US-Trendsport Pickleball erreicht Mallorca: Was ist das eigentlich?

Die Nadal Academy eröffnet einen ersten Platz und lädt gleich zum Turnier. Dabei kommt die Tennis-Variante nicht zufällig ein wenig als Freizeitsport daher

Maribel Nadal und Carlos Alberto Pérez durften das neue Feld in der Nadal Academy erstmals bespielen.

Maribel Nadal und Carlos Alberto Pérez durften das neue Feld in der Nadal Academy erstmals bespielen. / Nadal Academy

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Man nehme einen Cocktail-Mixer und werfe hinein: eine große Portion Tennis, ein wenig Pádel, Badminton und Tischtennis, einen Schuss Unihockey und noch etwas Volleyball. Das Ergebnis nennt man nach einer Kuriosität im Rudern. Noch ein Schirmchen drauf und fertig ist Pickleball. Die eigentlich gar nicht so junge, aber erst in den vergangenen Jahren langsam populär werdende Sportart erreicht Mallorca. Die Rafa Nadal Academy in Manacor hat den ersten Pickleball-Platz der Insel eröffnet, Turnier-Premiere ist von Freitag (8.12.) bis Sonntag.

Wie Pádel werde Pickleball mitunter ein wenig als „Rentnersport“ belächelt, erzählt Carlos Alberto Pérez. Der Spanier gehört zu den besten Spielern des Landes und durfte gemeinsam mit Nadals Schwester Maribel die erste Partie auf dem neuen Platz bestreiten. Auch beim Turnier ist er dabei. Der frühere Drittliga-Fußballer leitet heute eine Fußballschule im Madrider Vorort Getafe. „Nach meinem Karriereende 2015 suchte ich nach einem neuen Kick“, sagte der 45-Jährige. Zuerst versuchte er sich im Pádel. Dort fragte ihn ein Freund, ob er nicht mal Pickleball versuchen wollte. „Es ist ein relativ einfacher Sport, der Spaß macht. Da es leicht zu lernen ist, pfeffert man den Schläger nicht weg“, bestätigt Pérez ein Stück weit die Vorurteile.

Wie Pickleball durch einen Zufall entstand

Der US-amerikanische Politiker Joel Pritchard erfand den Sport 1965 gemeinsam mit zwei Freunden, da er etwas suchte, um seine Kinder in den Sommerferien zu beschäftigen. Ein Badminton-Platz war vorhanden, in der Garage fanden sich Tischtennisschläger und ein Unihockeyball – das sind die hohlen Plastikkugeln mit den Löchern. Die Väter probierten es und befanden das Spiel für unterhaltsam. Da der Ball gut auf dem Boden aufsprang, konnte das Netz unten aufgespannt werden. Pickleball war erfunden. Der Name geht auf das pickle boat (Gurken-Boot) zurück, wie im Rudern das letzte Boot genannt wird, das die Ziellinie erreicht. Laut der offiziellen Pickleball-Website gibt es in den USA derzeit knapp neun Millionen Spieler. In Deutschland ist es seit 2014 eine anerkannte Sportart.

Was so in der Garage liegt

Was so in der Garage liegt / Ralf Petzold

Das sind die Grundzüge des Spiels

„Gespielt wird im Einzel oder Doppel auf einem Feld mit Badminton-Maßen“, sagt Pérez. Hinter dem Netz ist eine horizontale Linie. „Zwischen Netz und Linie ist es nicht erlaubt, den Ball volley zurückzuspielen“, sagt der Madrilene. Ansonsten sind die Regeln wie beim Tennis. Der Ball wird diagonal aufgeschlagen und darf ein Mal auf dem Boden aufkommen. „Anders als beim Tennis hat der aufschlagende Spieler eher ein Nachteil, da er später ans Netz kommt.“ Dabei ist es wichtig, seinen eigenen Aufschlag durchzubringen. Denn wie früher beim Volleyball gibt es nur dann einen Punkt, wenn man zuvor aufgeschlagen hat. Der Ballwechsel wird gewonnen, wenn der Gegner den Ball ins Aus oder Netz spielt, ihn mehrfach springen lässt oder gegen die Volleyregel verstößt. „Gespielt wird üblicherweise bis elf oder 15 Punkte“, sagt Pérez. Da die Sportart in Europa noch sehr jung ist, wechseln die Regeln schnell.

In den USA durchaus lukrativ

„Es ist ein sozialer Sport. Meine Frau und Töchter spielen auch. Mangelndes Talent kann man mit Einsatz wettmachen“, sagt der Profi. In Spanien gehört Pickleball zum Tennisverband. Eine eigenständige Verbandsstruktur gibt es noch nicht. „Es wäre schön, wenn wir in Zukunft eine Turnierserie bekommen könnten“, sagt Pérez. Derzeit geht es bei den Wettkämpfen „nur“ um Preisgelder. In Europa können von dem Sport noch keiner leben.

Anders sieht es in den USA aus. Dort verdienen die Pickleball-Stars sechsstellige Beträge im Jahr. Der Mallorquiner Jaume Martínez, der mit einem Tennisstipendium vor zehn Jahren nach Hawaii auswanderte, war von den Summen derart angetan, dass er binnen vier Monaten umschulte. Und vielleicht steht ja auch Rafael Nadal – von wegen Eintritt in den Ruhestand – eines Tages ab und an auf seinem Pickleball-Platz.

Abonnieren, um zu lesen