Mallorcas skandalumwittertste und legendärste Partei gründet sich neu

Auf einer Versammlung in Binissalem wurde am Dienstag (20.2.) die Wiederbelebung der Unió Mallorquina auf den Weg gebracht

Bonet, Cerdó, Lliteres, Martí, Patiño, Nicolau und Gelabert.

Bonet, Cerdó, Lliteres, Martí, Patiño, Nicolau und Gelabert. / DM

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Eine eigentlich totgeglaubte Partei ist wieder da. Auf einer Gründungsversammlung am Dienstag (20.2.) in Binissalem in der Inselmitte von Mallorca haben rund 60 ehemalige Mitglieder und Sympathisanten der früheren Regionalpartei Unió Mallorquina (UM) deren Neugründung auf den Weg gebracht.

"Die Insel Mallorca und wir Mallorquiner brauchen einen starken Fürsprecher", erklärte Damià Nicolau, einer der Initiatoren und einstiger Generalsekretär der Partei. Es brauche eine politische Organisation, die die Interessen der Menschen vor die parteipolitischen Interessen stelle.

Der Schatten der Korruption

Die geplante Neugründung ist in mehrfacher Hinsicht erstaunlich. Zum einen war die Partei wegen einer schier endlosen Reihe von Korruptionsfällen in Verruf geraten. Die legendäre Regionalpolitikerin und zuletzt Ehrenvorsitzende der Unió Mallorquina, Maria Antònia Munar, wurde in mehreren Fällen zu Gefängnisstrafen verurteilt. Zum anderen hatte längst eine andere Partei den Platz der UM im Parteienspektrum auf den Balearen eingenommen. Nach einer Reihe von Neugründungen und Fusionen vertritt inzwischen die konservative Regionalpartei El Pi die Interessen dieses Wählerspektrums - allerdings mit zuletzt wenig Erfolg. Nach den Regionalwahlen vom vergangenen Jahr ist sie nicht mehr im Balearen-Parlament vertreten. Die Partei von Josep Melià hatte zwar eine inhaltsorientierte, pragmatische Politik verfolgt, aber letztendlich nicht vermittelt, wofür sie genau steht. 

Nicht dabei: Maria Antònia Munar

Nicolau argumentierte bei der Gründungsversammlung in Binissalem, dass bei einem Großteil der Korruptionsskandale der UM im Laufe der Ermittlungen von den Vorwürfen "nichts oder fast nichts" übrig geblieben sei. Die legendäre Parteigründerin Munar, die seit 2020 dank der Lockerung des Strafvollzugs zunehmend Freigang zugestanden bekam, war bei der Veranstaltung nicht anwesend. Die studierte Juristin galt lange Zeit als mächtigste Politikerin auf Mallorca, sie war Inselratspräsidentin und dann Parlamentspräsidentin. Verurteilt wurde sie unter anderem in den Korruptionsfällen Can Domenge, Son Oms oder Maquillaje zu insgesamt 13 Jahren Gefängnis. Munar inspirierte auch eine Figur in der RTL-Serie "Der König von Palma".

Wohlstand schaffen für Mallorca

Nicolau beschwor statt der Vergangenheit lieber die Zukunft: "Wir wollen Menschen, die Wohlstand schaffen, Menschen, die diese Insel lieben und mit Enthusiasmus voranbringen wollen; Arbeit bedeutet Anstrengung, und wir müssen dafür sorgen, dass sich unsere Jugend dessen bewusst ist." In den kommenden Wochen soll nun der neue Vorstand damit beginnen, die Parteistruktur in den Gemeinden auf Mallorca neu aufzubauen. Vor Jahresende soll dann der erste Parteitag stattfinden.

Gastgeber der Veranstaltung war der Bürgermeister von Binissalem, Victor Martí, der ebenfalls dem neuen Vorstand angehört. Es gehe nun nicht zuletzt darum, die verlorene Würde wiederzuerlangen, so Martí.