Die Galerie „Natalia Bento Art Contemporani“ in Alaró wurde in der kurzen Zeit ihres Bestehens über die Dorf- und Inselgrenze hinaus bekannt. Nun ist das Haus, in dem sich die Galerie befindet, verkauft. Die Vorfahren der heutigen Besitzerfamilie legten mit der Herstellung von Seifen den Grundstein zu ihrem Vermögen. Deshalb kam die Galeristin auf die Idee, kurz bevor sie ausziehen muss, einen Workshop über Seifen zu veranstalten.

Es war dann ein befreundeter Imker, Álvaro Moya (46), der ursprünglich aus Madrid stammt und unter anderem mit Bienenwachs Seifen herstellt, der zum Workshop in die Galerie lud. In kurzer Zeit hatte sich die maximale Teilnehmerzahl von zehn Personen (die MZ-Autorin eingeschlossen) angemeldet. Sie treffen sich nun im alten Dorfhaus und bewundern Stuckdecken und Fliesenornamente.

Was man zur Herstellung von Seife braucht

Doch dann geht es zur Sache: „Für den Anfang reicht für die Seifenherstellung ein kleines Equipment aus“, sagt Moya. Zur Grundausstattung zählen für ihn zwei Edelstahl-Töpfe, eine Schüssel aus Kunststoff, zwei Holzlöffel, Thermometer, elektrischer Rührstab, Waage sowie Formen und Messbecher.

Alle Geräte sollten nur bei der Seifenherstellung zum Einsatz kommen, sie könnten der Anfang für eine eigene Manufaktur sein. Die Hausbesitzer legten einst in diesen Räumen die Basis zu ihrem Wohlstand. Warum also nicht ebenfalls mit der Seifenmanufaktur beginnen? Seit dem Corona-Ausbruch stehen Stückseifen hoch im Kurs, industrielle Flüssigseifen auf Petroleumbasis samt ihrer aufwendigen Verpackung sind eher verpönt.

Beim Thema Naturöle als hautfreundlichen Zutat holt der Madrilene weiter aus und berichtet, dass auf der Insel Seifen schon immer deshalb hergestellt worden sind, weil so viel Olivenöl zur Verfügung stand. Weltweit bekannte Seifen kochte man außerdem im syrischen Aleppo aus Oliven- und Lorbeeröl. Auch die berühmten Seifen aus Marseille entstanden aus Oliven- und anderen mediterranen Ölen. Die Basis für den spanischen Klassiker Jabón de Castillo war ebenfalls Olivenöl, sie wurde überall dort hergestellt, wo sich in der Nähe Olivenbaumplantagen befanden.

Nicht sieden, nur köcheln

Auch in dem alten Dorfhaus soll nun Seife auf der Basis von Olivenöl entstehen. Aber, so lernen wir, Seife darf niemals sieden, also nicht 100 Grad heiß werden, sie wird bei niedriger Temperatur hergestellt. Damit sich Öl und Wasser verbinden, braucht es zur Seifenherstellung einen Vermittler: das Natriumhydroxid (NaOH), eine Natronlauge, die sowohl wasser- als auch fettfreundlich ist. Olivenöl, Mandelöl oder Bienenwachs benötigen jeweils eine andere Menge Lauge, weshalb jetzt das große Rechnen beginnt. Die tabla de saponificación, also eine „Verseifungstabelle“ hilft der Gruppe bei der Berechnung. Dabei geht es anfangs chaotisch zu, die Summen stimmen nicht so richtig, aber offensichtlich macht falsch rechnen gute Laune.

Im Nachhinein wirkt es, als wären wir Schüler, die zwar einen Rechner auf dem Handy haben, aber trotzdem kopfrechnen müssen. Denn im Netz gibt es im Spanischen wie auch im Deutschen einen „Seifenrechner“, der angibt, auf wie viel Gramm eines bestimmten Öls wie viel Lauge kommt. Er informiert zudem über die Wassermenge.

Moya zählt nun weitere Zutaten auf: Kokosöl zum Beispiel bringt die Seife zum Schäumen, Sesamöl und Collagen sollen wirksam gegen Falten sein. Hydrolate, wie beispielsweise das wohlduftende und hautfreundliche Lavendelpflanzenwasser, aber auch Milch können statt destilliertem Wasser in die Natronlauge kommen.

Vorsicht beim Mischen

Für das Abwiegen des Natrongranulats zieht ein Teilnehmer jetzt Schutzhandschuhe, -brille und eine Plastikschürze an. Auch bei weiteren Arbeitsgängen mit der Lauge sollen sie Verätzungen verhindern. Der Topf mit dem Laugengranulat steht nun im Freien: Wenn sich das Granulat in dem mit Hydrolat vermischten Wasser auflöst, steigen übel riechende Dämpfe auf.

Die Lauge wird dann auf die gleiche Temperatur wie die verschiedenen Fette erhitzt, die in dem zweiten rostfreien Metalltopf auf 50 Grad erwärmt worden sind. Ist in beiden Töpfen die gleiche Temperatur erreicht, wird die nun aufgelöste Lauge in das geschmolzene Fett gerührt. Dazu benutzt man, bis die richtige Konsistenz erreicht ist, einige Sekunden lang einen elektrischen Rührstab. Danach ist der Zeitpunkt gekommen, um ätherische Öle, Speisefarbstoffe, den hautfreundlichen Zimt oder Rote Bete unterzumischen.

Die noch heiße Masse wird nun vorsichtig in Formen gegossen. Dazu eignen sich Förmchen für Muffins, Pudding oder aber Brotbackformen. Wer jetzt Lavendelblüten oder Rosmarinzweige aus dem Garten zur Hand hat, kann sie in die flüssige Masse eindrücken. Zeitungspapier muss die Seifen danach zwei Tage lang vor Sauerstoffzufuhr schützen.

Die Teilnehmer sind begeistert, sie haben viel gelernt und konnten aktiv bei der Seifenherstellung mitmachen. Zwei Tage nach dem Kurs wird eine Teilnehmerin die Seifen mit Schutzhandschuhen aus den Förmchen kippen und Fotos der Resultate an die Gruppe verschicken. Die Seifen müssen dann vier Wochen lang bis zur Verseifung reifen.

Natalia Bento ist auf der Suche nach neuen Räumen für die Galerie, vielleicht auch mit ausreichend Platz für Workshops. Die Teilnehmer wünschen sich dies jedenfalls.