule, wo ich arbeite. Ich sah sie regelmäßig und hatte sie sogar anderen Leuten weiterempfohlen."

Die Frau wollte mit ihrem Mann nach Dubai und Japan in die Flitterwochen reisen. 6.200 Euro streckten die Frischvermählten vor, um diesen Oktober wegzufliegen. Nachdem das Geld überwiesen war, brach plötzlich der Kontakt zu der Reiseagentur ab. "Es war immer schwieriger, die Chefin zu erreichen. Bis sie schließlich gar nicht mehr den Hörer abnahm", so die Frau. "Wir haben ihr dennoch weiter vertraut. Es schien uns unmöglich, dass sie das Geld in die eigene Tasche gesteckt hat." Immer wieder vertröstete die Reiseanbieterin ihre Kunden.

Ausreden über Ausreden

Die Kommunikation lief meist über Whatsapp. Die Frau schickte ihren Klienten Fotos von einer Beerdigung als Ausrede, sprach davon, dass eine Firma ihr 70.000 Euro schulde, oder dass es ihr einfach nicht gut gehe. Immer wieder drehte sie den Spieß um und attackierte ihre Kunden, indem sie ihnen mangelndes Vertrauen unterstellte.

25 Opfer sind der Polizei bislang bekannt, 24 Paare und eine Einzelperson. Die Ermittler schätzen, dass die Reiseanbieterin 78.000 Euro ergaunert hat, und vermuten, dass diese Zahl im Laufe der Ermittlungen noch ansteigen wird. "In ihrer letzten Whatsappnachricht erzählt sie uns tränenreich, wie schlecht es ihr geht. Sie erwähnt aber mit keinem Wort, dass sie uns das Geld zurückzahlen will", so die betrogene Frau. /rp