Mallorca wählt: TV-Debatte zeigt zwei große Lager und zwei Optionen in der Mitte auf

Viele Versprechen, wenig Diskussion: Neun Spitzenkandidaten für die Regionalwahlen am 28. Mai präsentierten sich bei IB·

Die Spitzenkandidaten der Balearen-Wahl vor der TV-Debatte.

Die Spitzenkandidaten der Balearen-Wahl vor der TV-Debatte. / Manu Mielniezuk

Ciro Krauthausen

Ciro Krauthausen

Wählerinnen und Wähler auf Mallorca und den Nachbarinseln haben sich am Sonntagabend in einer gut zweistündigen TV-Debatte im Regionalsender IB3 ein Bild der Ausgangslage vor dem Urnengang am 28. Mai machen können. Neben Ministerpräsidentin Francina Armengol (PSIB, Sozialisten) und Oppositionsführerin Marga Prohens (PP, konservative Volkspartei) nahmen daran auch die Spitzenkandidaten von sieben weiteren Parteien teil.

Die Debatte, bei der die Politiker nur wenig untereinander diskutierten und stattdessen einen weiten Reigen an Wahlversprechen präsentierten, offenbarte einmal mehr die ausgeprägte Lagerbildung in der Balearen-Politik. Zugleich zeigte sie Chancen für die kleineren Parteien im Zentrum auf.

Prohens und Armengol überbieten sich in finanziellen Versprechen

Der Streit um die Abfolge der Redebeiträge - die Sozialisten hatten letztlich erfolgslos und entgegen vorheriger Absprachen versucht, für Armengol die Eingangs- und Schlussworte zu sichern - gab PP-Chefin Marga Prohens gleich zu Beginn Gelegenheit, die Amtsinhaberin anzugreifen. Es folgte dann das Versprechen massiver Steuersenkungen, um die Wähler in dem erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen für sich zu gewinnen.

Armengol konterte mit einem neuen Wahlversprechen: Auch Alleinerziehende und Kleinfamilien sollen im Falle eines Wahlsiegs in den Genuss der Steuererleichterungen und Preisnachlässen von kinderreichen Familien kommen. Gegenüber der smart und aalglatt auftretenden Herausforderin wirkte die Ministerpräsidentin dabei mitunter eher abgekämpft als abgeklärt.

Ob Armengols wiederverkehrenden Hinweise auf die letztlich erfolgreich bewältigte Corona-Pandemie und den sozialen Frieden für eine dritte Amtszeit reichen, wird sich erst in zwei Wochen zeigen. Die Angriffsflächen in der Gegenwart jedenfalls sind vorhanden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Wohnungsnot und die langen Wartelisten für Operationen im öffentlichen Gesundheitssystem, wie die Attacken der Gegenkandidaten zeigten.

Vox-Chef Jorge Campos fordert radikalen Rückbau der Verwaltung

Besonders aggressiv zeigte sich dabei der Kandidat der rechtsextremen Vox-Partei Jorge Campos. Durchgehend auf Spanisch zeichnete er ein pechschwarzes Bild der gegenwärtigen, von der "separatistischen" Regierung zu verantwortenden Lage und forderte einen radikalen Rückbau des regionalen Verwaltungsapparates. Ob die PP im Falle eines Wahlsiegs wie bereits anderswo in Spanien mit Vox koalieren würde - wozu sie laut den voraussichtlichen Mehrheitsverhältnissen gezwungen wäre -, blieb offen. Wohl auch wegen der Debattenführung seitens der Journalisten von IB3 musste Marga Prohens diesbezüglich keine Farbe bekennen.

Wahlen 2023: die neun Spitzenkandidaten für die Balearen im Studio des Regionalsenders IB3.

Wahlen 2023: die neun Spitzenkandidaten für die Balearen im Studio des Regionalsenders IB3. / MANU MIELNIEZUK

Das linke Lager ist weitgehend vereint

Wenig Zweifel blieben hingegen an dem Willen der Linksparteien Més per Mallorca, MxM (zuvor Més per Menorca), Unidas Podemos und Gent per Formentera weiterhin gemeinsam mit den Sozialisten zu regieren. Die Més-Spitzenkandiaten Lluís Apesteguia und, mehr noch, Josep Castells setzten dabei auf ihre grundsätzliche Forderung, die "touristische Monokultur" auf den Inseln zurückzufahren.

Als Verfechterin radikaler Maßnahmen auf den Wohnungsmarkt - etwa der Beschränkung der Immobilienkäufe durch Nicht-Residenten - und einer Besteuerung der Privatflugzeuge präsentierte sich indes die womöglich auch krankheitsbedingt sehr blass wirkende Spitzenkandidatin von Unidas Podemos, Antònia Jover. Auch die Stimme von Silvia Tur von Gent per Formentera dürfte den Sozialisten sicher sein - sie sprach sich etwa gegen Steuersenkungen aus, die den Handlungsspielraum des Staates beschränken würde.

Das sind die Optionen im Zentrum

Als Stimmen der Besonnenheit zwischen den beiden Lagern und mögliche "Königinnenmacher" präsentierten sich Josep Melià von der bürgerlichen Regionalpartei El Pi und Patricia Guasp von der liberalen Ciudadanos. Melià stand womöglich schon zukunftsweisend zwischen Més-Chef Lluís Apesteguia und Francina Armengol und machte sich auf Katalanisch nicht nur für Landwirte, Fischer und Jäger stark, sondern auch für den Tourismus als wichtigste Einnahmequelle vieler Haushalte auf Mallorca. Patricia Guasp von Ciudadanos versprach auf Spanisch sich besonders für Selbstständige und Unternehmensgründer einzusetzen.