"Ich hoffe, dass diese klugen Leute vielleicht die eine oder andere konstruktive Idee haben"

Mit dem Journalisten Michael Bröcker als Neuzugang startet in Palma die 7. Ausgabe des Wirtschaftsforums Neu Denken der PlattesGroup

Der Journalist Michael Bröcker bei einem Auftritt bei „maischberger“.

Der Journalist Michael Bröcker bei einem Auftritt bei „maischberger“. / Thomas Bartilla

Ciro Krauthausen

Ciro Krauthausen

An diesem Donnerstag (23.5.) beginnt in Palma eine weitere Ausgabe des Wirtschaftsforums Neu Denken, das die Wirtschafts-, Steuerberater- und Rechtsanwalts-Kanzlei PlattesGroup gemeinsam mit der Konferenzleiterin Sabine Christiansen seit 2018 auf Mallorca organisiert. Als Moderator neu mit dabei ist Michael Bröcker (47). Der frühere Chefredakteur der „Rheinischen Post“ und des „Pioneer“ leitet heute den Fachbriefing-Dienst „Table.Media“. Wie auch die Mallorca Zeitung ist Table.Media Medienpartner des Forums. Nicht bei dem Treffen im Castillo Hotel Son Vida mit dabei ist Sahra Wagenknecht. Die Linkspolitikerin sagte kurz vor der Konferenz überraschend ab (lesen Sie hier ein Interview, das wir im Vorfeld mit ihr geführt hatten).

Was versprechen Sie sich von Ihrer Teilnahme am Wirtschaftsforum, Herr Bröcker?

Einen dringend notwendigen Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik über die zentralen Fragen in Deutschland: Wo kommt unser Wohlstand in den nächsten Jahren her? Und was ist unser Geschäftsmodell? Deutschland und Europa stehen zwischen einer mit gigantischen Staatsgeldern aufgepumpten US-Wirtschaft und einer immer innovativeren und digitaler arbeitenden chinesischen Wirtschaft. Und Deutschland schneidet in allen relevanten Standortkriterien ganz schlecht ab. Ich hoffe, dass diese klugen Leute, die da zusammenkommen, vielleicht die eine oder andere konstruktive Idee haben.

"Wichtig ist: Wer bricht Grenzen auf und holt kontroverse Gesprächspartner zu einem guten Diskurs an den Tisch."

Damit liegen Sie ganz auf der Linie von Sabine Christiansen und Willi Plattes. Gibt es solche Konferenzen nicht auch in Deutschland?

Natürlich, in Berlin, Baden-Baden, der Schweiz oder neuerdings am Tegernsee … Aber die Mischung der Leute, die Sabine Christiansen und Willi Plattes zusammenbekommen, ist wirklich außergewöhnlich gut. Das Programm zeigt: Bei diesem Treffen dürfte der Finger in die Wunde gelegt werden.

Spielt auch eine Rolle, dass sich die Teilnehmer dafür zurückziehen?

Absolut, zumal wir ja über Mallorca reden – viele Deutsche lieben diese Insel. Die Ruhe, das Draußensein, die Chatham House Rules, die es ermöglichen, vertraulich reden zu können (aus der Konferenz darf nicht zitiert werden, Anm. d. Red.), all das spielt eine Rolle. Man muss sich ab und zu mal für ein paar Tage herausziehen, in unserem Alltag kommen wir nicht mehr dazu, ein Thema sachlich und differenziert in Ruhe zu Ende zu diskutieren. Die Atmosphäre spielt da eine große Rolle, denn ja: Es gibt viele solcher Netzwerkveranstaltungen. Wichtig ist: Wer bricht Grenzen auf und holt kontroverse Gesprächspartner zu einem guten Diskurs an den Tisch. Nur so kommen wir im politischen Diskurs wieder zusammen – und das müssen wir dringend. Die Gräben sind ja tief genug.

"Wenn es keine geschützten Räume für den guten Diskurs geben würde, gäbe es auch keinen guten Diskurs mehr."

Manche kanzeln solche Tagungen als Elitetreffen hinter verschlossenen Türen ab.

Ich sehe das entspannt. Seit 50 Jahren gibt es Davos, seit 1955 die Baden-Badener Unternehmergespräche, nächste Woche trifft sich die Stiftung Familienunternehmen in Berlin, und auch da können nur diejenigen dabei sein, die eingeladen sind. Wenn es keine geschützten Räume für den guten Diskurs geben würde, gäbe es auch keinen guten Diskurs mehr.

Wie interpretieren Sie die Absage von Sahra Wagenknecht?

Das müssen Sie Frau Wagenknecht fragen. Vielleicht hat sie Sorge, dass ihr Auftreten auf Mallorca ein falsches Bild vermittelt, ich hätte mich auf eine Diskussion mit ihr gefreut, neulich erst war sie bei uns im Table.Today Podcast. Und sie sitzt ja in vielen öffentlich-rechtlichen Talkshows. Da wüsste ich nicht, wieso sie nicht auch an einem Wirtschaftsforum auf Mallorca teilnehmen kann.

Sabine Christiansen ist die Konferenzleiterin des Wirtschaftsforums Neu Denken.

Sabine Christiansen ist die Konferenzleiterin des Wirtschaftsforums Neu Denken. / PlattesGroup

Es gab hämische Kommentare auf rechtspopulistischen Websites, die Wagenknecht womöglich alarmiert haben.

So what? Wenn wir uns von irgendwelchen Kommentatoren sagen lassen, wo wir auftreten sollen, haben wir schon das erste Problem. Und es ist ja gerade auch Sahra Wagenknecht, die sich immer gegen diesen wie auch immer gearteten öffentlichen Druck gestellt hat. Ich finde es schade. Aber wir werden auch mit ihrem Schatzmeister Ralph Suikat kritisch diskutieren, was das Bündnis Sahra Wagenknecht eigentlich soll und ob man es braucht.

Auf wen freuen Sie sich noch?

Etwa auf Philipp Justus, den Google Vicepresident Europe, weil ich mit ihm gerne über KI reden möchte und die Geschäftsmöglichkeiten, die sich dafür in Deutschland auftun. Aber die anderen Referenten sind ebenfalls hochinteressant. Es gibt viel zu besprechen.

Auch Ihr eigenes Projekt ist nicht uninteressant: Sie leiten Table.Briefings, eine neue journalistische Form.

Ja, auch wir haben etwas Neues und sind auf einem guten Weg. Wir informieren Professionals mit zehn inhaltlich tiefgehenden journalistischen Briefings, von Africa bis Security. Das Konzept nennt sich deep journalism. Unaufgeregt, tiefgehend, sachlich fundiert bringen wir die Expertise des Journalismus in die für Deutschlands Zukunft wichtigsten Themen. Das passt ganz gut zu Neu Denken. Nachhaltiger Journalismus ist „tiefer“ Journalismus – dass das funktioniert, hat unser Herausgeber Sebastian Turner beim „Tagesspiegel“ schon bewiesen.