Ganz enge Freunde: Früherer Balearen-Premier Bauzá warb intensiv für Katar

Der EU-Parlamentarier reiste dieses Jahr mindestens drei Mal ins Emirat. Zudem leitete er eine Lobby-Gruppe, die auch andere Parlamentarier umgarnte

Bauzá bei einem Treffen mit dem katarischen Transportminister

Bauzá bei einem Treffen mit dem katarischen Transportminister / DM

Guillem Porcel

Der Katar-Skandal im Europaparlament wirft weiter Fragen über das Verhältnis des mallorquinischen Politikers José Ramón Bauzá zu dem Emirat auf. Der ehemalige balearische Ministerpräsident (2011-2015) ist aktuell Abgeordneter der liberalen Ciudadanos-Partei im Europaparlament und war Vorsitzender der Freundschaftsgruppe der EU mit Katar. Anfang der Woche hatte er diese Gruppe vorläufig ausgesetzt.

Nach Informationen der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" sind derzeit drei Reisen bekannt, die der frühere PP-Politiker in diesem Jahr nach Katar unternommen hat. Von einer weiteren wird ausgegangen.

Die erste davon fand im Februar statt. Bauzá nahm in der Hauptstadt Doha an einer Luftfahrt-Messe teil. In den sozialen Netzwerken soll er sich damals damit gebrüstet haben, als "einziger Politiker der Welt" dorthin eingeladen worden zu sein. Wie aus dem Transparenzportal des EU-Parlaments hervorgeht, wurde die Reise inklusive Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel Sheraton Grand Doha Resort von der staatlichen Fluglinie Qatar Airways bezahlt.

Treffen mit dem Außenminister

Im März hat mindestens eine weitere Reise nach Doha stattgefunden. Zudem traf Bauzá in Madrid den stellvertretenden Vorsitzenden von Qatar Airways. Die bislang letzte Reise fand am 4. Dezember statt. Hier traf er auf den Außenminister Sultan bid Saad Al Mzraikhi. Das katarische Außenministerium erklärte, Bauzá sei im Zusammenhang mit der Fußball-WM ins Land gereist. Zwei Tage nach dem Termin fand das Achtelfinale Spanien-Marokko statt, wobei es keine Informationen darüber gibt, inwieweit Bauzá das Land bei diesem Aufenthalt bereist hat.

Reisen, WM-Tickets und Restaurantbesuche

Neben den Reisen des Abgeordneten wird nun auch die Aktivität der von ihm geleiteten Freundschaftsgruppe untersucht. Wie die "Financial Times" berichtet, nutzte das Emirat die Gruppe, um Abgeordnete des Parlaments mit Geschenken zu einer positiveren Darstellung der Arbeitsbedingungen in Katar zu bewegen.

So berichteten fünf Abgeordnete des konservativen, liberalen und sozialdemokratischen Flügels, dass sie regelmäßig Reisen, WM-Tickets und Restaurantbesuche angeboten bekommen hatten. Die Berichte stimmen darüber ein, dass diese Angebote immer über die Freundschaftsgruppe liefen.

"Es war eine systematische Form, sich den Abgeordneten zu nähern, um den Ruf des Landes zu verbessern und sicherzustellen, dass wir keine harte Haltung gegenüber dem Land bezüglich der Menschenrechte einnehmen", zitiert die "Financial Times" einen konservativen Abgeordneten. Er versichert, die Geschenke nicht angenommen zu haben.

Reisen der Freundschaftsgruppen "selten offiziell"

Eine Abgeordnete des Europaparlaments erklärte auf Anfrage des "Diario de Mallorca", dass die Reisen der jeweiligen Freundschaftsgruppen selten offiziell sind und nicht "in direktem Zusammenhang" mit dem EU-Parlament stünden. "Meistens erfährt man nur über die sozialen Medien davon. Die genauen Programmpunkte werden selten publik."

Bauzá hatte Anfang der Woche erklärt, dass alle seine Reisen nach Katar auf offizielle Einladung hin erfolgt seien. Im Übrigen habe er "niemals einen Euro angenommen oder angeboten bekommen". Seither hat er sich nicht mehr öffentlich geäußert. /pss

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