Ist das "Tourist Go Home" zurück auf Mallorca? Und wenn ja, welche Folgen hat es?

Hoteliers und Reiseveranstalter glauben nicht, dass die Demonstrationen gegen die negativen Begleiterscheinungen des Massentourismus unmittelbare Konsequenzen haben. Auf lange Frist könnte sich dies jedoch ändern

"Tourist Go Home" steht auf einem Schild, das eigentlich auf das Welterbe Tramuntana hinweist.

"Tourist Go Home" steht auf einem Schild, das eigentlich auf das Welterbe Tramuntana hinweist. / DM

Redaktion DM

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Einige Jahre war er verschwunden. Nachdem gerade in Palma in den Boomjahren 2017-2019 Aufkleber und Graffitis mit dem Spruch "Tourist Go Home" zu sehen waren, verschwand der Slogan mit der Pandemie. Man hatte andere Sorgen. Nun scheint der Spruch wieder mehr Anklang zu finden. Bei der Demonstration gegen Massentourismus und Wohnungsnot am Samstag (25.5.), bei der rund 15.000 Menschen durch die Straßen Palmas zogen, war er sehr präsent. Und mittlerweile sind auch in der Tramuntana Graffitis mit "Tourist Go Home" aufgetaucht. So finden sie sich vereinzelt an den Schildern, die auf das Welterbe Tramuntana hinweisen. Doch haben die Diskussionen über die Überfüllung der Insel Auswirkungen auf den Tourismus?

In der Tramuntana hat sich der Unmut über den Massentourismus besonders breit gemacht. Die hohe Anzahl an Radfahrern und Reisebussen sorgt für verstopfte Straßen und genervte Anwohner. In Gemeinden wie Valldemossa und Deià sind in den vergangenen Tagen mehrere Grafittis mit dem Slogan "Tourist go home" gesichtet worden.

Das sagen zwei Hoteliers

"Die Buchungszahlen sind unverändert hoch", sagt ein Hotelier an der Playa de Palma gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". "Man kann aber natürlich nicht ausschließen, dass sich das langfristig ändert. Es könnte sein, dass die Menschen in den touristischen Zielmärkten das Gefühl bekommen, nicht willkommen zu sein." Der gleiche Hotelier betont aber: "Mallorca ist im Mittelmeerraum als Urlaubsziel viel besser aufgestellt als andere Destinationen."

Ein Hotelier vom Norden der Insel erklärt hingegen, es sei noch zu früh, um Konsequenzen festzustellen. Es seien erst wenige Tage vergangen, in denen die Medien in Deutschland die Bilder von der Demo gezeigt haben – unter anderem auch jener Momente, in denen Urlauber von den Demonstrierenden direkt angefeindet wurden. Gleichzeitig seien tourismuskritische Demos nichts Neues im Mittelmeerraum. Es gebe kaum eine Stadt, die sie nicht erlebt habe. "Die Urlauber interessieren sich selten für das, was in ihrem Urlaubsland los ist. Den meisten sind innenpolitische Diskussionen egal."

Das sagt ein Reiseveranstalter

Ein Vertreter eines großen Reiseveranstalters betrachtet die Demo mit Sorge. Dabei werde der Fokus seiner Meinung nach auf falsche Aspekte gesetzt. Man könne nicht den Urlaubern oder der Anzahl an Mietwagen allein die Schuld geben. "Die Infrastruktur ist dieselbe wie vor 20 Jahren", klagt er. Zudem lebten "die Menschen auf den Balearen knapp über der Armutsgrenze". Konsequenzen für das Buchungsverhalten der Urlauber seien unwahrscheinlich, es sei denn, "dass es zu Gewalttaten käme". /pss

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