Es gab eine Zeit, lange bevor Müllvermeidung, Recycling und Umweltbewusstsein Modeworte wurden, da gab es viel weniger Flaschenmüll auf Mallorca. Ob Milch oder Wein, die Flaschen wurden selbstverständlich wieder eingesammelt oder zurückgegeben. Sie wurden gespült und neu befüllt. Damals war das für die Betriebe günstiger, als neue zu kaufen. Inzwischen gibt es Milch im Normalfall nur im Tetrapak und die Weinflasche landet im besten Fall im Glasmüll. Der wird dann aufs Festland geschafft und dort eingeschmolzen, um neue Flaschen herstellen zu können, die dann wieder auf die Insel geschafft werden müssen. Aus ökologischen Gesichtspunkten, gelinde gesagt, nicht die beste Lösung.

Wo auf Mallorca jetzt schon recycelt wird

Anders läuft es bei Toni Oliver. Sein Weingut Bodegues Oliver in Binissalem recycelt nach eigenen Angaben etwa 95 Prozent der Flaschen. Eine so hohe Zahl schafft der Winzer deswegen, weil die meisten seiner Kunden Hotels und Restaurants sind, die schon lange mit ihm zusammenarbeiten. Sie zahlen einen geringeren Preis, wenn sie ihm die Flaschen wieder zurückgeben. „Für die Betriebe ist es eigentlich keine zusätzliche Arbeit“, sagt er. Statt die Flaschen wegzuschmeißen, sammeln die Mitarbeiter sie in Plastikkisten. Wenn dann Oliver die neuen Flaschen liefert, holt er die alten wieder ab. So mancher möglicher Kunde ist trotzdem zurückgeschreckt. „Sie kaufen günstigere Weine vom Festland und müssen dann nicht das Glas lagern, sondern können es einfach wegschmeißen“, erklärt Oliver.

In seinen Augen war es eine falsche Entwicklung, dass fast alle Weingüter dazu übergegangen sind, ihre Flaschen nur einmal aufzufüllen. Jetzt, wo immer mehr Menschen sich umweltbewusster verhalten wollen, ist das Rad nur schwer zurückzudrehen. Die meisten Weingüter verwenden zum Beispiel Etiketten, die sich nur schwer abwaschen lassen. Zum Wiederauffüllen braucht es anderes Papier, anderen Kleber, andere Maschinen. Alles müsste neu gedacht werden. „Früher hatte jeder seine eigene ‚Waschmaschine‘ für die Flaschen, wer sich jetzt eine neue kaufen will, muss dafür 700.000 Euro zahlen“, sagt der Winzer. Bei Bodegues Oliver verwenden sie eine 35 Jahre alte Maschine. Wenn die den Geist aufgibt, muss wohl auch er damit aufhören, seine Flaschen einzusammeln.

Umweltstiftung plant ein eigenes Projekt mit Weinflaschen

Damit das nicht passiert und damit Oliver in Zukunft nicht die Ausnahme bleibt, hat die katalanische Umweltstiftung Rezero das Projekt Rewine gestartet. Die Idee dahinter ist, große Spülanlagen und ein Pfandsystem zu schaffen. Auch auf Mallorca. Es soll ähnlich funktionieren wie bei Bierflaschen in Deutschland. Der Kunde würde beim Kauf einige Cent Pfand bezahlen und später zurückbekommen.

Die Flaschen der teilnehmenden Bodegas sollen dann zusammen in der Spülanlage gewaschen und danach von den Weingütern abgeholt und neu befüllt werden. Bei einem Pilotprojekt in Katalonien stellten die Umweltschützer fest, dass eine Flasche mit diesem System bis zu acht Mal verwendet werden kann. Dadurch würden der Rechnung von Rezero nach pro Flasche etwa zwei Kilogramm Kohlenstoffdioxid gespart. „Besonders gut funktioniert das System, wenn die Wege kurz sind – auf Mallorca ist das der Fall“, sagt die Balearen-Chefin von Rezero, Roser Badia. Bis Re-wine startet, braucht es aber noch Gelder und Zeit. Badia rechnet mit bis zu sechs Jahren.

Wer jetzt schon seine Weinflasche recyceln will, kann bei der Bodega seines Vertrauens nachfragen, ob sie noch Flaschen selbst spülen. In den meisten Fällen ist das allerdings nicht so. Neben Bodegues Oliver hat auch Vins Ca’n Novell in Binissalem ein eigenes Recyclingsystem. Andere Weingüter mit Flaschenrückgabe sind der Redaktion nicht bekannt.

Sammelstelle für Korken

Auch die Korken lassen sich recyceln: Die Bar Moltabarra in Palma (Carrer del Pes de la Farina, 12) sammelt Korken, die dann von der Firma Recycled Cork abgeholt werden und beispielsweise als ökologisches Dämmmaterial im Wohnungsbau Wiederverwendung finden.

Weinflaschen zu Hause recyceln

Ansonsten lässt sich mit Weinflaschen prima basteln. Mit Holzbrettern und mehreren Flaschen lassen sich etwa Tische oder Regale bauen. Oder man fertigt daraus Leuchten an. Dazu muss das untere Randstück abgetrennt werden: Vorsichtig einen Kreis an der Stelle einritzen, die abbrechen soll und diesen erhitzen (eine Kerze ist dafür ausreichend). Dann die Flasche in kaltes Eiswasser halten. Diesen Vorgang so oft wiederholen bis der eingeritzte Teil abgefallen ist. Die Bruchstelle muss dann noch abgeschmirgelt werden. Viele weitere Ideen für DIY-Deko finden sich im Internet.

Kontakte für nachhaltigen Weingenuss:

Bodegues Oliver:

C/. del Canonge Barceló, 8 (Binissalem)

Tel.: 971-51 11 55

Mo–Fr 7–15 Uhr.

Ca‘n Novell:

C/. Bonaire, 17

Tel.: 971-51 13 10

Mo–Mi, Fr 8–13 Uhr u. 15–18 Uhr, Do 8–13 Uhr, Sa 8–14 Uhr

Rezero:

www.rezero.cat

Tel.: 680-82 12 44