Alternative zu Gas aus Russland: Deutschland will Pipeline aus Spanien jetzt doch
Das Pipeline-Projekt mit einer Jahreskapazität von 7,5 Milliarden Kubikmetern war 2019 eingestellt worden, weil es aus damaliger Sicht auch wegen des billigeren Erdgases aus Russland für unwirtschaftlich gehalten wurde.
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Messinstrumente zeigen den Leitungsdruck von Rohrleitungen eines Gaspeichers an. / Axel Heimken/dpa
dpa
Deutschland macht sich für die Fertigstellung einer 2019 gestoppten Gaspipeline von Spanien nach Südfrankreich stark. "Deutschland unterstützt MidCat absolut", sagte der deutsche Botschafter in Madrid, Wolfgang Dold, in einem Ende März veröffentlichten Interview mit der Zeitung "La Vanguardia". Das Pipeline-Projekt mit einer Jahreskapazität von 7,5 Milliarden Kubikmetern war vor drei Jahren eingestellt worden, weil es aus damaliger Sicht auch wegen des billigeren Erdgases aus Russland für unwirtschaftlich gehalten wurde.
Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine könnte die Pipeline aber nun dazu beitragen, Europa von russischem Gas unabhängiger zu machen. Es fehlen noch 226 Kilometer von Hostalric in Katalonien über die Pyrenäen bis nach Barbaira in Frankreich, Bauzeit mindestens zwei Jahre. Spanien möchte, dass die EU den Bau finanziert.
Teil des Erdgases über Pipelines aus Algerien
"Wir glauben, dass die Iberische Halbinsel eine Alternative bietet und zur Diversifizierung beitragen kann", betonte Dold in dem auf Spanisch geführten Interview. Spanien bezieht einen Teil seines Erdgases über Pipelines aus Algerien. Zudem gibt es im Land sechs Flüssiggasterminals sowie einen in Portugal. Allein die spanischen Anlagen haben eine Jahreskapazität von 60 Milliarden Kubikmetern, von denen das Land nur die Hälfte für den Eigenbedarf nutzt.
Bisher gibt es nur zwei kleinere Gaspipelines von Spanien über die Pyrenäen Richtung Norden mit einer Kapazität von insgesamt 8 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Die wegen des Krieges gestoppte Nord Stream 2 hat eine Kapazität von mindestens 55 Milliarden Kubikmetern.
Flüssiggas aus den USA auf dem Seeweg
Dold betonte die künftige Bedeutung Spaniens für die Gasversorgung Europas. "In erster Linie wegen seiner Verbindungen nach Nordafrika, nach Algerien und auch nach Marokko", sagte der Diplomat. Es könnte aber auch Flüssiggas aus den USA und anderen Ländern weiterleiten oder für eine spätere Umverteilung in Europa auf dem Seeweg speichern. Über entsprechende Pläne für Gaslieferungen per Schiff von Barcelona nach Italien berichteten kürzlich spanische Medien. Später könnten die Anlagen auch für die Versorgung mit grünem Wasserstoff dienen, sagte Dold.
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