Mallorca Zeitung

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Warum es auf Mallorca keine Handhabe gegen das Verbrennen von Gartenabfällen gibt

Spaniens Zentralregierung hatte die Kokelei eigentlich im April untersagt. Doch nun kommt ein neues Gesetz. Und auf der Insel hält man ohnehin nichts von einem Verbot

Gartenabfälle verbrennen ist in der nächsten Zeit auf Mallorca nur mit Genehmigung möglich. DM

Immer wenn die Tage kürzer und kühler werden, wird auf Mallorca gezündelt. Im Herbst beginnen die Landwirte, aber auch die Privatleute mit größeren Grundstücken auf der Insel damit, Gartenabfälle zu verbrennen. Vor allem über Talkesseln, wie dem Orangental von Sóller, hängen die Rauchschwaden dann stundenlang am Himmel. Die Luftqualität wird messbar schlechter und kann die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner im Umkreis beeinträchtigen.

Um das zu verhindern, hat die spanische Zentralregierung im April dieses Jahres ein Gesetz verabschiedet, das unter anderem das Verbrennen von Gartenabfällen verbieten sollte. Auf den Balearen wird es allerdings gar nicht erst zur Anwendung kommen, weil die Landesregierung mit einer Direktive dagegengesteuert hat. Und auch in den anderen Regionen wird das Verbrennen nach derzeitigem Stand nur bis Ende des Jahres verboten sein.

Plagen sollen so bekämpft werden

Die Landesregierung hat am 6. August im balearischen Gesetzesblatt die Entscheidung veröffentlicht, dass auf den Inseln Gartenabfälle weiterhin verbrannt werden dürfen – aus Gründen der Plagenbekämpfung, wie es heißt. Vor allem das Feuerbakterium, die sogenannte Xylella fastidiosa, soll mit dieser Anordnung zurückgedrängt werden.

Einzige kleine Hürde für die Gartenbesitzer: Die Feuer müssen angesichts des neuen Gesetzes offiziell bei der Regierung angemeldet werden. Das Landwirtschaftsministerium ist zuständig, wenn das Feuer mehr als 500 Meter von einem bewaldeten Gebiet stattfinden soll. Befindet sich die Feuerstelle weniger als 500 Meter von einem solchen Ort entfernt, ist das Umweltministerium für die Genehmigung zuständig.

Verbrennung auf Antrag

In der Praxis ändert sich für diejenigen, die Gartenabfälle verbrennen, auf den Inseln nicht viel. Zwar müssen sie ab sofort den Antrag auf eine Genehmigung ausfüllen und dort unter anderem angeben, wo genau sich das Grundstück befindet und was verbrannt werden soll. Doch laut Martina Ramis, der Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums, wurde bisher kein einziger Antrag abgelehnt. Die schiere Anzahl der Anträge macht es für das Ministerium schon kompliziert, überhaupt mit den Genehmigungen nachzukommen. „In der vergangenen Woche sind bei uns täglich rund 40 Anträge eingegangen“, sagt die Sprecherin.

Ramis lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass sie wenig von der Anordnung aus Madrid hält. Zumal ab 2023 ohnehin wohl wieder die alten Regeln gelten. Im Januar will die Zentralregierung ein neues Landwirtschaftsgesetz verabschieden. In dem Entwurf war das Verbot des Verbrennens von Gartenabfällen zunächst vorgesehen. Allerdings wurde dieser Aspekt nach einer Eingabe der Parteien PDeCat und Ciudadanos im Kongress abgelehnt. Außer der Regierungskoalition aus Sozialisten und der Linkspartei Unidas Podemos stimmten alle anderen Parteien gegen das Verbot.

Für den Boden äußerst schädlich

Ab dem Moment, in dem das neue Landwirtschaftsgesetz in Kraft tritt, ist somit das Verbrennen der Gartenabfälle wieder im ganzen Land ohne Genehmigung erlaubt. Die Sprecherin des balearischen Landwirtschaftsministeriums erwartet nicht zuletzt deshalb keine sonderlich strengen Kontrollen in den kommenden Monaten. Für von Rauchschwaden geplagte Anwohner auf Mallorca dürfte sich zumindest in absehbarer Zeit somit nichts ändern, die Luftqualität in einzelnen Orten wird auch weiterhin miserabel sein, wenn mehrere Feuer gleichzeitig lodern.

Diese Tatsache, aber auch den schädlichen Effekt der Zündelei für den Boden bedauert die Vereinigung ökologischer Landwirtinnen und Landwirte auf Mallorca (APAEMA). Miquel Serra ist Sachbearbeiter bei APAEMA und erklärt gleich im ersten Satz, warum er das Verbrennen der Gartenabfälle ablehnt. „Das Problem dabei ist vor allem, dass der Boden auf Mallorca wenig fruchtbar ist und eigentlich mit Biomasse gedüngt werden müsste, um leistungsfähiger zu werden.“

Häcksler wären die Lösung

Diese Möglichkeit nehme man dem Boden dadurch, dass man die Reste von Bäumen und Sträuchern verbrenne, anstatt sie an Ort und Stelle auf dem Boden zu verteilen. Viel sinnvoller sei es, die Gartenabfälle in Häckslern zu zerkleinern und die Biomasse über dem Boden zu verteilen. „Aber das ist natürlich viel teurer, als die Abfälle zu verbrennen“, gibt Miquel Serra zu bedenken. Die Landwirte müssten sich erst einmal einen solchen Häcksler kaufen.

Zwar gebe es Subventionen für die Anschaffung, erklärt die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums, aber auch Bauernverbände sprechen von hohen Kosten, die in Zeiten stark steigender Inflation nicht zu schultern seien. Zumal an vielen Stellen, so etwa in starken Hanglagen, die Häcksler gar nicht eingesetzt werden könnten. „Viele professionelle Landwirte haben sich in den vergangenen Jahren Häcksler gekauft“, sagt Miquel Serra. Aber die meisten privaten Fincabesitzer bevorzugten die althergebrachte Methode.

Noch – so hofft man bei APAEMA. Denn zum einen sei durchaus ein Bewusstseinswandel festzustellen, wie Serra sagt: „Den jüngeren Leuten ist klar, dass das Verbrennen keine umweltverträgliche Methode ist. Die älteren Generationen werden sich allerdings nicht mehr ändern.“ Und zum anderen gibt es ab dem Inkrafttreten des neuen Landwirtschaftsgesetzes immerhin einen Anreiz, die Abfälle nicht mehr zu verbrennen: Aus europäischen Mitteln werde es Geld pro Hektar selbst hergestellter Biomasse geben, erklärt die Sprecherin des Ministeriums. Das könnte zumindest mittelfristig das Problem lösen.

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