Tourismus auf Mallorca: Wenn die Urlaubermassen bereits im Mai die Einheimischen nerven
Die Insulaner stöhnen schon jetzt unter der Zahl der Urlauber, speziell die in Sóller. Auf der Insel formiert sich Protest
Wenn sie für die rund fünf Kilometer zwischen Port de Sóller und Sóller mehr als 45 Minuten Fahrzeit benötigen, dann haben selbst die geduldigsten Mallorquiner die Schnauze voll. So geschehen an den Brückentagen rund um den 1. Mai. Der Urlauberansturm samt dazugehöriger Blechlawine auf das idyllisch gelegene Städtchen Sóller hatte vergangene Woche die Debatte um eine Überfüllung der Insel noch vor dem Beginn der eigentlichen Hauptsaison hochkochen lassen.
Und der Ort wird am kommenden Montag (13.5.) wohl noch mehr aus allen Nähten platzen, wenn das Volksfest „Es Firó“ ansteht, die nachgestellte Piratenschlacht zwischen Mauren und Christen im Jahr 1561. Los geht es mit dem Programm um 15 Uhr im Ortszentrum.
Zusätzlich kam es auch an anderen Orten, wie etwa auf der Halbinsel Formentor oder bei Sa Calobra – hier noch verstärkt durch einen Fahrzeugbrand – zu langen Staus durch Busse, Autos und zahlreiche Radfahrer.
Anwohner organisieren Protest
Speziell in Sóller formierte sich rasch Protest gegen die Überfüllung. Genervte Anwohnerinnen und Anwohner veranstalteten eine Kundgebung auf der Gran Vía. Ungefähr 100 von ihnen trafen sich dann am Dienstagabend (7.5.) im Sitzungssaal des Rathauses, um ihre Forderungen gegenüber der Gemeinderegierung zu formulieren, darunter etwa Anwohnerparkzonen oder beschränkte Gebiete, in die nur Anwohner fahren dürfen.
Drei Wochen wollen die Bürger der Gemeinde ihrer Verwaltung Zeit geben, um Lösungen zu präsentieren. Bürgermeister Miquel Nadal versprach unter anderem bereits Abhilfe und forderte seinerseits die Verkehrsbehörde DGT auf, Sofortmaßnahmen gegen den regelmäßigen Verkehrskollaps in die Wege zu leiten.
"Politik der Eindämmung"
Der Unmut über die Urlaubermassen hat dazu geführt, dass das Thema einmal mehr auf der politischen Agenda gelandet ist. Selbst die konservative Ministerpräsidentin Marga Prohens sagte am Dienstag (7.5.) im Balearen-Parlament, man müsse eine „Politik der Eindämmung“ fahren und mittel- und langfristig über das Tourismusmodell nachdenken.
Einen Tag später sprach Prohens dann das erste Mal überhaupt davon, dass "eine Grenze erreicht" sei. Üblicherweise steht die Volkspartei PP dem Tourismus eher aufgeschlossen gegenüber, der Protest formiert sich auf Mallorca vor allem im linken und regionalistischen Lager.
Kundgebung geplant
Dort bringen sich die Aktivisten bereits in Stellung. Für den 17. Mai plant die Vereinigung mehrerer Bürgerinitiativen „Menys Turisme més vida“ (Weniger Tourismus, mehr Leben) eine Versammlung, um eine Großkundgebung zu organisieren – ganz nach dem Vorbild der Kanaren, wo vor wenigen Wochen Zehntausende auf die Straße gegangen waren, um gegen ein auch dort wenig nachhaltiges Tourismusmodell zu protestieren.
Die Plattform „Fòrum de la Societat Civil“ veranstaltet am 26. Juni einen Kongress zum Thema und will dort unter anderem fordern, die Zahl der Gästebetten auf Mallorca zu senken.
Mallorquiner fühlen sich verstoßen
Viele Mallorquiner fühlen sich von ihrer Insel verstoßen. Das zeigt unter anderem eine Videokampagne einer Gruppierung aus Sencelles. In kurzen Clips melden sich Insulaner zu Wort, die darlegen, dass sie kurz davor sind, die Insel verlassen zu müssen, sollten die Preise für Wohnraum im Zuge des Urlauberbooms weiter ansteigen.
Dem Run auf Mallorca tut das keinen Abbruch. Die angebotenen Sitzplätze der Airlines nach Mallorca wachsen in diesem Jahr nach Angaben des Thinktanks Mabrian noch einmal an. 33,2 Millionen Sitzplätze zwischen dem 31. März und dem 27. Oktober bedeuten 8,3 Prozent mehr als im selben Zeitraum 2023. Allein aus Deutschland sind in der Hauptsaison 10,5 Prozent mehr Sitzplätze programmiert als im Vorjahr.
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