"Ich mag Obst" - warum dieser Satz auf Mallorca eine Beleidigung ist

Ein Stadtrat in Palma benutzt den von der PP-Politikerin Díaz Ayuso geprägten Satz – und muss sich nachher kleinlaut entschuldigen. Die Gemüter beruhigt dies nicht

Deudero (li.) und Truyol diskutieren nach den beleidigenden Worten.

Deudero (li.) und Truyol diskutieren nach den beleidigenden Worten. / DM

Die konservative PP mag zwar in Teilen so tun, als sei sie noch eine wertkonservative Partei, aber die politischen Partner von Vox haben längst begriffen, wie man Politik à la Donald Trump macht. Und wenn die Anhänger des ehemaligen US-Präsidenten den Satz "Let's Go Brandon" als fernsehtaugliches Synonym für "F*ck Joe Biden" benutzen, sagen die Konservativen "Me gusta la fruta" - "Ich mag Obst."

Der Spruch ist relativ neu. Auslöserin des Ganzen ist die Ministerpräsidentin der Region Madrid, Isabel Díaz Ayuso. Die angriffslustige Politikerin hatte bei der Debatte zur Wiederwahl von Pedro Sánchez "hijo de p*ta" in Richtung des spanischen Regierungschefs gesagt, als er ihr vorwarf, ihrem Bruder lukrative Verträge zugespielt zu haben. Als sie danach auf diesen Ausfall angesprochen wurde, erklärte sie, sie habe "me gusta la fruta" gerufen. Clever. Später freilich gab sie die beleidigenden Worte zu und fügte hinzu: "Das ist das Mindeste, was er verdient hat."

Eskalation im Rathaus von Palma

Szenenwechsel zum Rathaus in Palma am Donnerstag. Bei der Stadtratssitzung ging es um den Raumordnungsplan, den die linke Vorgängerverwaltung vorangetrieben hatte. Der konservative Stadtrat Toni Deudero lederte gegen den Plan und die dafür zuständige Politikerin Neus Truyol (Més per Palma). Er schloss mit den Worten ab: "Be calm. Me gusta la fruta".

Das führte zu einem regen Wortwechsel zwischen der Opposition und Bürgermeister Jaime Martínez, der große Schwierigkeiten hatte, die Gemüter zu beruhigen. "Hier wurde niemand beleidigt", erklärte er in einem Moment, musste aber kurz danach die Sitzung unterbrechen. Die drei Stadtratsabgeordneten von Més per Palma verließen daraufhin den Plenarsaal, die Podemos-Abgeordnete Lucía Múñoz schloss sich ihnen an.

Deudero und Martínez entschuldigen sich

Die Sozialisten, die die größte Oppositionspartei darstellen, und die konservativen Politiker berieten, wie fortzufahren sei. Die Abgeordneten von Vox blieben im Hintergrund. Ersten Berichten zufolge hieß es, Martínez und Deudero hätten sich bei Truyol entschuldigt. Diese Darstellung wies die Politikerin zurück. "Er hat lediglich gesagt, dass es ihm leidtäte, wenn ich mich beleidigt gefühlt hätte."

Als die Sitzung wieder aufgenommen wurde, entschuldigte sich Deudero zumindest beim Plenum. "Es ist nicht meine Art, andere zu beleidigen und umso weniger die Vertreter der Stadt Palma, die meine höchste Anerkennung haben. Ich bedaure meinen Satz und dass dieser als Beleidigung aufgefasst wurde. Mir tut es wirklich leid. Ich bitte, den Satz aus dem Protokoll zu entfernen."

Die Sozialisten fanden diese Entschuldigung ein wenig schwach und verließen ebenfalls den Saal. "Das ist außer Kontrolle geraten. So kann das nicht weitergehen", hörte man eine sichtlich betroffene Rosario Sánchez, Wortführerin der PSOE, sagen.

Warum der Ausfall?

Was Deudero zu der Beleidigung verleitet hatte, ist nicht klar. Eine mögliche Erklärung: Truyol hatte ihn zuvor dafür kritisiert, als Reservesoldat kürzlich an einer Übung teilgenommen zu haben, für deren Dauer er die Arbeit im Stadtrat unterbrechen musste.

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