Suche nach Franco-Opfern in Son Carrió: So geht es unter der konservativen Regierung auf Mallorca weiter

Am Dienstag (21.11.) wurde eine neue Phase der Exhumierungen begonnen

Ausgrabungen in Son Carrió.

Ausgrabungen in Son Carrió. / CAIB

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Die balearische Landesregierung hat am Dienstag (21.11.) mit Exhumierungsarbeiten in Son Carrió im Osten von Mallorca begonnen. Gesucht wird in einem Bereich des dortigen Friedhofs nach Opfern, die zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) von den Putschisten unter Franco ermordet und anonym verscharrt worden waren.

Damit wird die noch von der linken Vorgängerregierung beschlossene vierte Stufe des Plans zur Bergung von Bürgerkriegsopfern auf den Inseln weiter ausgeführt. Konkret gesucht wird nach den sterblichen Überresten von Milizionären, die bei der Schlacht von Mallorca im Sommer 1936 gefallen oder hingerichtet wurden. Ihre DNA soll dann mit Angehörigen und Nachkommen abgeglichen werden.

Die Ausgrabungen in Son Carrió sind die erste Aktion des Plans unter der neuen, konservativen Landesregierung. Im Regierungsprogramm hatten sich die Volkspartei (PP) und die Rechtspartei Vox darauf verständigt, das Gesetz zur Vergangenheitsbewältigung (Ley de Memoria) außer Kraft zu setzen. Der bereits begonnene Plan zur Öffnung von Bürgerkriegsgräbern werde aber fortgesetzt. "Wir müssen das Regierungsabkommen einhalten", erklärte der zuständige Generaldirektor Jaume Porsell beim Pressetermin in Son Carrió mit Verweis auf den rechtspopulistischen Juniorpartner. "Die positiven Aspekte des Gesetzes werden wir aber weiterhin anwenden."

Kritik am Vorgehen der neuen Regierung

Die Vereinigung Memòria de Mallorca, in der sich Angehörige und Nachkommen der Opfer zusammengeschlossen haben, kritisierte unterdessen mangelnde Transparenz. Es sei das erste Mal, dass man von Exhumierungsarbeiten aus der Presse erfahren habe. Man wisse nicht einmal, ob die Angehörigen der Opfer, die man in Son Carrió zu finden hoffe, verständigt worden seien. Auch sei die zuständige Kommission noch immer nicht eingesetzt worden.

Porsell erklärte hingegen, dass man die Vereinigung über die vorliegenden Pläne informiert habe, die Kommission werde in Kürze zusammentreten. Man werde die Arbeit der Vorgängerregierung fortsetzen, so Porsell, und wenn die Forscher auf weitere mögliche Gräber anonymer Opfer stoßen sollten, werde man dem natürlich nachgehen.

Die Suche nach Milizionären aus dem Bürgerkrieg am Strand von Sa Coma.   | FOTO: DM

Die Suche nach Milizionären aus dem Bürgerkrieg am Strand von Sa Coma. | FOTO: DM / Redaktion

Ungelöste Fragen in Sa Coma

Auch am Strand von Son Carrió, wo im Bürgerkrieg die Milizionäre angelandet waren, soll die Suche weitergehen. Man prüfe aber noch, wann der geeignete Zeitpunkt sei, um die touristische Saison nicht zu beeinträchtigen, so Porsell. Erste Sondierungen fanden im März dieses Jahres statt, mit ihnen sollte die Grundlage für Exhumierungen gelegt werden. Die aktuellen Schätzungen gehen von rund 4.000 Kämpfern im nationalen Lager aus, 5.000 im republikanischen Lager und wohl 400 Toten aus. 

Wurde in den ersten drei Stufen des Plans nach Opfern der Repression gesucht, die zu Kriegsbeginn von Franco-Schergen ermordet worden waren, geht es nun auch um die Aufarbeitung der kurzen, aber heftigen Kampfhandlungen auf Mallorca, nachdem im August 1936 republikanische Milizionäre bei Porto Cristo gelandet waren. Die Verteidiger der Republik wurden von den Putschisten mithilfe italienischer Faschisten zurückgedrängt und besiegt. Nur einige der Milizionäre kehrten lebend nach Barcelona zurück. Dass bis heute nicht nach den sterblichen Überresten gesucht wurde, ist in erster Linie mit der langen Franco-Diktatur (1939–1975) und dem Schweigepakt in der jungen spanischen Demokratie zu erklären.