Reaktionen auf die Massendemo: Sogar die Immobilienmakler bekunden ihre Solidarität

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt sei "untragbar", so der auf Luxusimmobilien spezialisierte Dachverband ABINI in einer Pressemitteilung

"Mallorca no se vende" - viele Demo-Teilnehmer nahmen auf die typischen "Zu verkaufen"-Schilder Bezug

"Mallorca no se vende" - viele Demo-Teilnehmer nahmen auf die typischen "Zu verkaufen"-Schilder Bezug / Johannes Krayer

Sophie Mono

Sophie Mono

Nach der Großkundgebung in Palma de Mallorca, bei der am Samstagabend (25.5.) mehr als 10.000 Menschen gegen die Wohnungsnot und den Massentourismus auf Mallorca demonstrierten, zeigt sogar die Vereinigung der auf ausländische Zweitimmobilien spezialisierten Immobilienagenturen auf den Balearen (ABINI) ihr Verständnis.

Die Massendemonstration stand unter dem Motto "Mallorca no es ven" (Mallorca steht nicht zum Verkauf) - einer unmissverständlichen Kritik am Immobilienerwerb zur Ferienvermietung oder zur Nutzung als Zweit- oder Drittwohnsitz auf Kosten des Wohnraums für die Einheimischen. Der Mietmarkt ist praktisch ganz zum Erliegen gekomen.

Aufsehenerregende Performance

Für viel Aufmerksamkeit auf der Demo sorgte auch das Künstler-Duo Joan Lluís Caballero und María Jiménez. Er (verkleidet als armer mallorquinischer Landwirt) ließ sich von ihr (verkleidet als Immobilienmaklerin der imaginären Agentur Helgen&Kölbergs) an einer Kette um den Hals durch die Stadt ziehen. Aussage der Parodie: Der gemeine Mallorquiner ist den ausländischen Investmentfonds hilflos ausgeliefert.

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Performance auf der Demo: mallorquinischer Bauer (Joan Lluís Caballero) im Griff der ausländischen Immobilienmaklerin (María Jiménez) / DM

Umso skurriler wirkt da die Pressemitteilung, die der Dachverband der Immobilienmakler noch am selben Samstagabend, kurz nach der Demo, veröffentlichte. "Wir wollen unseren uneingeschränkten Respekt und unsere Solidarität mit der Demonstration ausdrücken", heißt es darin. Die Kundgebung zeige die "dringendsten Probleme" auf, mit denen die Balearen aktuell konfrontiert seien: die "untragbare Belastung durch den Massentourismus" und die "Unzugänglichkeit von Wohnraum".

Weiter heißt es in der ABINI-Mitteilung: "Die Balearen können den Zustrom von 20 Millionen Touristen pro Jahr nicht verkraften, und es ist inakzeptabel, dass 18 Jahresgehälter benötigt werden, um eine angemessene Wohnung zu erwerben". Eine "gemeinsame Anstrengung aller Branchen" sei daher notwendiger denn je, um "nachhaltige und gerechte Lösungen" für die Menschen auf den Balearen zu finden.

Auch Ministerpräsidentin Prohens sieht ein "Limit" erreicht

Tatsächlich sind die Warnungen vor zu hohen Urlauberzahlen auf den Balearen nicht mehr nur aus dem linken politischen Lager zu vernehmen. Vor Kurzem hatte auch die konservative balearische Ministerpräsidentin Marga Prohens einen Richtungswechsel eingeschlagen und betont, dass " ein Limit" erreicht worden sei.

Auch auf den Kanaren gingen in den vergangenen Wochen viele Tausend Menschen wegen ähnlicher Probleme auf die Straße. Die Demonstration in Palma war von einem Tauschring namens "Banc de Temps de Sencelles" initiiert worden.