Vom einzigen Mädchen im Team zur Weltmeisterin: Mallorca-Fußballerin Mariona Caldentey

Spanien hat erstmals den WM-Titel geholt. Einen großen Anteil daran hatte die Spielerin aus Felanitx

Mariona Caldentey nach dem Gewinn des WM-Titels.

Mariona Caldentey nach dem Gewinn des WM-Titels. / Facebook

Manuel Fernández

„Ich weiß nicht, wie weit ich es in der Welt des Fußballs schaffen kann. Ich werde aber darum kämpfen, um ganz groß rauszukommen“, sagte Mariona Caldentey 2009. Damals war die Mallorquinerin aus Felanitx 13 Jahre alt. Heute kann sich die 27-Jährige Weltmeisterin nennen. Mit Spanien hat sie am Sonntag (20.8.) England im Finale 1:0 besiegt. Ihre Teamkolleginnen bezeichnen sie als einen „schweigsamen Star“. Caldentey ist trickreich mit dem Ball, hat ein gutes Taktikverständnis und scheut auch nicht vor der Defensivarbeit zurück.

Früher nur mit Jungs gekickt

Mit fünf Jahren durfte das Mädchen auswählen, welche Sportart es in seiner Freizeit nachgehen möchte. Sie entschied sich für Futsal, die in Spanien sehr populäre Hallenfußballvariante. Ein Jahr später konnte sie ihre erste Trophäe in den Himmel recken. Mit Felanitx gewann sie die spanische Meisterschaft. Sie war das einzige Mädchen im Team.

Bis sie zwölf Jahre alt war, spielte sie zeitgleich in der Futsal-Mannschaft von Manacor und der Fußballmannschaft von Felanitx. Die Eltern hatten kein Problem damit, da die Schulnoten stimmten. Mit zwölf Jahren wurde Caldentey von der Nachwuchsmannschaft von Cide abgeworben. Schon als Kind haben die Trainer das Talent der Angreiferin erkannt. Sie durchlief alle spanischen Junioren-Nationalmannschaften.

Drei Jahre später wechselte Caldentey zum damaligen Vorzeigeclub in Sachen Frauenfußball auf der Insel, Collerense. Beim Club von Palmas Stadtteil Coll d‘en Rebassa spielte sie erstmals in einem reinen Frauenteam. Bereits mit 15 Jahren debütierte sie in der ersten Liga.

Mit Barça alle Titel gewonnen

Wieder drei Jahre später entschloss sich Caldentey, der Insel den Rücken zu kehren und sich dem Spitzenclub FC Barcelona anzuschließen. Damit erfüllte sie nicht nur sich selbst einen Traum, sondern auch ihrem Vater. Ihr Papa gründete 2002 einen Barça-Fanclub in Portocolom. Neben dem Fußball studierte Caldentey Sportwissenschaften. Sie hat oft den Wunsch geäußert, eines Tages als Lehrerin zu arbeiten. In ihrer Freizeit ist sie zudem eine talentierte Klavierspielerin, wie sie in den sozialen Netzwerken zeigt.

Mit dem FC Barcelona hat Caldentey alle möglichen Titel gewonnen. In der Liga sind die Barça-Frauen das Nonplusultra. In den vergangenen vier Jahren holten sie die Meisterschaft, in der Saison 2021/2022 gelang sogar eine perfekte Spielzeit mit 30 Siegen in 30 Spielen. Insgesamt kommt die Mallorquinerin auf fünf Meisterschaften, vier Pokalsiege, drei Superpokalsiege und zwei Champions League-Titel. Dabei zählte sie bei den Katalaninnen meist zum Stammpersonal. „Sie wechselt oft die Positionen, ist viel unterwegs und stets gefährlich“, beschrieb sie Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg früher in einem MZ-Interview.

Viele Verletzungen bremsten sie aus

Auch in der Nationalmannschaft gehört die 27-Jährige mit 58 Spielen zum Stammpersonal. Mit 18 Toren steht sie auf dem siebten Platz der Torjägerliste des spanischen Nationalteams.

Dass es nicht noch mehr Einsätze waren, ist den vielen Verletzungen geschuldet, die die Flügelangreiferin immer wieder aus der Bahn geworfen haben. Zuletzt fehlte sie auch zwei Monate im Frühjahr mit einer Muskelverletzung im Bein.

Trotz allem war ihre Teilnahme an der WM keine Selbstverständlichkeit. Caldentey gehörte zu den 15 Spielerinnen, die im vergangenen September die Mail an den Verband geschickt haben, in der sie sich über Missstände aufregten und verkündeten, nicht weiter für Spanien spielen zu wollen. Anders als ihre Teamkollegin Patricia Guijarro änderte Caldentey ihre Meinung und entschuldigte sich.

Dass sie mit nach Australien fliegen durfte, war wichtig für die Erfolgsgeschichte. Denn im Finale hatte die Mallorquinerin eine zentrale Rolle. Den Siegtreffer bereitete sie vor, zudem holte sie den verschossenen Elfmeter von Jenni Hermoso raus und scheiterte mit einer grandiosen Einzelleistung am 2:0. Nach dem WM-Titel fehlt Caldentey eigentlich nur noch die EM-Trophäe.