Diesen Abend werden die rund 2.000 Zuschauer im kleinen Stadion Sa Plana in Andratx wohl nie mehr vergessen: Der Viertligist aus dem Dorf im Südwesten von Mallorca, der noch vor zwei Jahren in der sechsten Liga unterwegs war, hatte am Mittwochabend (15.12.) das Champions-League-Team vom FC Sevilla im Pokal Copa del Rey am Rande einer Niederlage. Letztendlich setzten sich die Andalusier, derzeit Tabellenzweiter der Primera División, im Elfmeterschießen mit 6:5 durch, nachdem es nach 120 Minuten Spielzeit 1:1 gestanden hatte.

Die Andalusier taten sich bereits vor dem Anpfiff schwer mit den Bedingungen in dem engen Stadion von Andratx. Der Mannschaftsbus des FC Sevilla musste aufgrund der komplizierten Zufahrt ein Teil der Strecke rückwärts zurücklegen.

Der Club hatte Andratx vor dem Spiel eine Stange Geld geboten, damit dieser die Partie im Stadion von Son Moix, der Heimstätte von Real Mallorca, austrage. Doch die Verantwortlichen des Dorfclubs weigerten sich und wollten mit dem echten Heimvorteil ins Rennen gehen, nachdem sie in La Plana bereits den Zweitligisten Oviedo aus dem Wettbewerb geworfen hatten.

Der Plan ging fast auf. Über die gesamte Spielzeit war Andratx dem übermächtigen Gegner, der nicht mit einer B-Elf antrat, nahezu ebenbürtig. Zwar hatten die Gäste die meiste Zeit den Ball, sie wussten aber nicht, wie sie die Hausherren in Verlegenheit bringen könnten. Lange Bälle hatten keinen Erfolg, denn der Platz in Andratx ist nun einmal deutlich kleiner als ein Feld in der Primera División.

So ging es mit einem 0:0 in die Pause. Nach dem Seitenwechsel versuchte der FC Sevilla, ein schnelles Tor vorzulegen. Rafa Mir gelang dann in der 56. Minute die Führung für die Gäste, als er eine Konfusion in der Abwehr von Andratx ausnutzte. Doch die Gastgeber gaben nicht auf und kamen nur neun Minuten später durch einen perfekt geschossenen Freistoß von Llabrés zum Ausgleich.

Ab diesem Moment warf Andratx alles in die Waagschale und wollte die Partie nun gewinnen. Glück hatte der Viertligist, als Munir in der 89. Minute die Latte traf. So ging es in die Verlängerung, in der sich keines der Teams echte Torchancen erspielte.

Im Elfmeterschießen verließ das Glück dann Andratx. Bereits den ersten Schuss setzte Llorente daneben. Die anderen vier Schützen von Andratx trafen aber, und weil auch bei Sevilla ein Schuss an den Pfosten ging, musste im KO-Verfahren weitergemacht werden. Da war dann direkt nach dem ersten Schuss Schluss. Gáspar vergab. Der FC Sevilla zieht in die nächste Runde ein. Die Hausherren aber waren stolz wie Bolle und feierten mit einem Gruppenfoto ihr persönliches Spiel des Lebens. /jk