Finanzspritze für den krisengebeutelten Reiseveranstalter Tui: Die mallorquinische Hotelkette Riu hat den im Mai angekündigten Kauf von Anteilen an 19 Tui-Hotels vollzogen. In einer der größten Transaktionen in der Tourismus-Branche in den vergangenen Jahren ist Riu nun zu 100 Prozent Anteilseigner der Hotels. Zuvor hatte Tui jeweils 49 Prozent der Anteile gehört. Die von dem Abkommen betroffenen Hotels befinden sich nicht auf Mallorca, sondern auf den Kanaren (7), Andalusien (1), Mexiko (4), Panama (2), Dubai, Miami, Bahamas, Dominikanische Republik und Portugal.

Riu musste für die Transaktion einen Kredit der CaixaBank in Höhe von 825 Millionen Euro aufnehmen. 670 Millionen Euro flossen direkt an Tui für den Ankauf der Anteile an den bereits bestehenden Häusern. Der restliche Betrag ist für zwei neue Hotelprojekte gedacht, die derzeit in Mexiko und im Senegal ausgeführt werden und die ebenfalls Hand in Hand mit Tui geplant waren.

Nur der Besitz der Immobilien geht dabei vollständig an die Familie Riu, Management und Betrieb bleiben wie bisher in gemeinschaftlicher Hand der beiden seit Jahren miteinander verschränkten Konzerne. Das Management der weltweit an die 100 Hotels von Riu und Tui werde weiterhin in einem "50:50-Joint Venture" betrieben, hieß es bereits Ende Mai in einer Tui-Pressemitteilung. In dieser gemeinsamen Gesellschaft, die 1993 gegründete RIUSA II S.A., lägen auch zukünftig Management und Vertrieb aller Riu Hotels und Resorts weltweit - auch der 21 Immobilien, die künftig vollständig in den Besitz der Familie Riu gehen.

Sowohl Riu als auch Tui erklärten den Deal damit, dass die neuen Besitzverhältnisse besser zu ihren Geschäftsmodellen passten. Bei Riu, einem trotz der Größe familiär geführten Unternehmen, legt man viel Wert auf Hotels im eigenen Besitz. Tui dagegen will sich stärker auf den Betrieb der Unterkünfte konzentrieren und nicht mehr Eigentümer von Hotels sein.

Auslöser der Transaktion dürfte aber die Coronakrise sein: Riu hatte im vergangenen Jahr gegenüber 2019 rund 60 Prozent der Umsätze eingebüßt, viele Hotels waren einen Großteil des Jahres geschlossen. Bei Tui wuchs der Schuldenberg von 900 Millionen auf 6,4 Milliarden Euro an. Branchenkenner gehen davon aus, dass Tui durch die Transaktion nun eine Atempause von gerade mal etwa zwei Monaten bekommt. /jk/tg