Manchen Fußballern wird schon in jungen Jahren die große Weltkarriere prophezeit. Die Spieler triumphieren in den Jugendmannschaften, und die Späher werden auf sie aufmerksam. Doch im Herrenbereich stockt dann der kometenhafte Aufstieg. Meist folgen Leihen und Wechsel, der Durchbruch bleibt aber aus. Spieler wie Alexander Merkel, Bojan Krkic oder Sebastian Deisler stehen sinnbildlich für derartige ewige Talente. Dem Mallorquiner Tòfol Montiel droht der gleiche Weg. Eine Leihe zum Drittligisten Atlético Baleares könnte seine letzte Chance sein, sich wieder in den Vordergrund zu spielen.

Der heute 21-Jährige aus Palma kommt aus der Jugend von Real Mallorca. Schon sein Vater Óscar Montiel kickte für den Inselclub. Kurz nach seinem 18. Geburtstag 2018 flatterte das Angebot vom AC Florenz rein, auch Real Madrid soll interessiert gewesen sein. „Mein Berater erzählte mir davon. Ehrlich gesagt habe ich nicht lange darüber nachgedacht. Es war eine tolle Chance, und es hat mir geholfen, als Fußballer und Mensch zu reifen“, sagt Montiel.

Er packte seine Koffer und machte sich allein auf die Reise nach Italien. Zwei Millionen Euro zahlten die Italiener an Real Mallorca. Über die Summe machte er sich keinen Kopf, wie er sagt. „Ich versuche, das zu verbessern, was mir gefällt: mein Fußballspiel. An das Drumherum denke ich nicht.

Aus dem bekannten Leben herausgerissen

„Nach einem Monat kam meine Familie zur Unterstützung zu Besuch. Wegen ihrer Arbeit konnten sie nicht bleiben. Mein Leben hatte sich komplett verändert. Ich wurde aus meinem Nest rausgerissen und musste mich allein durchschlagen.“ Wie es heutzutage ist, kümmerte sich der Verein um die Belange der Spieler abseits des Platzes. Der junge Mallorquiner konnte sich auf das Fußballspielen konzentrieren. Das lief anfangs prächtig. Für die U19 von Florenz traf der offensive Mittelfeldspieler in 22 Spielen elf Mal.

Montiel wirbelte an der Seite von Dusan Vlahovic. „Wir waren ein Traumduo und haben zu zweit dafür gesorgt, dass wir oben in der Tabelle standen.“ Der Serbe wechselte Ende Januar für mehr als 80 Millionen Euro zu Juventus Turin und ist mit 20 Toren in dieser Saison längst im Herrenfußball angekommen. „Er ist ein Phänomen, und schon damals konnte man seine beeindruckende Qualität sehen. Unsere Wege haben unterschiedliche Richtungen eingeschlagen. Das hängt von den Möglichkeiten ab, die man bekommt, und ob man sie dann nutzt. Mir fehlt noch eine solche Chance und das wirkt sich natürlich auf mein Selbstvertrauen aus“, sagt der Mallorquiner.

Kein Muskelprotz

Die italienischen Fans haben dem schmächtigen Insulaner oft vorgeworfen, körperlich nicht mithalten zu können. „Klar bin ich kein Muskelprotz und versuche nicht, andere Spieler wegzudrücken. Ich suche lieber eine spielerische Lösung, was mir eher liegt.“ Trotz fünf verschiedener Trainer in Florenz konnte Montiel sich nie durchsetzen.

„Nach der Zeit bei den Jugendmannschaften war es nicht einfach, den Sprung zu den Männern zu schaffen. Der Verein schlitterte in eine Krise, und ich habe auf Einsätze gewartet. Ich versuche, so professionell wie möglich zu sein und im Training immer als Erster mit anzupacken. Wenn sich eine Chance ergibt, wollte ich vorbereitet sein.“ Sein Debüt in der Serie A konnte er zwar 2019 feiern, doch es blieb über die Jahre bei lediglich drei Kurzeinsätzen über insgesamt acht Minuten.

In Portugal fast nur auf der Bank

Montiel versuchte es in Portugal, wo er für ein halbes Jahr an Vitória Setúbal ausgeliehen wurde. Doch auch dort saß er fast nur auf der Bank. Nach einem weiteren Jahr ohne Spielzeit in Florenz machte der Mallorquiner im Sommer zwei Schritte zurück und startete einen neuen Anlauf in der dritten italienischen Liga für Siena. Von Erfolg gekrönt war die Leihe nicht.

„Vier Mal haben sie den Trainer gewechselt. Der Club wurde praktisch auf den Kopf gestellt. Dann kam das Angebot von Atlético Baleares, und ich wollte wieder nach Hause.“ Dass es ausgerechnet der Lokalrivale seines Jugendclubs ist, stört ihn nicht. „Mein Opa ist großer Fan von Atlético Baleares. Der hüpft nun vor Freude im Kreis.“

Werde nicht das Handtuch werfen

Der 21-Jährige kommt in unruhigen Zeiten auf die Insel. In der vergangenen Woche entließ der Club des deutschen Besitzers Ingo Volckmann Trainer Xavi Calm und heuerte Eloy Jiménez an. Unter Calm hatte Montiel regelmäßig seine Minuten bekommen, beim Debüt des neuen Trainers beim 2:1-Sieg gegen Alcoyano am Sonntag (6.3.) waren es wieder nur drei Minuten am Ende. Im Spitzenspiel auswärts beim Tabellenführer Albecete sitzt er am Sonntag (13.3.) womöglich wieder auf der Bank.

Noch ist es zu früh, um über einen Verbleib auf der Insel zu sprechen. Sein Vertrag in Florenz läuft bis 2023. Die Hoffnung auf den Profifußball hat Montiel nicht aufgegeben. „Ich werde nicht das Handtuch werfen. Irgendwo werde ich mein Glück schon finden.“