Eklige Besucher: Welche Kakerlaken es auf Mallorca gibt – und wie man sie richtig bekämpft

Der Sommer rückt näher, die ersten Kakerlaken sind schon unterwegs. Wie Sie die Viecher selbst bekämpfen und wann Sie besser den Profi holen

Eine Kakerlake.

Eine Kakerlake. / Stephanie Pilick/dpa

Simone Werner

Simone Werner

Die Einheimischen sind es gewohnt, ab und an eines dieser Tierchen vorzufinden. Bei deutschen Auswanderern erzeugen die ersten Begegnungen mit Kakerlaken (cucarachas, span.) hingegen meist großen Ekel und nicht selten auch Panik. Ihre Anzahl nimmt gen Hochsommer aufgrund steigender Temperaturen und erhöhter Luftfeuchtigkeit stetig zu.

Kaum zu verhindern

So sauber man seine eigenen vier Wände hält – verhindern, dass die Störenfriede einem einen Besuch abstatten, kann man kaum. Oft krabbeln die nachtaktiven Tiere aus der Kanalisation über die Abwasserleitungen in die Wohnung oder kommen über die Hauswand durchs Fenster herein. Besonders gefährdet sind deswegen Wohnungen im Erdgeschoss oder im ersten Stock. Man kann die ungebetenen Gäste aber auch etwa im Einkaufskorb einschleppen, ohne es zu bemerken.

Zügig handeln bei der Bekämpfung

Sind die Viecher einmal in der eigenen Wohnung aufgetaucht, gilt es, zügig zu handeln. Für eine effektive Bekämpfung ist es dabei wichtig, zu wissen, welche der drei auf den Balearen vorkommenden Arten man in seiner Wohnung hat. Ein Info-Prospekt vom Rathaus Palma auf Spanisch inklusive Bildern gibt hier.

Um welche Art handelt es sich?

Am größten und am meisten gefürchtet, da sie auch fliegen kann, ist die hellrötliche Amerikanische Großschabe (Periplaneta americana, zool., cucaracha americana, span.). „Sie mag dunkle, feuchte und schlecht durchlüftete Orte sowie organische Stoffe, also etwa Essensreste, Dreck oder Abwasser“, so Alberto Chordá, Leiter von Palmas kommunalen Ungezieferjägern. Sie kommt im Kanalisationssystem, in Fallrohren, Kellern, Zwischendecken oder auch Aufzugschächten vor.

An den diesen Orten zu finden, wenn auch immer seltener, ist auch die Gemeine Küchenschabe (Blatta orientalis, zool.; cucaracha oriental, span.). Die glänzend schwarzen Tiere werden bis zu drei Zentimeter groß.

Die Amerikanische Großschabe kann auch fliegen.

Die Amerikanische Großschabe kann auch fliegen. / multiplag.com

Dritte Art: Deutsche Schabe

Und dann ist da noch eine dritte Art, die wegen ihres hellen Aussehens Deutsche Schabe (Blattella germanica, zool.; cucaracha rubia/alemana, span.) genannt wird. Im Gegensatz zu den anderen beiden Arten leben diese beigefarbenen Kakerlaken in Innenräumen, in denen Lebensmittel zum Einsatz kommen und Fettrückstände zu finden sind, etwa in Cafés, Restaurants, Kantinen, Küchen oder Speisekammern. „Überall, wo Wärme produziert wird, hält sich diese Art besonders gern auf, etwa am Ofen, an den Motoren von Haushaltsgeräten wie dem Kühlschrank, der Spül- oder Waschmaschine oder in Dunstabzugshauben“, so Chordá. Kammerjäger Tomeu Marimón von der Firma Anticimex hat sie auch schon hinter digitalen Mikrowellenuhren entdeckt. Diese Kakerlaken könnten nicht nur Küchengeräte schrotten, sondern wie ihre Artgenossen auch diverse Krankheiten übertragen.

Deutsche Schabe ganzjährig in Innenräumen

Während die Aktivität der Amerikanischen Großschabe und der Gemeinen Küchenschabe sehr von der Außentemperatur abhängt und die Tiere daher vor allem im Hochsommer aktiv sind, kommt die Deutsche Schabe ganzjährig in Innenräumen vor, da dort die Temperaturen nicht so stark schwanken. „Sie wird unabsichtlich durch die Bewohner oder Mitarbeiter der Lokale in die Innenräume transportiert oder gelangt aus Nachbarwohnungen in die eigenen vier Wände, jedoch fast nie von draußen“, betont Chordá. „Man kann etwa, ohne es bemerkt zu haben, ein Kakerlaken-Eipaket in einem Karton mit Milch-Tetrapaks mit nach Hause genommen haben. Die Tiere schlüpfen dann erst bei einem zu Hause“, fügt Marimón hinzu.

Die Deutsche Schabe misst nur rund 1,5 Zentimeter.

Die Deutsche Schabe misst nur rund 1,5 Zentimeter. / multiplag.com

Auf die Größe achten

Wer sich aufgrund der ähnlichen Farbe schwertut, die Amerikanische Großschabe und die Deutsche Schabe auseinanderzuhalten, sollte laut Marimón auf die Größe achten. Die Größe der Bilder in diesem Artikel orientiert sich an der tatsächlichen der einzelnen Kakerlaken. So erreiche die Deutsche Schabe keine zwei Zentimeter, die Amerikanische Großschabe ist mit bis zu fünf Zentimetern deutlich größer.

Woher kommen die Tiere?

Egal, um welche Art es sich handelt: Wer Kakerlaken in seiner Wohnung vorfindet, sollte sie zuallererst töten – am besten mit einem Schuh oder einer Zeitung – und dann entsorgen. Sonst lässt sie sich womöglich nicht mehr blicken und legt weiter ihre Eier ab. „Die Eipakete hängen am hinteren Teil der Tiere. Sie können abfallen, wenn man das erwachsene Tier tötet. Im schlimmsten Fall hat man dadurch zwei Wochen später viele weitere Kakerlaken“, so Marimón. Die Stelle, an der die Kakerlake erschlagen wurde, sollte deswegen sicherheitshalber desinfiziert werden.

Die Gemeine Küchenschabe ist glänzend schwarz.

Die Gemeine Küchenschabe ist glänzend schwarz. / Multiplag.com

Ursprung identifizieren

Anschließend gilt es, herauszufinden, wie das Tier in die Wohnung gekommen ist, und die Räume dahingehend genau zu inspizieren. Gibt es etwa Risse in den Abwasserrohren, lockere oder herausgebrochene Fliesenteile? Liegen Essensreste herum, gibt es Fettreste, oder sind Lebensmittel nicht hermetisch verschlossen?

Auch in kleinen Wasserlachen, etwa versteckt hinter dem Kühlschrank, finden die durstigen Kakerlaken einen genehmen Aufenthaltsort. Vielleicht ist auch nur zufällig eine einzige Kakerlake in die Wohnung gelangt. Sollten allerdings anschließend erneut welche auftauchen, gibt es sehr wahrscheinlich ein „Nest“ in der Nähe.

Die richtige Vorbereitung ist alles

Besser ist es, vorbereitet zu sein, und sich etwa mit Insektiziden für den häuslichen Gebrauch aus dem Supermarkt oder der ferretería einzudecken. Es gibt Klebefallen und solche mit Nahrungsgift, Sprays und Gele. Beide Experten empfehlen die Fallen nur zur Feststellung, ob und mit wie vielen Kakerlaken man es zu tun hat. Durch die trampas könne man zunächst auch gut die Art der Kakerlaken bestimmen und herausfinden, an welchen Orten sie sich besonders tummeln und dann entsprechend handeln.

An den gezielt ausgewählten Stellen schlägt ein richtig angewandtes Gel meist gut an. Wenn sich durch die Fallen zeigt, dass man etwa in Kühlschranknähe eine Besiedelung der Tiere hat, kann man das Gel direkt dort auftragen. Wichtig sei, dass die Kakerlaken es leicht finden und sich davon und nicht von andern Lebensmitteln in der Nähe ernähren.

Muss ein Profi kommen?

Die genannten Mittel sind nur effektiv, wenn sich noch keine Plage in der Wohnung ausgebreitet hat. „Wer sehr häufig Kakerlaken findet, sollte lieber einen Profi zu Rate ziehen“, empfiehlt Marimón. Tauche eine Kakerlake innerhalb von drei Monaten auf, sei das noch kein ernst zu nehmendes Problem. „Sprechen wir aber von mehreren pro Woche, ist schnelles und professionelles Handeln gefragt“, mahnt Marimón. Für ab 180 Euro macht er den cucarachas den Garaus, wobei die Kosten sehr vom Umfang des Befalls abhängen. Ist ein mehrstöckiges Haus mit Garage betroffen, kann der Preis in die Höhe schnellen. Auch Anticimex arbeitet dann je nach Herkunftsort der Kakerlaken entweder mit Sprays, Insektizidfarbe oder Gels und desinfiziert auch ganze Wohnbereiche.

Mehrere Besichtigungen nötig

Je nach Kakerlakenart und Schwere des Befalls schauen die Mitarbeiter nach einem ersten Einsatz in bestimmten Abständen wieder vorbei, um zu prüfen, wie gut die Mittel anschlagen. „Haben wir etwa Deutsche Schaben in einer Privatwohnung bekämpft, kommen wir nach zwei Wochen noch einmal wieder. Wurden Amerikanische gesichtet, müssen wir oft das ganze Wohnhaus behandeln und kommen regelmäßig im Zwei-Monats-Takt, um die Lage zu kontrollieren“, so Marimón.

Alle vier Monate behandeln Experten das Abwassersystem in den Vierteln der Stadt Palma präventiv gegen Kakerlaken.

Alle vier Monate behandeln Experten das Abwassersystem in den Vierteln der Stadt Palma präventiv gegen Kakerlaken. / Emaya

So kämpft Palma gegen die unliebsamen Kakerlaken

Im Abwassersystem der Stadt Palma wie auch in allen möglichen städtischen Einrichtungen der 88 Stadtviertel sind Alberto Chordá und seine Kollegen alle vier Monate präventiv zugange. Im Sommer gibt es verstärkte Kontrollen. Wann das eigene Viertel zuletzt dran war, kann man unter palma.es/es/plagas-urbanas prüfen. Die Viertel, in denen Alberto Chordá und sein Team zuletzt unterwegs waren, lassen sich unter diesem Link einsehen. Wer in seinem Viertel in Palma gehäuft Kakerlaken entdeckt, kann das unter der Telefonnummer 010 melden oder sich online beschweren. „Im Hochsommer gehen pro Monat um die 650 Anrufe ein“, weiß Chordá. Kommen die Tiere vermutlich aus dem öffentlichen Raum, kümmern sich die Mitarbeiter des Rathauses darum. Falls nicht, müssen Bewohner private Firmen wie Anticimex engagieren.

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