Zehn Gründe, warum Sie auf Mallorca Futsal schauen sollten

Palma ist eine Hochburg des Hallenfußballs. Donnerstag und Samstag stehen wieder Champions- League-Spiele an

Mallorca Palma Futsal in den grünen Trikots spielte äußerst diszipliniert.

Mallorca Palma Futsal in den grünen Trikots spielte äußerst diszipliniert. / Manu Mielniezuk

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Futsal hat in Deutschland ähnlich viel Sex-Appeal wie Oberhausen. Erst vor zwei Jahren begann der deutsche Fußballbund damit, eine Bundesliga auszutragen. Die meisten Sportfans verwechseln die Hallenfußballvariante mit dem sogenannten Budenzauber, bei dem Großfeldfußballer im Winter bei Hallenturnieren Tricks zeigen. In Spanien, und vor allem auf Mallorca, ist das anders. In Palma wird noch am Donnerstag (30.11.) und Samstag (2.12.) die zweite Champions-League-Hauptrunde ausgetragen. Das ist ein guter Moment, um dem Sport näherzukommen.

1. Chancen am laufenden Band

Das wohl beliebteste Argument aller Fußball-Gegner. Ein 0:0 zwischen Real Mallorca und Getafe ist genauso spannend, wie am Telefon in einer Warteschleife zu stecken. „Im Futsal gibt es hingegen Chancen im Minutentakt“, sagt José Tirado, Sportdirektor beim amtierenden Champions-League-Gewinner Palma Futsal. „Das Spiel ist viel dynamischer.“ Anders als im Handball fallen die Tore aber auch nicht inflationär, sind somit weiter etwas Besonderes. „Wenn der Fußball der Königssport ist, ist Futsal der Prinz. Hinter den Fußballern und Basketballern stehen wir in der Beliebtheit auf dem dritten Platz. Die spanische Futsal-Liga ist die beste der Welt“, sagt Tirado.

2. Druck machen

Nicht immer geht es beim Futsal hin und her. Wie beim Eishockey ist ein Powerplay möglich. Dafür agiert der Torwart als zusätzlicher Feldspieler. „Der Druck kesselt den Gegner ein. Es ist ein hohes Risiko, denn bei Ballverlust ist das eigene Tor leer“, sagt Tirado. Früher war es quasi die Brechstange im Futsal, wenn eine Mannschaft kurz vor Spielende in Rückstand liegt und dringend ein Tor braucht. „Heute ist es eine legitime Strategie, die ab der ersten Minute angewandt wird.“ Besonders Palmas Trainer Antonio Vadillo ist bekannt dafür.

Bei den Heimspielen von Palma Futsal kocht die Halle von Son Moix.  | FOTO: MANU MIELNIEZUK

Bei den Heimspielen von Palma Futsal kocht die Halle von Son Moix. | FOTO: MANU MIELNIEZUK / Ralf Petzold

3. Weltreise spielen

Lubawa, Olmissum und Hit klingen nicht sonderlich nach Champions League. Das lässt sich nicht abstreiten. Allerdings handelt es sich bei den Gruppengegnern von Palma um die Meister aus Polen, Kroatien und der Ukraine. Mit Ausnahme von Hit, die aus Kiew kommen, sind es kleine Dörfer. „Ich musste auch erst einmal in den Atlas schauen“, gibt Tirado zu. Im nordpolnischen Lubawa (Löbau auf Deutsch) wohnen 10.000 Menschen, im südkroatischen Omiš 14.000. „Futsal ist ein Sport für kleine Städte. In Spanien ist Palma der einzige Futsal-Club, der unabhängig von einem großen Verein in einer Großstadt beheimatet ist, in der es einen Fußball-Erstligisten gibt.“

4. Wenig Kommerz

Dass die Osteuropäer so gut im Hallenfußball sind – und die großen Fußballnationen Deutschland oder England so schlecht – liege an den Investitionen. Geld regiert die Welt. Doch ganz so kommerziell wie der Fußball ist der Futsal noch nicht. „Ein Spieler eines normalen Erstligisten verdient um die 40.000 Euro im Jahr. Es ist ein normaler Job, von dem sie gut leben können“, sagt der Sportdirektor. Natürlich gibt es Ausnahmen. Bei Barça kann ein Star auch mal 500.000 Euro im Jahr verdienen. Dass nicht die ganz so großen Summen fließen, ermöglicht günstigere Ticketpreise. Die Eintrittskarten für die Champions League in Palma kosten 15 Euro pro Turniertag, 30 Euro für alle drei Tage (Tickets gibt es unter palmafutsal.com).

5. Spieler zum Anfassen

Da die Spieler keine Millionäre sind, sind sie für die Fans noch greifbarer. „Bei uns bekommt eigentlich jeder Zuschauer sein Foto oder Autogramm von einem Spieler“, versichert José Tirado.

Palma Futsal ist amtierender Champions-League-Sieger.  | FOTO: DM

Palma Futsal ist amtierender Champions-League-Sieger. | FOTO: DM / Ralf Petzold

6. Party in der Halle

„Real Mallorca hat uns schon öfter gefragt, wie wir die gute Stimmung hinbekommen“, berichtet der Sportdirektor. Palma Futsal hat 3.500 Mitglieder, 1.500 davon sind auch Mitglied bei RCD. Doch während die Fans bei Real Mallorca so enthusiastisch sind wie Roland-Kaiser-Groupies bei einem Rammstein-Konzert, feiern sie bei Palma Futsal wie 20-Jährige im Bierkönig beim Peter-Wackel-Auftritt. Die Liga wählte die Fans in der vergangenen Saison zum besten Anhang Spaniens. Die volle, enge Halle lädt dazu ein, mitzufiebern.

7. Top-Spiele in Palma

Palma erhielt den Zuschlag für die Austragung der Champions League konkurrenzlos. „Das ist mit Kosten verbunden. Zudem muss die Organisation in 20 Tagen erledigt werden. Nicht viele Vereine sind so verrückt und bürden sich die Arbeit auf“, sagt José Tirado, der Palma auch das zweite Jahr in Folge als Austragungsort für das Finale vorschlagen will. Zu einzelnen Spielen gibt es meist noch Tickets. Eine Dauerkarte zu bekommen, ist fast unmöglich. „Wir können leider nicht noch mehr Saisontickets verkaufen“, so Tirado.

8. Die letzte Minute

Wie eigentlich in allen Sportarten wird es gen Ende besonders spannend. „Die letzte Minute ist im Futsal meist verrückt. Es kann alles passieren“, sagt Tirado. Ist der Ball im Aus, wird die Uhr gestoppt. Die letzten 60 Sekunden ziehen sich dann episch in die Länge.

9. Die besseren Kicker

Der Ball ist im Futsal kleiner als im Fußball und springt weniger. „Ein Futsaler käme besser auf dem Großfeld zurecht als andersherum“, ist sich José Tirado sicher.

10. Hilfsbereiter Club

Palma Futsal leitet eine Stiftung, die anderen Sportarten, etwa den Wasserballern und den Turnern, unter die Arme greift. 300 Sportler umfasst das Netzwerk derzeit.

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