Länderspiel auf Mallorca: Was Sie alles zur Generalprobe der Spanier vor der EM wissen müssen

Spaniens Nationalmannschaft tritt am Samstag in Palma gegen Nordirland an

Die Spanier spielen am Samstag auf Mallorca.

Die Spanier spielen am Samstag auf Mallorca.

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Carles Puyol, Xavi, Iniesta, Fernando Torres, Sergio Ramos – die spanische Nationalmannschaft strotzte in den vergangenen beiden Jahrzehnten nur so vor großen Namen. Das ist nun ein wenig vorbei. Die Suche nach dem Star des Teams von Nationaltrainer Luis de la Fuente (ebenfalls kein sonderlich bekannter Name im Weltfußball) ist knifflig. „Gefühlt sind 78 Spieler von Real Sociedad in der Selección, von denen man im Anschluss nicht mal weiß, ob sie mitgespielt haben“, drückt es der spanische Influencer Brioche aus. Auf Mallorca kann man sich am Samstag (8.6.) ein Bild von der Truppe machen. Spanien trifft in der Generalprobe für die EM im Stadion von Son Moix auf Nordirland. Anpfiff ist um 21.30 Uhr. Karten gibt es online unter rfef.es noch für 43 bis 73 Euro je nach Kategorie.

Die Nationalmannschaft kommt am Freitag auf der Insel an. Am selben Tag ist Deadline für die Bekanntgabe des EM-Kaders. Luis de la Fuente muss aus der 29 Spieler umfassenden vorläufigen Liste drei Namen streichen. Es wird erwartet, dass der Nationaltrainer darüber bei einer Pressekonferenz am Freitagabend berichten wird. Wo die Fußballer die Nacht in Palma verbringen, ist nicht bekannt. Auch nach dem Testspiel geht es erst mal ins Hotel zurück. Von Mallorca aus fliegt das Team am Sonntagnachmittag direkt nach Stuttgart. Im Fünf-Sterne-Hotel „Der Öschberghof“ in Donaueschingen beziehen die Spanier ihr EM-Quartier. Trainiert wird dort auf dem Platz des FC Aasen. Spanien startet am Samstag darauf in Berlin gegen Kroatien ins Turnier. Die anderen beiden Gegner in der Vorrunde lauten Italien und Albanien. Die Italiener sind amtierender Europameister, die Kroaten WM-Dritte. Es ist sozusagen die Todesgruppe, in der Albanien als Letzter erwartet wird.

Der Trainer

Álvaro Morata (mit dem orangen Leibchen) ist zwar Kapitän, bei den Fans aber umstritten.  | FOTO: MOYA

Trainer Luis de la Fuente. / EFE

De la Fuente übernahm 2022 nach dem Achtelfinal-Aus der Spanier bei der WM in Katar den Posten von Luis Enrique. Der 62-Jährige aus der Region La Rioja war in den 80er-Jahren zwei Mal Meister mit Athletic Bilbao. Zudem weiß er, wie sich die EM-Trophäe anfühlt. 2015 gewann er das Turnier mit der U19, 2019 mit der U21. Mit den Herren holte er den Titel in der Nations League, deren Bedeutung seit der Einführung 2018 aber noch nicht sonderlich gestiegen ist.

Der Nationaltrainer gab bei dem Skandal um den früheren Verbandschef Luis Rubiales, der mit seinem Kuss auf den Mund der Spielerin Jenni Hermoso und obszönen Gesten beim WM-Sieg der Frauen eine Sexismusdebatte auslöste, keine gute Figur ab. Bei einer Rede, bei der Rubiales einen Rücktritt ausschloss, spendete de la Fuente Applaus. Er entschuldigte sich im Anschluss dafür, wollte aber ebenso wenig zurücktreten. Anders als sein Chef durfte er seinen Job behalten.

Die Spieler

„Der Anführer ist das Team. Die individuelle Qualität muss der Mannschaft dienen“, sagte de la Fuente bei der Vorstellung des vorläufigen Kaders. Auffällig ist, dass der Trainer auf sogenannte Altstars verzichtet und blutjungen Talenten den Vorzug gibt. Für den Mallorquiner Marco Asensio war da kein Platz. „Ich bewundere ihn, will mich aber nun auf die Spieler konzentrieren, die ich ausgewählt habe“, sagte de la Fuente dazu. „Ich erwarte von den jungen Leuten, dass sie ihr Potenzial zeigen.“

Der mittlerweile 28 Jahre alte Asensio ist seit mehreren Saisons auf dem absteigenden Ast. Hatte der Flügelangreifer bei Real Madrid schon Probleme, sich einen Stammplatz zu erkämpfen, ist die Lage nach seinem Wechsel zur Weltauswahl von Paris Saint-Germain noch prekärer. Wie bei ihm üblich, bremsten ihn immer wieder Verletzungen aus. Meist blieb dem Mallorquiner nur ein Platz auf der Bank.

Angetrieben wird die spanische Mannschaft mit Dani Carvajal und dem Leverkusener Alejandro Grimaldo von zwei sehr offensiven Außenverteidigern. Das Herzstück im Mittelfeld ist Rodri von Manchester City. Auf der offensiven Dreierreihe hinter der einzigen Spitze haben die Spanier die größte Qualität. Dani Olmo (RB Leipzig), Nico Williams (Athletic Bilbao) und Lamine Yamal (FC Barcelona) wirbeln dort. Besonders Letzterer ist trotz seiner erst 16 Jahre der große Hoffnungsträger. Schmal auf der Brust sind die Spanier im Sturm. Dort läuft Kapitän Álvaro Morata auf, der Mario Gómez des spanischen Fußballs. Er ist ein Mix aus Pausenclown, Totalausfall und Weltstar. Ein Spieler, bei dem sich die Geister scheiden. Für viele Fans steht er stellvertretend für die schwachen Leistungen bei den vergangenen großen Turnieren. Wenn Álvaro Morata auf John Lennon geschossen hätte, wäre der Beatle heute 83 Jahre alt, lautet ein bekannter Witz. „Null Zweifel“ habe der Trainer hingegen an seinem Angreifer.

Der Gegner

Die Nordiren waren bei ihrer ersten und bislang einzigen EM-Teilnahme 2016 der große Publikumsliebling mit dem Song „Will Grigg’s on Fire“, einer umgedichteten Variante von „Freed from Desire“ rund um den Angreifer, der letztlich keine Minute spielte. Diesmal schafften sie die Qualifikation nicht. Ein wirklich bekannter Name fehlt in der Mannschaft.

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